Konzertbericht: Eläkeläiset

2011-04-07 Hamburg, Markthalle

Was für ein skurriler Abend. Zunächst ein Fußballerlebnis, was man sich als St. Pauli-Fan gern erspart hätte: Platzverweise, vermeintliche Tore, sogar ein kleiner Brand in der Südkurve, dann zu allem Überfluss ein Becherwurf und Spielabbruch. Und nach dem Spiel – wir sind ja hier nicht bei Fußball1.info – auch noch fünf Männer aus dem hohen Norden, die in Rentnerkleidung trinkend auf der Bühne sitzen und Humppa-Coverversionen von Rock & Pop-Klassikern spielen, dazu Texte in einer sehr abgefahrenen Sprache. Aber Moment, ist letzteres überhaupt seltsam? Nein, nicht, wenn man ELÄKELÄISET kennt.
Freundlicherweise hatte die Band angekündigt, ihr Konzert an dem heutigen Abend erst zu beginnen, wenn das Spiel am Millerntor vorbei sei und die Fußballfans hereingeschneit kämen. Leider hielten die Burschen dies nicht ein, so dass das Spektakel schon im vollen Gang ist, als wir gegen zwanzig vor elf in der Markthalle ankommen. Die Vorbands, so sagt man mir, seien eh zum vergessen gewesen, und so müssen wir lediglich eine knappe halbe Stunde verpasst haben.
Was gibt es zu einem ELÄKELÄISET-Konzert noch Dringendes zu sagen? Wer schon das eine oder andere Mal einem solchen Schauspiel beigewohnt hat, wird hier beim „Random Humppa Machine“-Tourauftakt wenig überrascht sein. Aber wer braucht das schon, wenn man zu Nummern wie „Sorvarin Humppa“ (aka „Ace Of Spades“), „Puliukkohumppa“ (aka „Buddy Holly“) oder „Heil Humppa“ (aka „Kids In America“) so herrlich abspacken kann. Dabei bleibt der Moshpit angenehm zivilisiert, eine wohlig-wabernde Masse lädt zum Tanzen und Hüpfen ein, ohne dass man sich allzu viele Verletzungen holen müsste. Ein paar Crowdsurfern muss man allerdings ausweichen.
Als kleine Besonderheiten gibt es natürlich immer mal Songs, die man so noch nicht oder nur selten gehört hat (Wer verfolgt schon ernsthaft die Diskografie der Band?), wie „Das Model“ oder „Hapankaalihumpa“ (aka „Wind Of Change“) – kräftiges „Lai Lai Lai“ inklusive. Als Highlights lassen sich wohl Titel wie „Ranttalihumppa“ (aka „Run To The Hills“) oder ein sehr langgezogenes „Humpataan Ja Tanssataan“ (aka „Rock And Roll“) bezeichnen.
Die Band ist, dem ersten Konzert der Tournee entsprechend, noch etwas verhalten. Zumindest geschieht weniger Blödsinn auf den Brettern als vor zwei Jahren – wie es letztes Jahr war, kann ich nicht sagen, da das Konzert aufgrund von Vulkanasche und der Nachholtermin aufgrund von gebuchtem Urlaub ausfiel. Und auch, wenn sie es nicht sooo gewaltig krachen lassen, zeigen sich Onni, Lassi, Martti, Petteri und Kristian dennoch in guter Form, machen Späße auf halb-deutsch über Sauerkraut und den Zweiten Weltkrieg und haben die Markthalle und sogar die Fußball-Frustrierten auf ihrer Seite. Dass es um kurz nach Mitternacht zu Ende geht, ist nicht weiter schlimm – auch wenn man angesichts des noch lange eingespielten „Humppa Telkkariin“ (aka „Einzug der Gladiatoren“) noch vergebens auf eine weitere Zugabe hofft.
Manchmal ist es erstaunlich, wie wenig sich die Band abnutzt, wo ihr Konzept doch so simpel wie stumpf ist und ELÄKELÄISET eigentlich hohes Potential hätte einem schnell auf die Nerven zu gehen. Auch nach 18 Jahren Existenz sind die Finnen immer noch ein Garant für großen Nonsens und noch größeren Spaß.

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