Review The Foreshadowing – Days Of Nothing

“Wir fühlen uns nicht als Teil dieser Welt und wir haben es nicht nötig, an irgendeine Macht, irgendeinen Grundsatz oder Lebensstil zu glauben. Wir warten nur auf das richtige Ende dieser falschen und grausamen Welt“

Fürwahr, es sind recht plakative Worte, mit denen die Italiener THE FORESHADOWING das Info zu ihrem Debütalbum „Days Of Nothing“ beschließen. Selbigen entnimmt man, gesetzt dem sehr wahrscheinlichen Fall, dass einem die Band bislang unbekannt war, dass es die Truppe zumindest von der Idee her schon seit 1997 gibt. Bis 2006 passierte zwar recht viel, aber nichts davon ist wirklich erwähnenswert. Doch dann hatte Bandgründer Alessandro Pace (u.a. Dope Stars Inc., Spiritual Front und Klimt 1918 (wo so ziemlich die ganze Band zumindest mal eine Weile involviert war)) seine Mannen beisammen und machte sich an die Arbeit, ein Album voller Schmerz, Trauer und persönlicher Tragödie aufzunehmen. Wie erwähnt, geht es hier und da recht plakativ zur Sache, aber damit hätten wir den Negativpunkt von „Days Of Nothing“ bereits abgearbeitet.

Denn der Rest ist ein herbsttaugliches Meisterwerk der Sonderklasse! Vom ersten, schüchternen Akkord bis zum in bitterer Ausweglosigkeit endenden „Into The Lips Of The Earth“ stimmt hier im Prinzip alles. Größtenteils werden die Songs entsprechend der Ausrichtung langsam und so unglaublich melancholisch gehalten, dass man fast Angst bekommen könnte. Gleichzeitig ziehen und ziehen und ziehen die Lieder unweigerlich in ihren Bann, so dass man sich kaum von ihnen lösen kann. Stellvertretend für das gesamte Album sei hier der Refrain von „Eschaton“ genannt, mit einem langgezogenen „Ah“-Gesang greift quasi eine Hand aus den Boxen und lässt einfach nicht mehr los. Auch wenn dieser Track das enorme Niveau des Albums locker hält, sind meine persönlichen Favoriten dennoch andere. Zum Beispiel „Departure“, mit einem schmerzlich-zerbrechlich wirkenden Mittelteil, welcher einem die eine oder andere Träne ins Auge, zumindest aber ins Herz zaubert. Oder „Last Minute Train“ und „The Fall“, welche ebenso magische wie traurige Momente heraufbeschwören, so dass man sich nicht mal sicher sein kann, ob die Musiker das überhaupt so im Sinn hatten. Fast kommt es einem so vor, als wenn Romeo der Julia schmachtende Liebesgedichte schreibt und diese mit einer Atmosphäre voll mit seinem Herzblut vertont. Nach Weltuntergang hört es sich also nicht an, aber schön, so hört es sich ganz gewiss an. Leider blieben Fragen nach den Texten, die der CD nicht beilagen, unbeantwortet, aber nach allem, was man heraushören kann, sind sie mindestens genauso verzweifelt wie die Musik. Ob dies wirklich so nötig war, ist ja in der Einleitung schon angezweifelt worden, vielleicht sollte man diese betont düstere Ausrichtung auch nicht allzu ernst nehmen, sondern sich lieber an der herrlichen Musik erfreuen.

Eigentlich ist „Days Of Nothing“ ein Album, welches ich mir von der britischen Düsterlegende My Dying Bride gewünscht hätte (es finden sich in einigen Songs auch durchaus Riffs, die auch von Aaron Stainthorpe und Co hätten stammen können), die Qualität der Mannen von der Insel haben THE FORESHADOWING allemal und das will ja schon was heißen. Die Italiener verstehen es, auch an einem brütenden Hochsommertag die Sonne auszuknipsen und einen dunkles, leeres Feld zu hinterlassen. Sicher nichts für seichte Gemüter, wer aber gerne mal ein Bad in seinem eigenen Selbstmitleid unternehmen möchte, ist herzlich eingeladen, THE FORESHADOWING zeigen, wie es geht. Genrefreunde können hier blind zuschlagen, allen anderen empfehle ich dringend, die Truppe mal bei MySpace oder so anzutesten, niemand dürfte es bereuen. Ich jedenfalls hoffe, dass wir auf das nächste Album nicht noch einmal so lange warten müssen, bzw., dass es überhaupt noch ein weiteres Werk gibt, wenn man die einleitende Ankündigung mal wörtlich nimmt.

Wertung: 9.5 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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