Konzertbericht: Emil Bulls w/ Lounge 42

2003-12-06 Berlin, Magnet-Club

Es war soweit, auch ich sollte mein erstes Konzert endlich miterleben dürfen. Für schlappe 7 €uro fiel die Wahl auf die Münchener New Metal Band EMIL BULLS, besonders bekannt durch das (musikalisch wohl eher anspruchslose) A-HA-Cover „Take On Me“.

Das ganze sollte getarnt als VISIONS-Party am Nikolausabend im Berliner Magnet Club stattfinden. Als Vorband waren die Ska-Punker LOUNGE 42 angekündigt. Um 21.15 Uhr betrat ich dann den ziemlich kleinen Club (wenn der Schuppen, überhaupt diese Bezeichnung verdient). Anfangs natürlich noch völlig leer, machte der Mini-Konzertraum samt Mini-Bühne einen (um es mal vorsichtig auszudrücken) mittelprächtigen Eindruck. Nach diesem ersten (wenn auch kleinen) Schock gings dann zur Garderobe.
Die Vorband sollte um 22.15 Uhr beginnen, und so vertrieb ich mir die Zeit mit rumsitzen und kurzweiligen Unterhaltungen.

Kurz nach Viertel Elf gings dann auch los. Lounge 42 betraten die mehr als enge Bühne. Ich befand mich auf der noch sehr spärlich gefüllten Tanzfläche. Das Sextett aus Münster bestand aus Sänger, Gitarrero, Basser, Drummer und zwei Bläsern. Die legten auch gleich fetzig los, aber recht überzeugen konnte mich das nicht. Dazu gefällt mir erstens die Musikrichtung zu wenig und zweitens war der Sound ziemlich schlecht. Die Bassgitarre war viel zu laut eingestellt und der krankhaft grinsende Sänger Dirk war nicht zu verstehen bzw. kaum zu hören (seine Texte konnte man demzufolge nicht mal im Groben erahnen). Trotzdem stellte sich teils gute Laune beim Publikum ein, zu mehr als zum vereinzelten Mitnicken und Mitswingen reichte es dann aber doch nicht.
Nervig waren dann auch noch die langgezogene Laberei von Sänger Dirk zwischen den Songs. Nach einer knappen Stunde war das Ganze dann auch glücklicherweise vorbei.

23.30 Uhr betrat dann ein kleiner Mann (Mitte Dreißig, wohl als Anheizer tätig) die Bühne und kündigte die Hauptband des Abends, die Emil Bulls, an. Zuvor jedoch mussten wir uns seine Beatbox-Fähigkeiten anhören. Nunja, man ließ das Ganze dann ohne großes Maulen über sich ergehen. Der Herr forderte dann immer wieder „Feedback?!“, was er auch vom Großteil des Publikums bekam. Nun denn.

Als er fertig war, animierte er die Menge dann noch zu Rufen nach den Bulls und kurz darauf wurden diese erhört und die 6-Mann-Truppe betrat die Bühne. Freundliche Begrüßung von Seiten der Band und dann gings auch gleich mit dem Opener „Porcelain“ aus dem gleichnamigen aktuellen Album los. Ich war ca. 3 Meter von der Bühne entfernt und der Moshpit bildete sich sofort. Das gesamte Publikum in den ersten 6-7 Reihen war heftig am Pogen. Danach folgte der Opener vom ersten Major-Label Album der Band, „Angel Delivery“. Auch hier gings sehr ordentlich zur Sache. Der Schweiß floß von Anfang an in Strömen, in dem Raum war es so heiß wie in einer Sauna.
Neben gepflegtem rumspringen und rumschubsen, wurde auch ordentlich Crowdsurfing (für meinen Geschmack etwas zu viel) über das ganze Konzert hinweg betrieben. Die Hilfsbereitschaft im Pit war auch gut, bei Verletzungen wurde natürlich angehalten und aufgeholfen und dann gings weiter. Für meinen ersten Moshpit hab ich doch sehr ordentlich durchgehalten (bis zum Ende ohne Pause, hehe) würde ich jetzt mal behaupten.
Weiter gings im Programm mit überwiegend schnellen Songs („Leaving You With This“, „Moloko Velocet“, „No Hay Banda“). Dann kam die Ballade „Quiet Night“, die zu einem gut gewählten Zeitpunkt gespielt wurde. Nach dieser kurzen Verschnaufpause gings dann auch wieder zur Sache.
„Paranoid Love Affair“ wurde gespielt und dann folgte „Life Is Life“ von Opus, ohne Gesang jedoch. Die Band wartete anscheinend darauf, dass das Berliner Publikum den Song erkennen und von alleine ohne Aufforderung mitsingen würde. Klappte auch perfekt, alle sangen nach kurzer Zeit „Life Is Life, Nanananana!“. Sänger Christoph von Freydorf meinte, dass wir das erste Publikum seien, welches die Sache von allein kapiert hätte und anscheinend freute es die Band wahnsinnig. Alle waren guter Dinge und man sah ihnen an, dass auch sie Spaß hatten. Es folgte der Hit „Smells Like Rock ‚N‘ Roll“. Danach ging der Menge doch ein wenig die Puste vom vielen Pogen aus. (Teilweise lichteten sich jetzt vorerst die Reihen im Pit)Die Luft war sehr schlecht und vor allem knapp (Rauch-Verbot hat man ja nicht nötig) und zu allem Überfluss kamen die Bühnentechniker doch recht häufig auf die sinnlose Idee, die Nebelmaschine anzuwerfen, die den Sauerstoffgehalt im Raum (übrigens ohne Fenster) weiter herabsetzte. Neben Luftmangel stellte sich natürlich auch Wassermangel ein. Hin- und wieder wurde man zwar von Christ mit Wasserflaschen versorgt, aber Wasser kann man ja eigentlich nie genug bekommen! (Zum Glück fand ich nach dem Konzert eine fast volle Wasserflasche)Es folgten eine Reihe von sehr abwechlungsreichen Songs (unter anderem auch die aktuelle Single „This Day“), bei denen auch wieder einmal Christoph seine guten stimmlichen Fähigkeiten unter Beweis stellte. Zu dem griff Herr von Freydorf auch hin- und wieder selbst zur Gitarre. Das ganze Konzert lang war der Sound perfekt, und bis auf 2 kleine Verspieler (die der guten Laune aber keinen Abbruch taten, sondern vielmehr zur eh schon tollen Stimmung beitrugen) war die Band musikalisch klasse! (Auch wenn man zugeben muss, dass teilweise Anleihen von den Deftones vorhanden sind)
Auf der Bühne gingen die 6 über die volle Distanz wahnsinnig ab: Es wurde vergnügt rumgesprungen und kopfgenickt. Basser Cit unterstützte Christ immer wieder mit gut abgestimmten Shouts und –Gegrunze aus dem Hintergund, DJ Zamzoe sang auch des öfteren mit und alle samt gaben sie ihr Bestes.
Noch erwähnenswert wäre der neue Song (der Refrain lautete irgendwie „We all gonna die today“ oder so ähnlich), der bisher unveröffentlicht war und die Zugaben, u.a. mit „Take On Me“. Das A-HA-Cover ist zwar nichts Besonderes, aber live rockt der Song doch derbe.
Für die letzten beiden Songs (neben „Take On Me“ noch „The Coolness Of Being Wretched“) war der Pit dann auch nochmal auf dem Siedepunkt.

Um kurz vor ein Uhr war dann der sehr geile Abend vorbei, die Band verabschiedete sich und ich machte mich auf meinen einstündigen Nachhauseweg (innerhalb von Berlin wohl angemerkt). So entging mir auch die Aftershow-Party mit der Band, die danach stattfand, aber ich war auch zu durchnässt und ausgepumpt um da noch weiter zu feiern. Klasse Songauswahl, guter Sound, super Stimmung bei Band und Publikum – beim nächsten Emil Bulls Konzert bin ich wieder dabei!

Setlist:
01. Porcelain
02. Angel Delivery
03. Leaving You With This
04. Moloko Velocet
05. No Hay Banda
06. Quiet Night
07. Paranoid Love Affair
08. Life Is Life [Opus Cover]
09. Smells Like Rock ‚N‘ Roll
10. This Day
11. Qualle, Allä [neuer Song]
12. Hi It’s Me, Christ
13. Mirror (Me)
14. Cocoon
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15. Take On Me [A-HA Cover]
16. The Coolness Of Being Wretched (Mud Blood And Beer)

Geschrieben am 6. Dezember 2003 von Metal1.info

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