Review Hammerfall – Renegade

Die Aufgabe, das dritte Album der Metal(fast)Legende Hammerfall zu bewerten, hat mich noch mal in die tiefen dieses Machwerks blicken lassen. Grob lässt sich sagen, RENEGADE ist ein kompaktes, komplettes und äußerst starkes Metal Album mit vielen starken Titeln. Das zeigt sich schon bei der ersten Nummer „Templars of Steel“. Nach einem circa eineinhalbminütigem Intro, dass bei derartigen Platten schon fast gesetzlich vorgeschrieben ist, gehen die Fünf um Sänger Joacim Cans gleich in die Vollen mit einer Midtemponummer, die es in sich hat: Feinste Gitarrenarbeit, geniale Chöre, die genau richtig eingesetzt sind, lassen keine Wünsche offen und man erwartet von nun an eine ganze Menge von den restlichen neun Tracks. Kaum hat man sich von dem eingängigen Refrain von „Templars Of Steel“ erholt, brettert sofort das Riff von „Keep The Flame Burning“ aus den Boxen. Hier wird drastisch angezogen. Der zweite Song ist ein richtiger Anheizer und ideal zum moshen und bangen. Dabei hat an sofort das Gefühl, auf derselben Welle zu bangen wie bei „Templars Of Steel“. Damit soll nicht gemeint sein, dass es keine Abwechslung gibt, es soll vielmehr heißen, dass hier das geschafft wurde, woran viele durchaus ambitionierte Bands scheitern: Die Wortwendung „aus einem Guss“ passt für RENEGADE anscheinend ideal, so dass man im Prinzip die ganze Platte auch ohne weiteres nebenbei durchhören kann, und sich dann am Ende wundert, dass der erste Song schon zuende ist. Beeindruckend auch die Zusammenarbeit der beiden Gitarristen Oscar Dronjak und Stefan Elmgren, die sich, im Gegensatz zu vielen anderen Bands die Lead und Rythmparts teilen.

Nach dieser straighten Metalnummer empfängt einen der warme Sound einer Harley-Davidson, der vom Promise Breakers Motorcycle Club aus Nashville, Tennesse zur Verfügung gestellt wurde: Der Titelsong „Renegade“, der auch ausgekoppelt wurde. Bei diesem doch recht schnellem Song steht in der Strophe erfreulich anzuhören der Bass als einziges Instrument neben den Drums im Vordergrund. So wird ordentlich Spannung aufgebaut, unterbrochen von zwischenzeitlichen Gitarreneinsätzen. Im Refrain zeigt sich dann das doch sehr sichere Gespür für melodischen Gesang und durch den einfachen Chorus wird man sofort zum Mitsingen verleitet. Das Solo ist, wie übrigens bei allen Titeln auf dem Album, eher songdienlich als egoaufwertend, eine gelungene Abwechslung zum Gitarrenherogetue der anderen, allerdings hätte meiner Meinung nach ein bisschen mehr Egoismus der Härte gut getan.

Als nächstes präsentiert sich „Living In Victory“, dass das Tempo und die vorangegangenen Versprechen halten kann. Wieder geben sich einprägsame Melodien, gepaart mit harten Metalriffs- und Rhythmen die Ehre. Wieder kann man dass Gefühl nich abschütteln, dass die Songs direkt hintereinander in derselben Laune eingespielt wurden. Auch die Zwischenteile zeigen sich äußerst klangvoll und überzeugend, so dass sich jeder Mosher nur freuen kann. Endlich folgt den hohen Ankündigungen im Song auch mal ein Solo, dass nicht „nur“ songdienliches, obligatorisches Beiwerk ist, sondern wirklich Power ausstrahlt und richtig Freude macht. Ebenfalls auffallend ist die Stimme von Joacim Cans, die sich trotz allen Verzerrern doch sehr gut durchsetzt. Beim nächsten Titel hat der Gesang dann mit dem Durchsetzen weniger Probleme, denn „Always Will Be“ ist eine sanfte Ballade zum Träumen (übrigens auch eine Singleauskopplung). Doch lasst euch davon nicht abschrecken: Der Song ist hochgradig süchtig machend: Eine traumhafte Melodie, schöne Akkustikgitarren, sanfte Lyrics, diese Ballade hat genau das, was Popballaden auch haben, der Unterschied ist: Diese ist gut, sie überzeugt einfach, wirkt nicht aufgesetzt, ist abwechslungsreich und inspirierend (zumindest für mich :)). Jedem, der da anders denkt, sei gesagt: „Allways Will Be“ ist die einzig ruhige Nummer auf diesem Silberling, so dass auch wirklich alle Gefühle hier drin verarbeitet werden mussten, was man wie gesagt überzeugend merkt.

Anschließend geht es mit „The Way Of The Warrior“ wieder gewohnt hart weiter – und wie! Eine geniale Gitarrenlinie startet diesen Metalkracher der Extraklasse, der jedem Hörer zumindest ein taktmäßiges Kopfnicken (wenn nichts anderes mehr geht) geradezu befiehlt. Der Track ist überdies auch ein erstklassiges Beispiel dafür, dass die Hammerfalljungs es verstehen, durch einfallsreiche Bridges Strophe und Refrain miteinander zu verbinden. Der Refrain selber ist einfach nur Klasse: Die Chöre passen perfekt zur Stimmung des Songs, die schon mit dem Titel festgelegt wird. Kraftvoll und mit viel Druck wird einem der Gesang um die Ohren gepfeffert, dass einem Hören und Sehen vergeht. Der Abschluss setzt dem ganzen aber noch die Krone auf: Die Steigerung die im letzten Refrain durch leichte Änderung desselben erzielt wird, ist phänomenal.

Glücklicherweise kann das ganze Schwermetall, dass der Hörer jetzt im Blut hat auch bei „Destined For Glory“ für Freude sorgen. Dabei handelt es sich wieder um einen Tanzflächenverdichter aller erster Güte. Der Refrain kratzt dabei so was von scharf am Kitsch vorbei, dass es schon wieder genial ist, wie altbekannten Mustern hier neues Leben eingehaucht wurde, ohne zu übertreiben. Wenn man dann beim Zwischenteil angekommen ist, will man nur noch eines tun: Griff zu Fernbedienung und zum Anfang zurückschalten, nur mit EXTREM höherer Lautstärke, allein um den rhythmischen Wechsel zwischen dem Song und dem Zwischenteil noch einmal in voller Pracht zu erleben. Hierbei fällt wieder die äußerst hohe Dichte und Power dieses Songs auf. Man nimmt sich vor, den restlichen Tag nur noch „Fight with your heart and you`re destined for glory“ zu singen, da man die Zeile einfach nicht mehr aus dem Kopf rauskriegt, genauso wie das Riff, dass immer nach vorne treibt. Wieder wird zum Schluss durch eine kleine Variation des Refrains und anschließenden Tonartwechseln noch mal ordentlich Dampf gemacht, um auch ja für „The Champion“ die Laune oben zu halten, denn es geht in gleichem Tempo und auf gleichem Niveau weiter. Wäre Hammerfall mehr im progressiven Bereich tätig, dann hätten sie aus „Destined For Glory“ und „The Champion“ bestimmt einen Song gemacht, sosehr passen sie zusammen. Doch auch letzterer wartet immer wieder mit Überraschungen der angenehmen Art, so dass Langeweile nicht einmal im Ansatz aufkommt. Man kann es gar nicht oft genug sagen, dass Hammerfall mit den Refrains und den Variationen derselben auf RENEGADE eindeutig den Vogel abgeschossen haben.

„Raise The Hammer“ muss auf dieses äußerst bewährte stilistische Mittel dennoch verzichten, da es sich um einen reinen Instrumentaltrack handelt, bei dem der Rest der Band mal zeigen kann, was er draufhat. Erstaunlich, dass auch hier wie bei einem normalen Song gearbeitet wurde, dass soll heißen, dass es auch hier eine Art Strophe, so was wie einen Refrain und Zwischenteile gibt. Einfach genial, dass durch ein Instrumentalstück kein Bruch im Gesamtwerk entsteht, so dass „A Legend Reborn“ nahtlos anschließen kann. Einleitend mit Akustikgitarren, geht es im Midtempostil recht brachial weiter, wobei der letzte Song das ganze Werk abrundet und das vollendet, was bisher aufgebaut wurde. Mit bewährten Mitteln setzt man hier einen Abschluss, der von Beginn an auf das Ende des Albums hin abzielt, soll heißen, es kommen keine wirklich neuen Ideen mehr, die einen nach mehr verlangen lassen. Höchstens die rhythmischen Besonderheiten des Solos lassen einen nochmals aufhorchen. Vielleicht liegt der Eindruck aber auch daran, dass man einfach übersättigt ist und gar nicht mehr will. Natürlich nur in positivem Sinne. Eindeutige Kaufempfehlung!!
(Sören)

Wertung: 8 / 10

Geschrieben am 31. März 2013 von Metal1.info

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