Review Dark Funeral – Attera Totus Sanctus

  • Label: Regain
  • Veröffentlicht: 2005
  • Spielart: Black Metal

DARK FUNERAL verlieren an Geschwindigkeit. Nicht in der Musik (dazu später mehr), aber in Sachen Releasefrequenz: Das Livealbum „De Profundis Clamavi Ad Te Domine“ außen vor gelassen, sind seit „Diabolis Interium“ (2001) nunmehr vier Jahre vergangen – so lange wie noch zwischen keinem der bisherigen drei Alben. Entsprechend heiß dürften die Fans auf das Album mit dem feurigen Artwork sein. Genauso groß wie die Vorfreude sind aber auch die Erwartungen: Nicht nur, weil „Diabolis Interium“ bereits ein Meisterwerk war, sondern auch, weil die Genre-Kollegen von Naglfar mit „Pariah“ im Sektor des schwedischen Melodic Black Metals zuletzt ordentlich abgeliefert haben. Da müssen DARK FUNERAL mit „Attera Totus Sanctus“ erst einmal mithalten.

Dass „Diabolis Interium“ bereits ein ziemlich gelungenes Album war, scheinen auch DARK FUNERAL zu finden – so gab es für Lord Ahriman und Konsorten dann auch wenig Anlass zu grundlegenden Änderungen: Auch „Atterat Totus Sanctus“ ist ein waschechtes DARK-FUNERAL-Album geworden, das vom bellenden Screaming von Emperor Magus Caligula ebenso lebt wie von den herrlichen Melodien, die die Schweden in ihrem Uptempo-Black-Metal unterbringen. Dass dabei auch weiterhin jedes Klischee bedient wird, offenbaren bereits der Blick auf das Cover und die Tracklist, von den Texten dann ganz zu schweigen. Wer sich daran stört, ist im Black Metal aber wohl grundsätzlich falsch.

Alles andere als falsch ist hier jedenfalls, wer sich an exzellent gemachtem Songmaterial und höchster Qualität in Sachen Performance erfreut: Besonders auffällig – und das nicht nur ob des zunächst etwas künstlich-trocken wirkenden Sounds – ist das Highspeed-Drumming von Matte Modin, das den Hörer bereits im Opener „King Antichrist“ mit den Ohren schlackern lässt. Bereits hier zeigt sich die größte Stärke von DARK FUNERAL: Obwohl der Song in atemberaubendem Tempo eingespielt ist, wirkt er zu keiner Zeit hektisch. Vielmehr geben getragene Leads dem Song fast eine Art Midtempo-Feeling – faszinierend! Gleichzeitig sind DARK FUNERAL in jede Richtung noch etwas extremer geworden: Während die aggressiven Parts noch rabiater klingen, ist etwa der Refrain von „666 Voices Inside“ so eingängig und mitreißend wie zuvor höchstens „Hail Murder“ vom Vorgängeralbum.

Doch DARK FUNERAL können nicht nur rasant: Nach den guten, aber nicht eben „extravaganten“ Songs „Atterat Totus Sanctus“ und „Godhate“ nehmen die Schweden den Fuß kurz vom Gaspedal – und liefern mit dem gemächlichen, aber extrem intensiven „Atrum Regina“ eine wahre Black-Metal-Hymne ab. Damit begehen DARK FUNERAL zugleich den vielleicht einzigen großen Fehler auf diesem Album: Nach diesem Gänsehaut-Moment kann kein weiterer Song bestehen – „Atrum Regina“ hätte ohne jeden Zweifel der Rausschmeißer dieses Albums sein müssen. So folgen mit „Angel Flesh Impaled“, „Feed On The Mortals“ und „Final Ritual“ drei weitere Songs, die qualitativ zwar nicht wirklich hinter den restlichen Tracks zurückstehen, dem Gehörten aber auch nichts Neues mehr hinzuzufügen vermögen und gegen „Atrum Regina“ doch eher belanglos wirken.

„Attera Totus Sanctus“ ist ein frisches, schnelles und abwechslungsreiches Album geworden, das mit einigen absoluten Hits („666 Voices Inside“, „Atrum Regina“) aufwartet und ansonsten auf höchstem Niveau dort anknüpft, wo DARK FUNERAL mit „Diabolis Interium“ aufgehört hatten. Im eingangs angesprochenen direkten Vergleich zu Naglfars meisterhaft arrangiertem „Pariah“ muss „Attera Totus Sanctus“ zwar zurückstecken. Absolut gesehen legen DARK FUNERAL hier aber ebenfalls ein herausragendes Album vor, das die derzeitige Stärke der schwedischen Szene nicht minder eindrucksvoll unter Beweis stellt.

Details zur 2013 erschienenen Neuauflage des Albums findet ihr hier.
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Wertung: 8.5 / 10

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