Interview mit Alexander „Äxxl“ Stöcker von Stallion

STALLION haben nicht nur mit „From The Dead“ ein neues Album veröffentlicht, über das man gut mit ihnen sprechen kann. Sie haben außerdem erstmalig eine politische Botschaft in einen Song gepackt, die die Band kompakt mit „Fuck off Nazi-Metal – Fuck off Metal-Nazis!“ zusammenfasst. Gründe genug, um mit Alexander „Äxxl“ Stöcker in Kontakt zu treten und ihn nach seinen Gedanken zu Musik, Politik und anderen Dingen zu fragen.

Moin, wie geht es Euch bei STALLION und wo treibt Ihr euch gerade rum?
Moin, uns geht’s gut, danke der Nachfrage! (lacht) Paul ist gerade im Urlaub und so haben wir heute das Vergnügen. Der Entstehungsprozess eines solchen Albums ist immer ein langer, steiniger Weg und deswegen sind wir froh, dass wir die Songs nun endlich auf die Bühne bringen können.

„From The Dead“ ist ja bereits seit einigen Wochen erhältlich. Wie waren die ersten Reaktionen von Fans und Presse?
Die Reaktionen waren wirklich positiv. Als Feedback haben wir u. a. bekommen, dass das neue Album frisch, abwechslungsreich und kurzweilig daher kommt und das freut uns wahnsinnig! Allgemein wird das Songwriting hervorgehoben und gerade von Fans bekommen wir Lob für die Produktion, mit der ich selbst auch sehr zufrieden bin!

So blöd es klingen mag, aber ich muss bei Eurem Bandnamen immer an die „Bill und Ted“-Filme und deren Band „The Wild Stallions“ denken. Hatten die Filme bei der Namensfindung irgendeinen Einfluss auf Euch? Kennt Ihr die Filme überhaupt?
Haha, ich kenne die Filme leider nur vom Titel, Paul hat die aber ganz sicher gesehen. Nein, es ist tatsächlich Zufall, daran hatten wir bei der Namensfindung nicht gedacht.

Bereits nach kurzem Reinhören, ist mir aufgefallen, dass Ihr viele Einflüsse für eure Musik verarbeitet. Da klang ordentlich Speed und Thrash Metal durch und auch ein wenig aus dem Glam Metal. Wie wichtig sind Euch diese Blicke über den Tellerrand?
Essentiell! Bei STALLION war das Konzept immer „wir machen, worauf wir Bock haben“. Unser Musikgeschmack ist weit gefächert und das spiegelt sich in STALLION natürlich wider. Wir halten auch überhaupt nichts davon, wenn Leute bestimmen, dass dieses oder jenes nicht zusammen passt. Das macht für uns den Reiz erst aus.

Wo liegen denn Eure musikalischen Backgrounds? Habt Ihr bereits vorher in anderen Bands gespielt?
Ich glaube, wir alle hatten vor STALLION andere Bands. Paul, Olli und ich haben zuvor schon einige Jahre zusammen gespielt und Olli ist außerdem mit Fleshcrawl sehr aktiv. Ich bin außerdem von Zeit zu Zeit für befreundete Bands wie INDIAN NIGHTMARE und SPIRITUAL VOID als Produzent im Einsatz.

Wie können wir uns das Songwriting bei STALLION vorstellen? Tüftelt Ihr stets gemeinsam an den Songs oder gibt es einen Hauptsongwriter?
Das allermeiste kommt tatsächlich von mir, da ich die Songs zuhause fertig arrangiere. Es beginnt häufig mit einem Riff, dass jemand mit in den Proberaum bringt, und wir testen einfach, wie es sich anfühlt. Oft ergeben sich dabei schon weitere Parts und am Ende nehme ich alles mit nach Hause und ordne und komplettiere das Material. Für die Lyrics ist Paul verantwortlich, ich habe lediglich beim Titeltrack meine Finger mit im Spiel gehabt.

Was habt Ihr mit Blick auf den Vorgänger und die Debüt-EP beim Songwriting verändert?
Der einzige Unterschied ist wohl, dass wir uns mehr Zeit genommen haben und so mehr Augenmerk auf Details legen konnten aber an der Methodik haben wir prinzipiell nichts geändert. (lacht)

Lasst uns wieder direkt zum Album kommen. In welchem Zusammenhang stehen das Artwork und die Songs zueinander? Gibt es einen besonderen Bezugspunkt?
Die Idee zum Coverartwork entstand ganz am Anfang, noch bevor die Songs fertig waren. Cover sowie auch die Songs „From The Dead“ und „Kill Fascists“ sind im Verbund u. a. als Kommentar zur weltpolitischen Lage zu sehen und drücken unsere tiefe Abneigung gegenüber neuen nationalistischen Strömungen und dem allgemeinen Rechtsruck der bürgerlichen Gesellschaft aus. Noch vor fünf Jahren hätte das wohl kaum jemand für möglich gehalten was im Moment in der Welt abgeht (s. Türkei, USA, Polen, Ungarn), doch plötzlich sind diese Geister der Vergangenheit zurück. „From The Dead“ hat auch eine konkretere Ebene und ist als ausgestreckter Mittelfinger an all diejenigen gemeint, die glauben im Metal mit rechtem Gehabe provozieren zu müssen.

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Bezüglich der Songs lasst uns mit dem ungewöhnlichsten Stück der Platte beginnen. Wie kam es zu der Idee für „Kill Fascists“ und wie wichtig war es euch, dieses Statement auf die Platte zu bringen? Inwieweit würdet Ihr euch als politische Band sehen?
STALLION ist sicherlich nicht optimal geeignet eine tiefgründige politische Botschaft zu vermitteln, aber wir als einzelne Mitglieder begreifen uns durchaus als politische Menschen. Jeder hat seine Meinung, wir haben unsere und auch keine Scheu davor, zu verarbeiten, was uns bewegt. „Kill Fascists“ ist mehr oder weniger zufällig entstanden. Als Aaron und ich die Drums aufgenommen haben, haben wir damit getestet, ob Setup und Sound in Ordnung sind. Aaron hatte da seine neuen Becken noch nicht und deshalb hört man auf den Aufnahmen die alten kaputten Schrottdinger. (lacht) Da wir schon länger den Wunsch hatten uns unmissverständlich zu positionieren, auch aufgrund von Beobachtungen, die wir leider selbst schon machen mussten, bot es sich an, das ganz klassisch in Form eines solchen Songs zu tun.

Gibt es weitere politische Bezüge auf „From The Dead“?
Neben „From The Dead“ und „Kill Fascists“ bezieht sich „Hold The Line“ auf Ereignisse wie die auf dem Majdan Platz im Jahr 2014.

Unabhängig vom Metal, engagiert Ihr euch in irgendeiner Form politisch?
Die Band und unsere regulären Jobs lassen uns leider nicht viel Zeit, umso wichtiger war es uns, in ein, zwei Songs Stellung zu beziehen. Generell stehen wir der linken Szene nahe und ich könnte mir auch gut vorstellen mich irgendwann an der politischen Arbeit zu beteiligen.

Das soll es mit der Politik aber erst mal wieder gewesen sein. Kommen wir zurück zu „From The Dead“. Worum geht es beim Song „Underground Society“ und wie ist euer Verhältnis zum Underground?
Wir lieben den Underground, wir kennen ja auch gar nichts anderes! Wir sind als Fans seit mehr als 10 Jahren dabei und haben einiges kommen und gehen sehen. Eines ist aber immer gleich geblieben: Es gibt immer eine Gruppe von Leuten, die sich als die Hüter des einzig wahren Undergrounds sehen. Diese Leute haben es sich regelrecht zum Sport gemacht, andere Bands und ihre Fans zu beleidigen, was durch die sozialen Medien lediglich sichtbarer geworden ist. Das braucht kein Mensch, wir lassen uns sicherlich nicht sagen, wie wir auszusehen haben, welche Musik wir zu machen haben, oder wie viel Spaß wir dabei haben dürfen. Der wirklich wahre Heavy Metal Underground hingegen ist in seiner Loyalität zur Musik (s. z. B. Vinyl Absatz, Konzertbesuche) absolut einzigartig und ohne ihn gäbe es STALLION schon lange nicht mehr. Gerade weil wir die Szene so lieben und dankbar und stolz sind, ein Teil davon zu sein, sollte man über so etwas reden.

„Waiting For A Sign“ sticht ebenfalls aus den sowieso schon sehr guten Songs hervor. Das Stück erinnert mich wahlweise stark an Bon Jovi und Mötley Crüe. Wäre solch eine Glam-Nummer nicht der perfekte Song für ein Video bzw. Live-Mitschnitt?
Haha, ja ziemlich treffende Analyse! (lacht) Wir sind auch ziemlich stolz darauf, uns nicht sklavisch an Schubladen zu halten, sondern auch eine Hard-Rock-Nummer auf die Platte zu pressen, wenn uns danach ist und ja, eventuell gibt’s dazu mal ein Video. (lacht)

Apropos Live. Wo kann man euch denn diesen Sommer noch auf Festivals sehen? Wird es eventuell auch eine kleine Tour geben?
Eine Tour ist zwar in Planung, etwas Genaueres kann ich dir im Moment aber leider noch nicht sagen. Wie werden dieses Jahr noch das „Steel Meets Steel“ im Ruhrpott headlinen sowie beim „Space Fest“ in Hamburg und Berlin dabei sein. Ansonsten sind wir auch quer durch die Republik auf kleineren Festivals und Clubgigs zu sehen. Am besten immer mal auf unserer Webseite vorbeischauen und die aktuellen Termine checken.

Wie sehen die weiteren Pläne für Stallion aus?
Wir sind jetzt erst mal happy, dass die Platte bei den Leuten gut ankommt und wir die Songs auf die Bühne bringen können. Parallel dazu sammeln wir schon wieder Riffs für den nächsten Langspieler, das nächste Album kommt also bestimmt.

Gibt es noch andere Projekte, egal ob musikalisch oder nicht, die Ihr gern in Angriff nehmen wollt?
Ich bin, wie gesagt, hin und wieder als Produzent für befreundete Bands tätig. Aber STALLION verlangt inzwischen eigentlich von allen ungeteilte Aufmerksamkeit.

Zum Abschluss des Interviews, würde ich gern noch das Metal1-Brainstorming mit Euch machen. Ich nenne euch ein paar Begriffe und Ihr sagt mir spontan, was Euch einfällt.
Bundestagswahl: Puh, ich fürchte, es wird ein weiteres Mal eine große Koalition geben und dann wird sich wieder nichts bewegen, obwohl es so unglaublich viel zu tun gäbe. Sei es beim Thema Flüchtlingszustrom oder beim Projekt Europa, wo man zusammen mit Frankreich nach der Wahl von Macron wirklich mal gestaltend tätig sein könnte (und nach dem Brexit muss!). Wenn aber die Union mitregiert, dann wird Deutschland für die entscheidenden Reformen – die radikal sein müssen – wohl wieder zu ängstlich sein und blocken …
Wacken: War ich vor 10 Jahren mal und bin mit einem „einmal und nie wieder“ zurück gekommen. Als ich mir letztens aber das Billing für dieses Jahr angesehen habe, war ich tatsächlich positiv überrascht und es hat den Anschein, als würde da inzwischen auch wieder ordentlicher Heavy Metal seinen Platz haben. Wir haben letztes Jahr auf dem Summerbreeze, bei dem wir im Vorfeld zunächst auch sehr skeptisch waren, spielen können und waren positiv überrascht, wie wir als kleine Band behandelt wurden. Wenn wir die Möglichkeit haben, einen guten Slot auf dem WOA zu spielen werden wir das sicherlich tun.
Sommer: Ja, bitte!
Abgasskandal: Lässt mich kalt. Kein Mitleid für unsere reaktionäre Autoindustrie, die lieber in Betrugsfirmware investiert, anstatt die Kohle in die Erforschung von alternativen Antriebstechnologien zu stecken. Für die Arbeiter tut es mir Leid, sollte deswegen auch nur einer seinen Arbeitsplatz verlieren.
Festivals: Heavy Metal, Freunde, keine Termine und leicht einen sitzen. Ist das nicht die Definition von Glück?

Nochmals vielen Dank. Wir wären nun am Ende des Interviews angelangt und, wie es sich gehört, gehören die letzten Zeilen euch.
Wir haben zu danken! Es gibt eigentlich nicht mehr viel zu sagen außer: Kommt zu unseren Shows und trinkt Bier mit uns, Olli zahlt!

Publiziert am von Christoph Ilius und Marc Lengowski

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