Juli 2009

Review Pantheon I – Worlds I Create

  • Label: Non Serviam
  • Veröffentlicht: 2009
  • Spielart: Black Metal

Dass PANTHEON I auf ihre Art und Weise Exoten in der von Stereotyp-Individualisten und Bands, die sich für das Aussergewöhnlichste unter Satans Sonne halten, überbevölkerten Black Metal-Szene sind, ist nichts Neues – wie viele Bands dieses Genres haben schon ein Cello in der Stammbesetzung? Mir fällt auf Anhieb keine ein…
Nachdem ihre ersten beiden Alben zwar überall für gute, aber doch nicht immer überschwängliche Kritiken sorgten, steht nun mit „Worlds I Create“ das mittlerweile dritte Album des norwegischen „All-Star-Projektes“ aus (Ex-)Mitgliedern von 1349, Sarkom, Koldbrann und Den Saakaldte ins Haus.

Da die Herren und die Dame allesamt gestandene Musiker sind, braucht über technische Fertigkeiten in diesem Kontext nicht lange diskutiert zu werden – die Präzision und Perfektion, mit der hier gearbeitet wird, sucht ihresgleichen. Viel eher der Einsatz eben jener Fertigkeiten war es, der bereits beim Vorgängerwerk, „The Wanderer And His Shadow“, viel Stoff für Diskussionen bot. Für die Einen eines der vollendetsten Werke des neueren Black Metal, progressiv, anspruchsvoll und individuell, war es vielen zu zerfahren, zu chaotisch und zu wenig eingängig. Und irgendwie hatten beide Seiten nicht ganz unrecht – war doch das Potential und der kreative Geist der Band zu jeder Zeit erkennbar, allerdings nicht immer auch nachvollziehbar.
Genau in diesem Punkt unterscheidet sich „Worlds I Create“ deutlich von seinem Vorgänger: Die Songs wirken abgeklärter, in sich geschlossener und dadurch auch nachvollziebarer.Man läge natürlich völlig falsch, würde man nun meinen, PANTHEON I wären im Jahre 2009 weniger progressiv – aber vielleicht sind sie ein bisschen weniger offensichtlich progressiv:Von der Stimmung her ist „Worlds I Create“ dabei stellenweise der der letzten Veröffentlichungen aus dem Hause Keep Of Kalessin recht nahe, zumal der Gesang und die teils atemberaubenden Gitarrenshreddings durchaus Parallelen aufweisen.
Allerdings lassen PANTHEON I dabei den „Kitschfaktor“, den Keep Of Kalessin durch ihre pompösen Songaufbauten seit den letzten beiden Veröffentlichungen anhaftet, gänzlich außen vor – und das, obwohl man mit Stilmitteln wie klarem Gesang oder eben den obligatorischen Streichern arbeitet, die Songs schnell pompös und überladen wirken lassen.
Nicht so jedoch hier: Die rohen Riffs, das geradezu infernalische Drumming sowie der harsche Gesang von Andrè Kvebek, dem ehemaligen 1349-Gitarristen (als Tjalve) tragen alle ihren Teil dazu bei, ein Abdriften in schwülstige Gefilde zu verhindern. Stellenweise geht man dabei durchaus so hart zur Sache, dass man sich bei 1349 wähnen könnte… jedoch wechseln sich diese Passagen mit diversen ruhigeren Parts ab, die beispielsweise vom Cello dominiert werden.
Das Cello spielt dabei eine interessante Rolle: Einerseits sicherlich der „Star“ der Besetzung, da eines der Hauptcharakteristika der Band, andererseits stets so dezent und elegant eingesetzt, dass es zu keiner Zeit überbetont wäre oder sich in den Mittelpunkt zu drängen scheint – wenn das denn bei diesem beeindruckenden Instrument überhaupt möglich ist…
Generell wirkt „Worlds I Create“ durch all diese Faktoren düsterer, schärfer und einnehmender als alles, was diese Band bisher von sich gegeben hat – die Atmosphäre scheint weit dichter gepackt als dies bisher der Fall war, das Album lässt einen klaren roten Faden erkennen.
Allein einige Textpassagen wirken auf mich etwas unpassend, da es sich für mich nicht ganz erschließen will, wie sich eine Band, die einen derart hohen musikalischen Standard erfüllt, mit derart plakativen – soweit man es, ohne die Lyrics vorliegen zu haben, heraushören kann – banal-satanistischen Texten zufriedengeben kann. Offensichtlich scheint den Skandinaviern die Thematik jedenfalls noch nicht, wie so mancher deutschen Avantgarde-Black Metal-Band, zum Halse herauszuhängen. Irgendwie cool, retro, oldschool, aber dennoch fände ich es noch bezaubernder, wenn die Progressive Musik durch progressive (im banalen Sinne von „fortschrittlich“) Texte abgerundet würde.

Doch auch so ist „Worlds I Create“ ein in sich sehr stimmiges, beeindruckendes Album:
Spielerisch und soundtechnisch über jede Kritik erhoben, bieten PANTHEON I hier vielseitigen, sehr eigenständigen Black Metal, der hauptsächlich dadurch besticht, dass er einerseits viele traditionelle Stilmittel enthält, andererseits diverse Elemente wie das oben bereits genannte Cello oder Klargesänge elegant einfließen lässt.
Mit ihrem dritten Album zeigen PANTHEON I jedenfalls eindrucksvoll, was sie können und wohin sie wollen – denn „Worlds I Create“ ist weit mehr als nur eine logische Konsequenz aus den beiden Vorgängeralben.

Wertung: 9 / 10

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