Und sonst so … Februar 2018

Metal ist eines der der lebendigsten Genres, die es gibt. In der Folge ist es bei der mittlerweile enormen Zahl an Veröffentlichungen schier unmöglich geworden, sämtliche Alben in ausführlichen Reviews vorzustellen. In unserer Rubrik „Und sonst so …“ kommen deswegen in Form von Kurz-Kritiken ein paar der Alben zur Sprache, die trotz Zeitmangel und Überangebot nicht unter den Teppich fallen sollten.


Beorn's Hall - Estuary

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BEORN’S HALL ist ein US-amerikanisches Duo, das sich dem Black Metal verschrieben hat und mit „Estuary“ das zweite Full-Length über Naturmacht Productions vorlegt. Über rund 56 Minuten erstrecken sich die acht neuen Songs plus Intro. Vulcan und Rognvaldr arbeiten mit vielen akustischen Elementen, die sehr gut funktionieren. Den größtenteils räudigen Vocals fehlt es leider an der nötigen Durchschlagskraft, während die musikalisch brachial-düsteren Passagen einen passablen Eindruck hinterlassen. Die wirklich mitreißenden Ideen fehlen BEORN’S HALL auf „Estuary“ aber. Unter dem Strich bleibt also ein mittelmäßiges Black-Metal-Album, dessen Produktion etwas mehr Tiefgang gut vertragen hätte.

[Christian Denner]


Franz Ferdinand - Always Ascending

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Fünf Jahre sind ins Land gegangen, seit FRANZ FERDINAND ihr letztes Studioalbum „Right Thoughts, Right Words, Right Action“ veröffentlichten. Gitarrist und Keyboarder Nicholas McCarthy stieg mittlerweile aus, der durch Julian Corrie (Keyboard) und Dino Bardot (Gitarre) ersetzt wurde. „Always Ascending“ vereint insgesamt zehn Songs, die stark vom Synth Pop geprägt sind, aber auch Indie-Rock-Elemente aufweisen, was wohl der Zusammenarbeit mit Philippe Zdar (Cassius) und der Band Phoenix geschuldet ist. Die rotzige Post-Punk-Seite ist einer entspannteren und erwachseneren Version gewichen, die FRANZ FERDINAND gut steht. Ein wenig der spannenden Atmosphäre von Songs wie „This Fire“ oder „Ulysses“ wäre dennoch wünschenswert gewesen.

[Christian Denner]


Brian Fallon - Sleepwalkers

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Bekanntheit erlangte BRIAN FALLON vor allem mit The Gaslight Anthem, die seit 2015 eine Pause einlegen und 2018 zum zehnten Jubiläum des Albums „The ’59 Sound“ für zehn Konzerte zurückkehren. Mit „Sleepwalkers“ legte der Sänger und Gitarrist jetzt sein zweites Solowerk vor. Im Grunde sind die zwölf neuen Songs Folk-Rock, haben aber den Hang zur Radiotauglichkeit mit vielen Handclaps und Fingerschnipsen. Der Schmerz des BRIAN FALLON und seinen Texten geht in dieser fröhlichen Atmosphäre oft unter. Das gelingt in den Balladen wie „Etta James“ oder dem abschließenden „See You On The Other Side“ deutlich besser. Trotzdem ein solides Album, das nicht zu sehr in den Mainstream abdriftet.

[Christian Denner]


Turbonegro - RockNRoll Machine

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Ein Knall zu Jahresbeginn, denn auf den Tag genau 20 Jahre nach „Apocalypse Dudes“ erscheint ein das neue Album von TURBONEGRO mit dem Titel „RockNRoll Machine“. Sechs Jahre nach ihrem letzten Album sind TURBONEGRO mit elf Titeln in 38 Minuten zurück und bieten dem Hörer all die Trademarks der Band: Absolute Abgedrehtheit schon im Intro und straighten Rock im ersten richtigen Song, Adrenalin pur und Hingabe an den Rock, gepaart mit Lässigkeit und einer guten Prise Freaktum. Dabei ist „RockNRoll Machin“ immer wieder mit spacigen Synthies durchsetzt, die dem geradlinigen Rock TURBONEGROs ein psychedelisches Element beimischen. Genau so muss diese Band klingen!

[Christoph Emmrich]


Cypecore - The Alliance

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„Cyberthrash“ – so bezeichnen CYPECORE selsbt ihren Stil. Dahinter verbirgt sich eine Mischung aus nicht übertrieben hartem Melodic Death Metal, einer guten Prise Groove Metal und thrashigem Riffing sowie eineigen Industrial-Elementen. Auch „The Alliance“, das vierte Album der Mannheinmer, bietet diesen Stilmix und kann damit auf den ersten Blick durchaus punkten. Leider nur auf diesen, denn je länger sich die Scheibe hinzieht, desto weniger kann sie begeistern. Sicher ist nichts auf „The Alliance“ wirklich schlecht gemacht, nur eben auch nicht wirklich gut. Es fehlt das begeisternde Moment, dass CYPECORE von der Horde der Truppen, die sich bereits seit Anfang/Mitte der 2000er am Groove Metal abarbeiten, herausheben würde.

[Christoph Emmrich]


WAKE - Misery Rites

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„Misery Rites“ ist ein brutales, dreckiges, düsteres Werk irgendwo zwischen Grindcore, Crust und Post-Metal. Obwohl das Album der Kanadier gerade einmal eine knappe halbe Stunde lang ist, sagen sie in der Zeit genau so viel, wie es zu sagen gibt – und das beeindruckend rabiat. WAKE zeigen, dass bretternde Brachialität auch gutes Songwriting und technisches Können benötigt und dass sie beides draufhaben. Dass darüber hinaus der kraftvolle, klare und trotzdem raue Sound des Albums die Härte perfekt transportiert, ist noch ein zusätzlicher Pluspunkt.

[Simon Bodesheim]


Alterbeast - Feast

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Auf „Feast“ präsentieren sich ALTERBEAST als eine Art Tech-Death-Version von The Black Dahlia Murder. Die unterhaltsamen und fetzigen Songs punkten mit starken Riffs, auch wenn das furchtbare Coverartwork das nicht vermuten lässt. Einen Innovationspreis wird das alles zwar sicher nicht gewinnen, aber als moderner Technical Death Metal ist das alles wirklich verdammt cool und sauber ausgeführt. Einzig das “Where Dead Angels Lie”-Cover wirkt ziemlich deplatziert. Was die Band sich bei dieser Songwahl wohl gedacht hat?

[Simon Bodesheim]


Crescent - The Order Of Amenti

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Gefühlt sind in den letzten zwei Jahren ungewöhnlich viele Oriental-/Egyptian-Extreme-Metal-Bands aufgetaucht. CRESCENT sind allerdings zur Abwechslung mal tatsächlich aus Ägypten und zeigen auf ihrem zweiten Album, wie Nile klingen könnten, wenn sie endlich ihre Alben mal ordentlich produzieren lassen und die ganzen “Schaut-mal-wie-schnell-ich-Skalen-rauf-und-runter-spielen-kann”-Soli weglassen würden. Sprich: wie Nile in gut klängen. Wirkliche Hits hat das Album zwar nicht, gut gemacht ist es aber definitiv. Wer auf sowas steht, sollte mal reinhören.

[Simon Bodesheim]


Deathwhite - For A Black Tomorrow

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DEATHWHITE aus dem Hause Season of Mist bieten auf „For A Black Tomorrow“ eine interessante Mischung aus System-of-a-Down-Alternative-Metal und Katatonia-Dark-/Doom-Metal. Das ist alles wirklich geschmackvoll, aber es sind trotzdem kaum Songs dabei, die einem wirklich im Gedächtnis bleiben oder bei denen man das Bedürfnis verspürt, sie immer wieder zu hören. Es läuft schön durch und ist ein sehr angenehmes Debütalbum, die Produktion ist hervorragend, die Musik makellos eingespielt und der Gesang ist wirklich umwerfend – aber der finale Funke springt leider trotz allem nicht über. Mal sehen, was die Band in Zukunft auf die Beine stellt. Talent ist jedenfalls vorhanden.

[Simon Bodesheim]


Turnstile - Time & Space

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TURNSTILE sind zurück und legen mit ihrem neuen Album „Time & Space“ eine Platte vor, die sich weit aus dem Hardcore herausbewegt. Die Scheibe bietet viel mehr, als das noch auf dem Vorgänger der Fall war. Sicher gibt es immer noch knüppelharten Hardcore, doch auch Post-Punk („Can’t Get Away“), jazzige Loungsmusik („Disco“) und mit „Big Smile“ einen Track, aus dessen Thrash auf einmal ein lupenreines Status-Quo-Riff herausspießt. Das beste an „Time & Space“ ist jedoch, dass es TURNSTILE gelingt all diese verschiedenen Stile zu einem schlüssigen Ganzen zu verbinden, wobei Hardcore der rote Faden der Scheibe. Sicher eine der momentan spannendsten Bands des Genres.

[Christoph Emmrich]


Publiziert am von Simon Bodesheim, und Christian Denner

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