Review Joe Bonamassa – Different Shades Of Blue

  • Label: Mascot
  • Veröffentlicht: 2014
  • Spielart: Rock

Wenn von JOE BONAMASSA die Rede ist, wird man auch über dessen Veröffentlichungswut sprechen müssen: Von 2009 bis 2012 veröffentlichte der New Yorker jedes Jahr ein Album unter eigenem Namen. Hinzu kamen in dieser Phase drei Alben mit der inzwischen aufgelösten All-Star-Group Black Country Communion, eines mit der Blues-Sängerin Beth Hart und unzählige Live-Releases. Dass JOE BONAMASSA sich für „Different Shades Of Blue“ mehr Zeit ließ als für seine letzten Soloalben, ist insofern auch nur begrenzt richtig, erschienen 2013 mit „SeeSaw“ (mit Beth Hart) und „We Want Groove“ (Rock Candy Funk Party) doch zwei weitere Studio-Outputs sowie fünf Live-CD/DVDs. Immerhin reichte dem Workaholic aber die Zeit, für „Different Shades Of Blue“ alle Songs selbst zu schreiben, ein Novum angesichts der von Coverversionen geprägten Vorgänger.

Dennoch ist „Different Shades Of Blue“ insofern die logische Fortführung von „Driving Towards The Daylight“, als hier etwa beim Titelsong oder bei „Dislocated Boy“ ein neuer Level im Songwriting erreicht wurde; auf diesem Niveau agiert JOE BONAMASSA auf dem neuen Album konstant. Wenn Produzent Kevin Shirley sagt, „Different Shades Of Blue“ verdiene es, am Stück gehört zu werden, drückt er damit treffend den Umstand aus, dass das Album homogen wie nie zuvor klingt. Und das, obwohl Bonamassa mehr denn je die Blues-Scheuklappen abgelegt hat und etwa durch den häufigen Einsatz einer Bläsergruppe durchaus auf Elemente zurückgreift, die seinem Sound eine neue Facette hinzufügen: „Different Shades Of Blue“ klingt trotzdem rund wie wohl kein Vorgängerwerk.
Dennoch muss man sich auf den anderen Seite keine Sorgen machen, dass der Meister seinen Stil verraten würde: Gerade der Titelsong, zweifellos die Hymne des Albums, könnte so oder ähnlich auch auf „Driving Towards The Daylight“ stehen und präsentiert alle bekannten Qualitäten Bonamassas: Präzises Spiel, geschmackvoller Klang und trotz der technischen Fertigkeiten das Bewusstsein, dass stets der Song im Vordergrund steht. Dieser wartet denn auch mit einem großen Refrain auf, der die beeindruckende stimmliche Entwicklung des Gitarristen dokumentiert: Von der einst etwas schwächlichen Performance ist nichts mehr festzustellen, Bonamassa ist längst in der Lage, technisch wie bezüglich des emotionalen Ausdrucks umzusetzen, was den Songs angemessen ist und wagt sich inzwischen gar in rauere Gefilde vor – noch auf einem Album wie „Dust Bowl“ kaum denkbar.

„Different Shades Of Blue“ klingt nicht wie das x-te Aufkochen von Altbekanntem, das für den Blues zwar charakteristisch, dadurch aber nicht unbedingt erfrischender ist. Sich zumindest für den Moment von Coverversionen loszusagen und den Hörern kein Schema F zu liefern war definitiv die beste Entscheidung, die JOE BONAMASSA nach den unzähligen Releases, auf welchen man sein bisheriges Schaffen in mannigfaltigen Manifestation nachvollziehen konnte, treffen konnte. Man darf gespannt sein, wo die Entwicklung des aktuell wohl angesagtesten Bluesgitarristen noch hinführt.

Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Marius Mutz

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