November 2010

Review Solefald – Norrøn Livskunst

Wer sich 15 Jahre mit einem total abgefahrenen Projekt durchschlägt, sich von nichts von seinem Weg abbringen lässt und am Ende mit seiner wirklich sehr speziellen Musik auch noch verhältnismäßig bekannt wird, muss entweder von unbändigem Willen oder unerschütterlichem Selbstbewusstsein getrieben sein. Die beiden Herren hinter SOLEFALD sind wohl beides… und so wird auch das mittlerweile siebte Album des norwegischen Duos wieder Geister scheiden: Denn eines hat sich auch 2010 nicht geändert: SOLEFALD mag man nicht. SOLEFALD liebt man, oder man hasst sie.

In der bürgerlichen Genre-Welt am ehesten irgendwo zwischen Folk und Black Metal anzusiedeln, sind SOLEFALD alles in allem eigentlich weit davon entfernt, in die vollkommen verschrobene Nerd-Ecke des Avantgarde gesteckt zu werden – finden sich doch auch auf „Norrøn Livskunst“ wieder diverse fast schon „normale“ Black Metal-Riffs und Folk-Melodien… und doch: Irgendwie schaffen es SOLEFALD immer wieder, ihrem Schaffen einen Hauch des Aussergewöhnlichen mitzugeben, es von der breiten Masse abzuheben und durch diverse Stilbrüche vielseitiger (jedoch zugegebenermaßen nicht immer leichter genießbar) zu machen. Doch wo die früheren Alben auf mich bisweilen noch etwas zerfahren und mit zu vielen Ideen vollgepackt wirkten, ist „Norrøn Livskunst“ im Vergleich dazu zwar nicht weniger abwechslungsreich, jedoch deutlich homogener und somit auch eingängiger. Sicherlich, immernoch könnte man die Musik der beiden Herren gleichwohl mit Thyrfing wie System Of A Down vergleichen, immernoch passiert in jedem einzelnen Song mehr als auf so manchem Album anderer Gruppen und immernoch hat das Gesamtwerk vielleicht musikalisch, jedoch keinesfalls von der Gesamtatmosphäre her etwas mit Black oder Folk Metal zu tun. Und dennoch: Alles in allem wirkt „Norrøn Livskunst“ runder, in sich geschlossener, vollendeter… um nicht zu sagen: Erwachsener.

Ein gutes Beispiel hierfür ist Agnete Maria Forfang Kjølsruds Gastbeitrag am Mikrophon bei dem Song mit dem schönen Titel „Tittentattenteksti“ : Wo man sich bei Dimmu Borgir zumindest bei den ersten Hördruchgängen über die etwas aussergewöhnliche Stimme der Dame in „Gateways“ wundert, passt diese zu dem an sich schon etwas verqueren Schaffen von SOLEFALD wie angegossen… vielleicht aber auch eben nur, weil man sich hier über nichts mehr wundert. So spannen SOLEFALD auch auf ihrem siebten Album wieder eine Welt zwischen Saxophon, melancholisch-ruhigen Passagen und stürmischen Black Metal-Riffs auf, aus denen man Cornelius‘ zweites Projekt, Sturmgeist, deutlich heraushört – und das nicht nur im Titeltrack, der musikalisch mit Motiven aus dem Sturmgeist-Song „Himmelen Faller“ vom 2009 veröffentlichten Album „Manifesto Futura“ arbeitet.

Auch, wenn SOLEFALD vielleicht noch nicht den Rang und Namen von Ulver oder Dødheimsgard haben, so sind sie doch eine Instanz in der Welt des Avantgarde-Metals – und das vollkommen zu recht, wie sie mit „Norrøn Livskunst“ eindrucksvoll beweisen. Vielseitig, abwechslungsreich und doch wie aus einem Guss – so muss Avantgarde klingen. Oder, auf den Punkt gebracht von Lars ”Lazare” Nedland: „Norrøn livskunst” shows a band that has been through many a musical experiment and all kinds of genre-stretching exercises. It’s black metal and rock, eighties pop and jungle, seriousness and humor in perfect union, even if the base is still the (black) metal, we started off with as a band.”

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