Review Vuur & Zijde / Impavida – Split

  • Label: Prophecy
  • Veröffentlicht: 2020
  • Spielart: Black Metal

Üblicherweise veröffentlichen Bands, die noch am Anfang ihres Werdegangs stehen, zuallererst ein Demo als Probelauf, eine kompakte EP oder sogar ein ganzes Album. Eine Split, auf der man sich das Rampenlicht mit einer anderen Band teilen muss, ist als erstes Lebenszeichen hingegen ein Kuriosum. So gesehen ist es nur folgerichtig, dass sich VUUR & ZIJDE („Feuer und Seide“) in Form einer gemeinsamen Veröffentlichung mit den ebenfalls alles andere als austauschbaren IMPAVIDA selbst aus der Taufe heben: Die dahinterstehenden Niederländer sind bereits aus den Black-Metal-Gruppen Laster, Nusquama und Terzij De Horde für ihre unkonventionellen Kreationen bekannt.

Der Plan, den das Trio mit seinen drei ersten Songs, die im Übrigen exklusiv der Split vorbehalten sein und nicht für das angedachte Debütalbum wiederverwertet werden sollen, verfolgt, mutet hingegen enttäuschend gewöhnlich an. VUUR & ZIJDE orientieren sich hierauf nämlich am rumpelnden Sound klassischer Second-Wave-Demos – mit allem Guten und Schlechten, was dazugehört. So warten die Niederländer ähnlich wie ihre skandinavischen Vorbilder vor knapp 30 Jahren zwar mit einigen spannenden Ideen auf, setzen diese jedoch recht unbeholfen um. Der geheimnisschwangere, ungreifbare Frauengesang, die vereinzelt durch die Tracks geisternden Clean-Gitarren-Noten und die mystischen Keyboard-Klangflächen mit ihrem Dungeon-Synth-Appeal („Noordzee“) machen durchaus neugierig auf zukünftige Releases. Dass VUUR & ZIJDE dazwischen jedoch viel Zeit auf generisches Geschrammel verschwenden, lässt hingegen ein wenig an der Vision der Band zweifeln – von der eher rudimentären Produktion ganz zu schweigen. [SR]

Dass als Split-Partner ausgerechnet IMPAVIDA gewählt wurden, ist schon deswegen bemerkenswert, weil die Band nach dem Debüt von 2008 erst 2019 mit einem zweiten Album aufwartete. Der 20-minütige Nachschlag im Rahmen dieser Split enthält also nicht, wie das sonst oft der Fall ist, nur etwas neues Material, sondern erhöht den Output von IMPAVIDA in den letzten elf Jahren immerhin signifikant von 40 auf 60 Minuten Musik. So unterschiedlich die beiden Stücke „Gram“ und „Wahn & Stille“ in ihrer Länge ausfallen, so unterschiedlich sind sie auch qualitativ: Während erstgenannter in knapp fünf Minuten die beklemmende Atmosphäre von IMPAVIDA nur in Maßen heraufzubeschwören vermag, hat zweiterer in über 14 Minuten genügend Zeit, den Hörer in die düstere Welt von IMPAVIDA hinabzuziehen. Der gewohnt verwaschene Sound, unheimliche Gitarrenklänge, der extreme Schreigesang – wer IMPAVIDA oder Depressive Black Metal generell mag, kommt spätestens hier voll auf seine Kosten.

Mag es auch ungewohnt sein, als Erstes eine Split zu veröffentlichen, kann man VUUR & ZIJDE (oder Prophecy Productions) doch zumindest dazu gratulieren, dass mit IMPAVIDA ein mehr als passender Partner gefunden wurde. Dass das Material der neu gegründeten Band schlussendlich weniger überzeugt als der Beitrag des viele Jahre gereiften Projektes, überrascht nur insofern, als die Musiker hinter VUUR & ZIJDE auch schon einige Erfahrung aus anderen Bands haben. Für IMPAVIDA-Fans ist diese Split damit durchaus eine Überlegung wert. Als Appetizer auf das Debüt von VUUR & ZIJDE hingegen weckt die Split keine allzu hohen Erwartungen. [MG]

Keine Wertung

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2 Kommentare zu “Vuur & Zijde / Impavida – Split

  1. Die hier besprochene Scheibe braucht wirklich kein Mensch. Warum haben sich IMPAVIDA zu diesem Output noch weich schlagen lassen? Seit dem Gang nach Amerika enttäuscht Prophecy immer wieder und immer weiter. Was für ein Ziel verfolgt die Prophecy-PR, indem man eine Unmenge nicht wirklich hörbaren Schund unter Vertrag nimmt, wie z.B. die Graphomanie-Projekte eines absolut zu Unrecht gefeierten Exil-Ukrainers oder eben besagte V & Z? Es ist traurig, zusehen zu müssen, wie das einst geliebte Label in bodenlose Belanglosigkeit abdriftet.

    1. Hallo!
      Ausgehend von deiner Wortwahl und deiner Meinung zu Prophecy vermute ich, dass du derselbe Kommentator bist, der sich auch schon unter meinem Review zu Unreqviteds „Mosaic II“ zu Wort gemeldet hat – in diesem Fall willkommen zurück. ;)
      Auf die Gefahr hin, dass du wie zuletzt kein Interesse an einer weiteren Diskussion hast, möchte ich es trotzdem gerne noch einmal versuchen.
      Wie man aus meinen Reviews unschwer herauslesen kann, bin ich ein großer Fan von Prophecy – viele meiner absoluten Lieblingsbands sind oder waren bei diesem Label unter Vertrag. Da ich das Label schon seit längerem aufmerksam verfolge, kann ich grundsätzlich verstehen, dass dir nicht alle neuen Signings zusagen, da sich schon eine gewisse Veränderung bzw stilistische Ausdehnung des Rosters feststellen lässt. Allerdings finde ich es schade, dass du das Label deswegen offenbar gänzlich abschreiben möchtest. Denn einerseits halte ich es bei einem so selten aktiven Projekt wie Impavida für ausgeschlossen, dass man die Band dazu „weich schlagen“ musste, sich hieran zu beteiligen – vielmehr wird die Band schlicht und einfach Lust darauf gehabt haben. Zudem implizierst du ja, dass du Impavida sehr wohl schätzt – also dürfte ja zumindest ihr Anteil an dieser Split nicht völlig wertlos für dich sein.
      Außerdem würde mich interessieren, was genau dir an Sorokas Projekten und V&Z nicht zusagt – ich selbst finde sie ja mit Ausnahme von Tchornobog und dem aktuellen Album von Drown auch alles andere als perfekt, aber zumindest soweit interessant, dass ich verstehen kann, warum sie bei Prophecy gelandet sind.
      Zu guter Letzt wäre für mich auch noch interessant, zu erfahren, inwiefern dir das Label als Ganzes denn wirklich so sehr gegen den Strich geht. Denn ich finde ja, dass sich mit Lotus Thief, The Moon And The Nightspirit, Secrets Of The Moon, Dool etc – um mal nur einige der aktuelleren Projekte zu nennen – nach wie vor Bands auf dem Label hervortun, die in der Vergangenheit hervorragende Alben veröffentlicht haben und dies nach wie vor tun. Ob man also das Label wegen einzelner Releases, die einem nicht taugen – und ich finde ja selbst nicht alles toll -, gleich als Ganzes für gestorben erklären muss, ist für mich äußerst fraglich.

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