Das Cover von "Banshee" von Sabu

Review Sabu – Banshee

  • Label: Frontiers
  • Veröffentlicht: 2022
  • Spielart: Hard Rock

Paul Sabu ist ein echtes Phänomen: Seine Person lässt sich ohne größere Schwierigkeiten mit so ziemlich jeder bekannten Hard-Rock-Band von Alice Cooper bis W.A.S.P. sowie mit dem Soundtrack von TV-Hits wie „Sex And The City“ oder „Baywatch“ in Verbindung bringen, aber trotzdem kennt ihn kaum jemand mit Namen. Das mag daran liegen, dass seine Erfolge unter eigenem Namen stets überschaubar blieben, denn abgesehen vom 1985 erschienenen „Heartbreak“ scheint keines seiner Werke die goldenen 80er in der kollektiven Erinnerung der Metal-Gemeinde überdauert zu haben. Nach einem unterirdischen Solo-Album namens „Strange Messiah“ (2007) hat der Mann nun seine Band SABU nach fast 20 Jahren reaktiviert und zusammen mit Bassist Barry Sparks (u. a. Michael Schenker Group) ein neues Album namens „Banshee“ aufgenommen.

Das angesprochene Muster aus guter Arbeit, die bei Herrn SABU zumindest unter eigenem Namen oft zu einen Endergebnis führt, das nicht nur überzeugt, ist auch für „Banshee“ charakteristisch: Auf der „Haben“-Seite hat man es hier mit einem AOR-lastigen Hard-Rock-Album ganz im Stile der 80er mit verdammt starkem Songwriting zu tun. Stilistisch ähnliche Bands sind bei Frontiers Music keine Seltenheit, aber an Nummern wie dem treibenden Opener „Blinded Me“, dem Journey-mäßigen Titelstück oder „Love Don’t Shatter“ lässt sich leicht ablesen, dass Mr. SABU bessere Songs schreibt als das Gros der süditalienischen Reißbrett-Projekte.  Nicht zuletzt die Single „Kandi“ zeigt, dass dabei kein Klischee ausgelassen wird, aus der Feder des Bandkopfs ist das aber ebenso authentisch wie glaubwürdig.

Obendrein ist „Banshee“ ein weitaus abwechslungsreicheres Album geworden, als man in dieser Sparte erwartet. Neben den erwähnten AOR-Nummern gibt es mit kreativ betitelten Songs wie „Rock“ oder „Rock The House“ und „Back Side Of Water“ breitbeinigen Hard Rock und in „Dirty Money“ bieten SABU coolen Southern-Groove. Vor allem in den AOR-Songs meint man das Talent des Bandleaders als Filmkomponist herauszuhören, denn manch ein Stück hätte auch als Soundtrack eines Leinwandhits der 80er getaugt. Abgerundet wird das stimmige Gesamtbild von Paul Sabus Gesang, denn der Mann verfügt mit seiner rauchigen und doch melodischen Stimmer über ein Organ, das für dieses Genre passender nicht sein könnte.

Was also stimmt an „Banshee“ nicht? Zum einen hätte Mr. SABU gut daran getan, sich für sein Comeback einen fähigen Leadgitarristen zu organisieren. Der Bandkopf spielt hier sämtliche Soli selbst und das ist leider nie so gut, wie es sein könnte (bzw. müsste) und klingt in den schlimmsten Momenten nach „viel gewollt und nichts gekonnt“ – so wirken die großartigen Songs an ihren Höhepunkten amateurhaft und das ist schon ein bisschen peinlich. Ähnlich verhält es sich mit dem Sound der Platte: Während man über das allen Anzeichen nach programmierte Schlagzeug noch hinwegsehen kann, klingen auch die Gitarren auf „Banshee“ stets zu dünn und SABU kommen insgesamt viel weniger fett als viele ähnliche Frontiers-Bands aus den Boxen. Das ist wahrlich schade, weil das Material an sich eben so viel stärker ist.

Paul Sabu ist ein großartiger Songwriter und ein hervorragender Hard-Rock-Sänger. Er ist aber auch ein – mittlerweile – ziemlich mittelmäßiger Lead-Gitarrist und eher mäßiger Toningenieur – beides wird auf „Banshee“ deutlich. Dass er sich für das neue SABU-Album aus welchen Gründen auch immer dagegen entschieden hat, mit einem weiteren Gitarristen sowie einem externen Studio zusammenzuarbeiten, bedeutet mehr als nur eine vergebene Chance, denn es lässt sich erahnen, wie viel größer der Effekt dieser Songs dann ausgefallen wäre. So ist „Banshee“ ein wirklich gut komponiertes Hard-Rock-Album, dem aufgrund mittelmäßiger Performance und Produktion der Aufstieg aus der Durchschnittlichkeit verwehrt bleibt. Einfach schade.

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Wertung: 6.5 / 10

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