Review Stone Sour – House Of Gold & Bones Part I

Nicht all zu lange, genauer gesagt knapp zwei Jahre, ist es her, dass STONE SOUR mit „Audio Secrecy“ ihr drittes Album herausbrachten – und mit dem dort eingeschlagenen Stil damit nicht überall auf offene Ohren stießen: Zu soft, weichgespült, lasch… im Vergleich zum direkten Vorgänger, „Come What(ever) May“, aber auch zum selbstbetitelten Debüt aus dem Jahre 2002 war „Audio Secrecy“ schlichtweg belanglos: Denn obwohl natürlich auch dieses Album mit Songs wie „Digital (Did You Tell)“ seine Hits hatte, hatten hier selbst die gefühlvollsten Balladen nicht den Tiefgang, der Balladen wie „Through Glass“ oder „Bother“ so glaubwürdig klingen lässt – kraftvolle Rock-Hits wie „30/30/150“ oder „Get Inside“ vermisste man zudem völlig.

Nun steht mit „House Of Gold & Bones Part I“ der nächste Release des Zweitprojekts der Slipknot-Musiker Corey Taylor und Jim Root ins Haus – und mit ihm die Frage, ob STONE SOUR es schaffen, mit diesem Album die Kurve noch einmal zu kriegen, oder gänzlich in den Bereich des Radio-Rocks abdriften.
Und schon die ersten Takte des Openers, „Gone Sovereign“ bringt gleichermaßen Auf- wie Erlösung – denn „Kurve kriegen“ kann keine Rede sein … hier wird Kampflinie gefahren.Nach einem Einstieg, wie ihn sich ein Rock-Album nur wünschen kann, legt der Track erst so richtig los, und weiß mit furiosen Soli, einem kraftvollen Refrain und einem knackigen Mainriff mehr als zu begeistern. Der beim ersten Durchlauf deutlich vernehmbare Schlag neben der Zählzeit war übrigens nur der Stein, der mir vom Herzen gefallen ist. Und auch die folgenden Nummern stehen dem mehr als starken Anfang in nichts nach: Mit „Absolute Zero“ und „A Rumor Of Sin“ legen STONE SOUR gleich zwei weitere Rockhits nach, die jeweils im Alleingang alles, was man auf dem Vorgängeralbum zu hören bekommen hatte, in den Schatten stellen. So vereinen die Herren aus Iowa hier alle ihre Stärken: Gefühlvolle Soli treffen auf Riffs, die endlich wieder diesen Namen verdient haben. Gekrönt wird das Ganze durch die wohl elegantesten Gesangslinien, die Mr. Taylor bislang hat hören lassen – und zwar in der Theorie, wie auch der Praxis: Denn waren die Ideen, die Slipknots #8 diesbezüglich hatte, immer schon gut, hat er mittlerweile auch hinsichtlich seiner Gesangstechnik ein Niveau erreicht, auf dem er ganz oben mitspielen kann, wie gerade „Rumor Of Sin“ beweist.
Natürlich fehlen auf „House Of Gold & Bones Part I“ auch die Balladen nicht. Allerdings sind diese hier wohldosiert und mit dem Zweiminüter „The Travelers“ auf der vier, sowie dem vielleicht sentimentalsten STONE SOUR-Track bislang, „Taciturn“, an Position acht elegant auf die Tracklist verteilt. Die verhältnismäßig geringe Balladendichte ist jedoch nicht mit einem Mangel an berührenden Momenten gleichzusetzen – wissen doch auch Rock-Nummern wie „Tired“ durch den gefühlvollen Gesang Taylors mitzureißen.

Dass „House Of Gold & Bones Part I“ ein sehr durchdachtes Werk ist, wird jedoch nicht nur an der Musik augenscheinlich – legt die nach dem Ausstieg von Bassist Shawn Economaki als Quartett agierende Truppe hier doch den ersten Teil eines Doppel-Konzeptalbums vor, welches nicht nur textlich eine umfassende Geschichte erzählt, sondern zudem durch diverse weitere Aspekte, von Musikvideos bis zu einem Comic-Buch, ergänzt wird. Wie notwendig das ist, ist selbstverständlich Ansichtssache – solange die Musik dabei jedoch auf einem derart hohen Niveau spielt, kann man sich über derartiges Drumherum nicht beschweren – peinlich wird derlei Brimborium erst, wenn man das Gefühl bekommt, hier würde zwanghaft versucht, etwas zu pushen, das musikalisch nicht für sich selbst stehen kann.

Auch wenn das Album mit (beziehungsweise nach) „Last Of The Real“ recht unvermittelt endet, liefern STONE SOUR mit ihrem bislang vierten Album definitiv ein Meisterstück ab: Insgesamt wieder deutlich rockiger als der Vorgänger, präsentieren sich die Herren aus Des Moines auf dem ersten Teil ihrer „House Of Gold & Bones“-Doppel-CD kraftvoller denn je – eine Entwicklung, von der auch die so hervorgehobenen gefühlvollen Momente nur profitieren.
So überrascht das Werk auf ganzer Linie – war nach „Audio Secrecy“ doch nicht unbedingt mit einer Kurskorrektur in Richtung härterer Gefilde zu rechnen – und bringt STONE SOUR last but not least wieder auf Augenhöhe mit Five Finger Death Punch, welche mit ihrem letzten Output „American Capitalist“ im gleichen Genre doch ziemlich stark vorgelegt hatten.

Fazit: Für STONE SOUR-Fans definitiv ein Pflichtkauf, der jedoch auch ganz generell jedem Rock-Fan wärmstens empfohlen werden kann … und schon jetzt mehr als nur Lust auf „House Of Gold & Bones Part 2“ macht.

Anspieltipps: „Gone Sovereign“, „Tired“, „Taciturn“

Wertung: 9.5 / 10

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