Konzertbericht: Metal Bash Roadkill Tour 2005 (Dark Age w/ Torment, Paragon & Support)

2005-09-03 Hamburg, Markthalle

Endlich dürfen DARK AGE mal auf Headlinertour – das waren meine ersten Gedanken, als Remedy Records die „Metal Bash Roadkill Tour“ ankündigte. Die Band, die nun ihr zehnjähriges Bestehen feiert, durfte zusammen mit TORMENT und PARAGON sowie den drei Special Guests SERPENT SOUL, NOT FRAGILE und CHILDREN OF WRATH in der Markthalle aufspielen. Im Vorfeld wurde schon bekannt gegeben, dass für die drei Hauptacts DVD-Aufnahmen gemacht werden, was natürlich den Reiz dieser Veranstaltung steigern sollte. Die Frage war nur, ob ein derart gemischtes Line-Up genügend Zuschauer anziehen könnte, dass eben diese Aufnahmen auch eine geeignete Kulisse bekämen.

Nunja kommen wir zur Sache: Meiner Einer traf schon pünktlich zum frühen Beginn (17.30 Uhr) in der Markthalle ein, um sich CHILDREN OF WRATH nicht entgehen zu lassen. Gähnende Leere in Vorraum und Saal gaben aber noch keinen Anlass zur Sorge, denn obwohl die jungen Lokalmatadore wirklich voller Potential stecken, so haben sie noch nicht unbedingt den Status, um eine große Halle zu füllen. Davon ließen sich Arne, Mark, Hauke und Andi nicht beeindrucken und lieferten über ihre nicht allzu üppige Spielzeit ein gelungenes Brett mit viel gekonntem Gepose ab. Auf den Brettern klingen sie wie viele noch ein gutes Stück besser als von CD, immerhin eineinhalb Reihen Headbanger hatten sich vor der Bühne versammelt, während einzelne Gäste dem Gig aus der Entfernung beiwohnten.Als Nächstes standen der Speed Metal von NOT FRAGILE auf dem Programm. Die Herren hatten ebenso wie ihre Vorgänger mit mangelndem Publikum zu kämpfen, die Halle hatte sich noch nicht sonderlich gefüllt (es war aber auch erst etwa halb sieben). Es gab zwar wieder einige wenige, die die Musik zu feiern wussten, aber trotz einer gelungenen Vorstellung blieb die große Begeisterung aus.Das sollte sich nun allmählich ändern, als die Sauerländer von SERPENT SOUL an der Reihe waren. Anfängliche Skepsis („Drei Gitarristen? Wofür das?“) legte ich nach einiger Zeit ab und erfreute mich an dem höchst abwechslungsreichen Death Metal des Sechsers. Mittlerweile hatte sich das aktive Publikum auf vier bis fünf Reihen vergrößert, und die junge Band, die ich schon einmal im Vorprogramm von DARK AGE sah, zeigten eine beeindruckende Spielfreude und viel Witz. So gut hatte ich die Truppe längst nicht in Erinnerung, da wird vielleicht nochmal was Großes draus!

Nun war es Zeit für den ersten Hauptact. PARAGON betraten zu den bombastischen Klängen des „Conan der Barbar“-Soundtracks die Bretter und konnten mittlerweile auf eine immerhin schon etwa halb gefüllte Markthalle blicken. Die Band zeigte sich in guter Form und legte ein abwechslungsreiches Set hin, das Publikum hingegen verhielt sich ziemlich verhalten. Nachdem anfänglich scheinbar überhaupt nichts ging, keine Hände, keine wehenden Haare, besserte sich die Situation mit der Zeit. DVD-würdig erschien dieser Gig allerdings in meinen Augen nicht.Noch schlimmer sah es nun bei TORMENT aus. Obwohl sich die Thrash’n’Roller rund um Remedy-Chef Jörn XXX Rüter mächtig ins Zeug legten, sprang der Funke partout nicht auf das Publikum über. Die Halle hatte sich zu diesem Zeitpunkt wieder sehr stark geleert und nur noch etwa drei Reihen Die-Hard-Fans standen vor der Bühne. Da halfen auch vereinzelte Pyro-Effekte und eine Tänzerin zu „P.C. (Porn Casting)“ nicht viel, der Auftritt litt viel zu sehr unter fehlender Begeisterung der Besucher. Aber es blieb ja immer noch die Hoffnung auf den Headliner.

Und der kam. Kurz nach 23 Uhr sollte es losgehen, doch man befand sich noch beim intensiven Soundcheck. Nun war endlich Stimmung im Laden, die Spannung stieg und vor der Bühne hatte sich eine gierige Schar versammelt. Zwar war die Halle immer noch nicht randvoll, aber im Gegensatz zu den Vorgängern konnte man hier von einem vernünftigen Publikum sprechen. Um etwa halb zwölf war es endlich soweit und die heiß erwartete Suicide Crew betrat die Bretter, um mit „Fix The Focus“ den Reigen zu eröffnen. Nun flogen die Haare und die Pommesgabeln, dass es nur eine Freude war. Die Band zeigte sich in guter Laune, der Sound machte überwiegend mit, es gab nicht viel auszusetzen an diesem Auftritt. Naja, die versprochene „Menge Songs, die sonst kaum oder nie live gespielt werden“ (Zitat Dark-Age.de) habe ich leider nicht vernommen. Bei einem zehnjährigen Jubiläum hätte ich ein paar mehr Lieder aus den Anfangstagen erwartet, hier gab es nur eine verkürzte Version von „Insomnia“, dem allerersten Song der Band. Vom Debütalbum „The Fall“ boten die Jungs den Titeltrack sowie den Klassiker „Storm“, der Zweitling „Insurrection“ war ebenfalls nur mit zwei Songs vertreten, „Trial By Fire“ und „Chaos Of The Gods“. Der Rest war fast das gesamte „The Silent Republic“-Album (bis auf die letzten beiden Songs) und fünf Lieder vom letzten Output „Dark Age“. Neben dem erwähnten Opener wurden „Zero“ (zweimal, da der Sound den Perfektionisten Eike nicht zufrieden stellte), „Dare To Collapse“, „Neokillers“ sowie als besonderes Bonbon „Neurosis 404“ wie auf CD mit Gastvocals von Nachtgarm alias Negator-Steve gespielt. Dass dieser mit Beinahe-Glatze und Baggiepants nicht unbedingt ein optisches Highlight war, störte weiterhin keinen. Den Höhepunkt fand der Gig in der eigenen Bandhymne „Suicide Crew“, wo zahlreiche Mitglieder der Vorbands (und eine Nervensäge aus dem Publikum) die Bühne betraten und mit DARK AGE zusammen rockten. Die einzige echte Überraschung gab’s an diesem Abend zu bereits sehr später Stunde in Form einer Zugabe: Eike fragte, wer denn im alles das „ReLoad“-Album besäße, und erhielt natürlich wenig Zuspruch. Dann fragte er in absteigender Reihenfolge alle Metallica-Alben bis „Ride The Lightning“ ab, wo dann die Jubelstürme in Erwartung von „For Whom The Bell Tolls“ gipfelten. Aber es kam anders als erwartet, und Eike kündigte an: „Das hier ist NICHT ‚For Whom The Bell Tolls‘!“ und begann mit „Creeping Death“. Dies kam meiner Meinung nach allerdings nicht so gut an wie die bekannten Coverversionen, und somit ging man abschließend doch etwas enttäuscht aus der Markthalle. Man darf mich nicht falsch verstehen: Das war für mich das vierte Mal, dass ich DARK AGE live sah, und es war ein hervorragender Auftritt. Nur wurde, wie ich finde, dieses Event etwas zu großspurig angekündigt, ich persönlich hatte mir mehr erhofft. Gern hätte ich Songs wie „The Soul Eclipse“, „Tears Of Rancour“ oder vielleicht sogar die Akustikballade „My Own Darkness“ erlebt, solche Überraschungen blieben aber leider aus. Dafür bekam man „nur“ eine volle Ladung Best-Of DARK AGE ohne ernsthafte Besonderheiten.

Ein paar abschließende Worte: Der Grund, warum es zeitweise in der Markthalle so unglaublich gähnend leer war, ist wahrscheinlich in der gewagten Mischung der Musikstile zu finden. Auf einem Open-Air wie dem ebenfalls von Remedy initiierten Metal Bash mag das klappen, in einer Halle funktioniert die Abwechslung zwischen Death/Thrash, Speed, Death, Power, Thrash und Melo-Death nicht in dem Maße. Es gibt nunmal wenige Leute, die gleichzeitig Fans von Dark Age und Paragon sind, für das nächste wäre ein anderes Tour-Lineup zu empfehlen, Remedy hat genug Bands jeder Couleur im Stall, um solche ausgesprochen seltsamen Zusammenstellungen zu vermeiden. An und für sich war jeder Auftritt gelungen, wenn es aber an Publikum mangelt, ist doch der Sinn eines solchen verfehlt.

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