Review War From A Harlots Mouth – MMX

And the winner is: WAR FROM A HARLOTS MOUTH! Nein, nicht etwa im besten Album des Jahres: Bloß in meiner persönlichen Rangliste der uninspiriertesten Albentitel des Jahres, da haben es die fünf Berliner Jungs mit „MMX“ schon jetzt auf Platz eins geschafft (und da verdrängt sie auch niemand mehr). Nachdem ich vor einigen Monaten schon mit der ganz passablen, aber sehr anstrengenden Split von WAR FROM A HARLOTS MOUTH und Burning Skies zu schaffen hatte, habe ich nun das Vergnügen, mich mit „MMX“ befassen zu dürfen. Schon das Cover ist sehr richtungsweisend, zeigt es doch einige zombieartige Kreaturen, die in einem endzeitartigen Farbenspektrum dargestellt werden.

Und wie oft habe ich mich bei meinen vorangegangenen Reviews über die sinnlos verbratene Gewalt beschwert, die bei WAR FROM A HARLOTS MOUTH wie auch bei anderen Mathcore-Bands meiner Meinung nach häufig vorherrscht – gleich im Opener „Insomnia“ beweisen WAR FROM A HARLOTS MOUTH, dass es auch anders geht: Natürlich geht’s auch hier gleich wieder ohne Vorwarnung los mit dem wahnwitzigen Blastbeat-Gedresche und fiesen Geschrei, jedoch sind die düsteren Gitarrenriffs zu Beginn des Songs sehr stimmig, ebenso wie der etwas langsamere Part kurz vorm Ende, und sorgen dafür, dass der Song sogleich im Ohr hängen bleibt. „Age And Obsolete“ klingt dann schon wieder anders, wartet nämlich mit diesen für WAR FROM A HARLOTS MOUTH typischen vertrackten Breakdowns auf, bei denen man das Gefühl hat, dass sie echt alle fünf Sekunden den Takt wechseln. Auch hier werden sogleich wieder massig extreme Blastbeats aufgefahren, bevor das loungige Interlude nach zwei Minuten eine 45-sekündige Chillout-Phase einläutet, die WAR FROM A HARLOTS MOUTH sofort darauf wieder mit heftigsten Riffs zertrümmern – was für ein fieser Nackenbrecher. Demselben Muster folgt auch „Spineless“, wobei hier von Beginn an leicht dissonante Riffs dominieren, die wiederum von schnellem Drumming unterlegt werden. Danach lädt die Rhythmus-Fraktion zum Breakdown ein, was erneut von 40 Sekunden Jazz gefolgt wird. Klingt vielleicht komisch, wenn man es so liest, aber im Falle von „MMX“ geht dieses Konzept auf. Sehr erfreulich auch, dass die Gitarrenfraktion auf „MMX“ die Grundstimmung dauerhaft sehr düster gestaltet, jedoch viele Riffs sich dem Hörer überraschend schnell erschließen und den Hörspaß von vorneweg erleichtern. Wenn sich dann noch fette Instrumentals dazu gesellen, wie das sehr überzeugende „Sleep Is The Brother Of Death“, das brutale „Cancer Man“ (mit dazu passendem Zigaretten-Anzünd-Geräusch) und „Sugarcoat“, welches eher eine Überleitung darstellt, gibt es für mich fast nichts mehr zu meckern.

WAR FROM A HARLOTS MOUTH haben mit „MMX“ ein durchdachtes Album hingelegt, welches zeigt, dass weniger manchmal mehr ist, besonders in ihrem Genre. Die Mischung aus Deathcore, Ambient, Jazz und technischem Death Metal funktioniert hier sehr gut. Da kann man auch darüber hinwegsehen, dass auf „MMX“ mit seinen 32 Minuten nicht allzu viel Musik geboten wird, denn das Album ist kurzweilig und knallt gehörig! Für Fans der Berliner und Freunde extremer Core-Mukke ein absoluter Pflichtkauf.

Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Pascal Stieler

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