Review The Rolling Stones – Olé Olé! Olé! (A Trip Across Latin America)

  • Label: Atlantic
  • Veröffentlicht: 2017
  • Spielart: Rock

Im Spätsommer gehen die ROLLING STONES in Europa auf ihre ausgedehnte „NoFilter“-Tour. Einige Monate im Vorfeld zeigt die Doku „Olé Olé! Olé!“, wie die Dinosaurier des Rock nach der Veröffentlichung ihres letztes Studiowerks “Blue & Lonesome” im letzten Jahr durch Lateinamerika ziehen. Die Aufnahmen transportieren sowohl den Enthusiasmus in diesen Ländern wie auch die Gefühlswelt der vier rollenden Steine. Die eigentliche Musik ist dabei mehr eine Rahmenhandlung für ein gesellschaftliches Porträt mit politischen Randnotizen.

Die Bilder aus Ländern wie Kuba, Peru, Chile, Argentinien, Brasilien oder auch Kolumbien sind geprägt von einer unglaublichen Vorfreude der Einwohner. Nicht allzu oft verschlägt es Rocklegenden auf diesen Kontinent und Jagger, Richards, Wood und Watts vermitteln ebenfalls glaubhaft, dass diese Konzerte etwas Besonderes für sie sind. Von der politisch brisanten Lage in den Ländern können und wollen sich die vier Musiker nicht lossagen. Die ROLLING STONES zeigen sich in Lateinamerika extrem fannah und auch entspannt, als die Abläufe vor Ort u.a. wegen eines Staatsbesuchs von Barack Obama aus den Fugen geraten. Dafür scheint Jagger und Co. diese unfassbare Euphorie der Anhänger zu entschädigen, die ihre Helden ähnlich feiern wie die Beatles in den 60er Jahren im Hamburg. In Argentinien macht z.B. ein Mick-Jagger-Imitator seinem Vorbild alle Ehre. An diesem Punkt liegt die große Stärke der Doku, die nicht nur für STONES-Fans interessant ist: Die eingefangenen Bilder und Stimmen vermitteln glaubwürdig, dass Musik mehr sein kann als reine Unterhaltung, ähnlich wie die zum Sommermärchen 2006 hochstilisierte Fußball-WM in Deutschland. So sind die STONES die erste westliche Band, die in Havanna auftreten darf. Letztlich ist „Olé Olé! Olé!“ auch Werbung für die Länder im Süden der USA, zeigt die Doku in gut gemachten Kamerafahrten und Schnitten doch hervorragend die kulturellen und auch urbanen Besonderheiten von Städten wie Buenos Aires oder Lima (einschließlich Panflöten-Interpretation eines STONES-Klassikers).

Egal, ob als Tourdokument oder eine Art Reiseführer – für „Olé Olé! Olé!“ haben die Macher rund um Paul Dugdale scheinbar keine Kosten und Mühen gescheut. Die Farben sind brillant, detaillreich und knackscharf. Der Ton steht wahlweise in PCM Stereo oder DTS-HD Master Audio zur Verfügung, für die normale Dokumentation reicht Stereo aus. Die DTS-HD Master Audio-Spur richtet sich mehr an jene Käufer, die mit dem Bonusmaterial mehr Freude haben möchten. Insgesamt sieben Live-Aufnahmen alter Hits wie „Paint It Black“, „Sympathy For The Devil“ oder auch „Honky Tonk Women“ erklingen in einem hervorragend ausdifferenzierten Klangbild, das die Atmosphäre der Stadien exzellent einfängt. Dazu ein herrlicher Kontrast zu Keith Richards, der mit einem Voodoo-Stab den Regen vertreibt.

Diese Kombination ist ein echter Kaufgrund, auch für alle Zweifler. Zugegeben: Wahrscheinlich hätte es eine derartige Veröffentlichung der STONES vor einigen Jahren noch nicht gegeben, aber „Olé Olé! Olé!“ ist keine lieblose Text- und Bildansammlung, sondern filmisch stark umgesetzt und vermittelt mehr als die Musik der Rocklegenden. Für Zweiteres gibt es die “Havana Moon”-DVD als Alternative. So bunt und farbenfroh wie die Tourplakate in den Ländern, so schillernd dringt auch die aktuelle Doku über die Boxen und den Fernseher. Eine Reprise von und mit Profis, die am Ende besonders durch ihre Inszenierung und ihr Feingefühl positiv überrascht.

Wertung: 8 / 10

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