Konzertbericht: Korpiklaani w/ Heartless

2005-08-16 Hamburg, Markthalle

Diesen August gab es abermals eine Band aus Suomi, die Deutschland-entjungfert werden wollte und sich zu diesem Zwecke Hamburg ausgesucht hatte. Jenen Dienstag war es dann soweit, Korpiklaani riefen zur Humppa-Party ins MarX, die kleine Markthalle. Angekommen um etwa halb neun wunderte ich mich, wo denn die ganzen Gäste blieben, es war noch sehr, sehr leer, drinnen wie draußen. Daran änderte sich nicht viel, als etwa eine Dreiviertelstunde später der – erst an diesem Tag verkündete – Support in Gestalt von HEARTLESS die kleine Bühne betrat. Begeisterung im Publikum war jedenfalls mehr als Fehlanzeige, der gemischte Fünfer aus Hamburg/Norderstedt versuchte mit einer dünnen Mischung aus Heavy Metal (Instrumental) und Indie-Rock (Vokal) Stimmung zu machen. Dass das wie ein Notnagel der Veranstalter wirkte, war nicht zu übersehen. Wie auch immer man diese Band beurteilen mag, als Vorband zu finnischem Folk Metal taugte sie jedenfalls nichts.

Doch davon wollte sich niemand einschüchtern lassen, nun wurde sehnsüchtig auf die Germanien-Premiere der Nordmänner gewartet. Und wie gewartet wurde! Das Umbauen dauerte zwar nicht lange (mehrere Kameras wurden ebenfalls installiert), aber dennoch verging wieder fast eine Stunde, bis sich etwas auf der Bühne tat. Nun sah man aber auch den mutmaßlichen Grund für die lange Pause: Geiger Hittavainen hatte offensichtlich sein Bühnenoutfit verschlunzt, im Gegenzug zum restlichen Waldclan trat er in Jeans und rotem T-Shirt auf. Der Rest war stilecht in Fell, Leder & Leinen gekleidet, der eine oder andere Schlapphut ergänzte die Bühnendekoration, die aus Hirschschädel und Gartenzaun bestand. Nun ging’s auch endlich los, „Journey Man“ bildete den Opener und ein Sturm an Humppa-Pogo-Tänzern brach vor der kleinen MarX-Bühne los. Dieser Sturm verpasste mir schon gleich eine fette Kopfnuss, da ich in der Regel Kopfschütteln dem Herumhüpfen vorziehe. Macht aber nix, dafür war nun Feiern angesagt. Die sympathischen Finnen boten ein gut gemischtes Set inklusive ihrer Partyknaller „Wooden Pints“, „Cottages & Saunas“, „Beer Beer“ und „Hunting Song“, sowie mehrerer Instrumentals. Nur „Native Land“ vermisste ich.

Anscheinend kamen aber die Waldleute nicht gut mit dem – zugegebenermaßen höllischen – Klima im MarX zurecht, Fronter Jonne wirkte bei seinen Ansagen und Showeinlagen ziemlich erschöpft und zurückhaltend, was aber auch an einer Erkältung gelegen haben mag. Dabei hätten sie doch gerade das Sauna-Feeling in der kleinen Halle für die eine oder andere Ansage missbrauchen können! Schade, sowas trübt immer den Gesamteindruck.Aber nicht nur der Band machte die Atmosphäre zu schaffen – auch das eh nicht sehr zahlreiche Publikum machte nur begrenzt mit. Während der schnellen, humppalastigen Stücke bildete sich zwar stets eine nette „Moshpit“, langsamere Tracks wie „Fields In Flames“ oder das Instrumental „Pellon Pekko“ sorgten eher für Stillstand. Scheinbar hat die Band in meiner Gegend doch nicht so einen hohen Stellenwert und Bekanntheitsgrad, wie ich immer dachte. Denn im Bezug auf Stimmung und Partylaune hätte ich viel mehr erwartet.

Klangtechnisch gibt das MarX zwar grundsätzlich nicht allzu viel her, aber da gab es heute eigentlich nichts zu meckern. Alle Instrumente und Gesänge (die Gitarristen Jonne und Cane teilten sich die Vocals oft) des Sechsers kamen ziemlich sauber von den Brettern. Besonders beachtlich fand ich Jonnes ausgedehnte Joiks zu Beginn von „Spirit Of The Forest“, diese uralte Sangeskunst live zu erleben war sehr eindrucksvoll.Damit näherte sich auch schon das Ende dieses Auftritts, wegen der späten Anfangszeit – und wahrscheinlich Jonnes schlechter körperlicher Verfassung – verließ die Band bereits gegen halb zwölf die Bühne, nicht ohne noch einmal kräftig Hände zu schütteln und sich feiern zu lassen. Fazit: Gerne wieder, aber dann gesund, mit mehr Spielzeit, mehr Publikum und einer größeren Halle. Zu gern hätte ich sie noch auf dem Summerbreeze gesehen, aber es ist ja noch nicht aller Tage abend.

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