Konzertbericht: Nachtblut w/ Nebelstille, AtroX nex

2011-10-29 From Hell, Erfurt

Samstag Abend, 19 Uhr Einlass im Erfurter From Hell, Metal Empire lud zu NACHTBLUT, NEBELSTILLE und ATROX NEX. Nach einer Stunde war die Bude langsam aber sicher mäßig gefüllt. Mit nach offizieller Angabe 45 Minuten Verspätung betraten die Opener ATROX NEX die Bühne.

Eingeleitet mit ein paar Worten in guter alter Mittelaltermanier begann das Spektakel und man wollte schon entnervt die Arme verschränken; hoffen, dass der Auftritt bloß schnell vorbei sein würde. Nichts da, man unterbrach den eigenen Redefluss: „So würden wir uns anhören, wenn wir eine dieser stinknormalen Mittelalterbands wären. Sind wir aber nicht. Wir sind ATROX NEX, schön, dass ihr da seid, los geht’s!“. Ja, genau so hat das zu klingen, wenn man eine Chance haben möchte, ernst genommen zu werden.Seit fünf Jahren treiben ATROX NEX jetzt schon ihr Unwesen, allerdings nicht in der gleichen Besetzung wie heutigen Tages. Die ist nämlich bis auf Gitarrist Stefan nach Reformierung und Stiländerung (vorher Folk mit teilweise Deathelementen) der Band fast komplett neu. Seitdem zelebriert man einen ziemlich heavy Mittlelalterrock. Kein Gedudelabklatsch von Bekanntem wie Subway To Sally, In Extremo, Schandmaul und wie sie nicht alle heißen sondern neue Kreativergüsse. Damit hat es die Gruppe nicht gerade leicht, denn auf Mittelaltermärkten steht man E-Gitarre und Schlagzeug gewohnt skeptisch gegenüber, als Metaler blickt man im besten Falle mit einem müden Schmunzeln auf solche Bands, da man reine Klischeesoße erwartet. Doch die Sechs haben es geschafft, sich langsam aber sicher einen Namen in ihrer Hometown zu erarbeiten. Der Heimatbonus fiel definitiv ins Gewicht. Der Raum war gut gefüllt, die ersten Reihen sprangen freudig im Takt umher und sangen sogar viele Passagen textsicher mit. Jubel war garantiert, so dass nach immerhin 70 Minuten unter lautem Applaus die Spielmannen und -frauen strahlend die Bühne verlassen können.

Als nächstes die seit 2006 existenten NEBELSTILLE, die seit 2009 mit ihrem ersten full lenght-Kind „In Alle Ewigkeit“ unterwegs sind. Vorweg: man hatte anhand der im Internet präsentierten musikalischen Examples wirklich schreckliches erwartet. Umso mehr wurde man überrascht. Nachdem die anfänglichen Sound- wie Technikprobleme durch eine kleine Pause nach Intro plus „Luxuria“ beseitigt waren, klang Gebotenes alles andere als schlecht. Finsterer Gothic/Doom der frühen 90-er verbunden mit modernen Black, Death Metal- wie Ambient-Einflüssen erheben die Werke zu einer erfrischend neuen Komposition, die sich besonders durch die klirrend keifende Stimme Lordaerons einprägen. Selbige der Vokalistin Ave, die manchmal jenseits der Hörgrenze in unbekannten Tonhöhen zu trällern schien, war wohl eher Geschmackssache. Einerseits erhebt es den Stoff von NEBELSTILLE aus dem Wust des Standards heraus, andererseits klang es manchmal eher wie ein untergründiger Tinitus. Das endgültige Urteil bleibt wohl jedem selbst überlassen. Es ist auf jeden Fall nicht verkehrt, sich die Kombo einmal live anzuschauen. Publikumstechnisch sah es im Gegensatz zu ATROX NEX – zumindest anfangs – eher mau aus, aber NEBELSTILLE hatten schließlich auch keinen Heimatvorteil. Doch nach einigen skeptischen Blicken wurde die Menge warm mit den anfangs ungewöhnlichen Klängen und man gewahrte alsbald so einige kreisende Matten in den ersten Reihen.

Setlist:
Intro
Luxuria
Hassbrut
Coniux Nero
Lord Of Sins
Goldkäfig
Vanitas
Schwarzer Schleier
Letzte Reise

Nach knapp 30 Minuten Umbaupause 23.45 Uhr Bühne frei für die Headliner des Abends: NACHTBLUT. Wer in letzter Zeit auch nur ansatzweise die aktuellen Printzines im Metal- wie Gothikbereich verfolgt hat, wird an den Dark Metal-Rasantaufsteigern nicht vorbei gekommen sein. 2005 von Bandleader Askeroth ins Leben gerufen, Juni 2007 ihre erste Albumeigenproduktion „Das Erste Abendmahl“ auf den Markt geworfen, seitdem auf dem stetigen Weg nach oben. Nachdem man 2009 den zweiten Longplayer „Antik“ – ebenfalls in Eigenregie produziert – heraus gebracht hatte und unter anderem bei Hochkarätern wie Eisregen, Immortal, Sodom, Watain und Endstille im Vorprogramm gespielt hatte, folgte Februar diesen Jahres der Deal mit Napalm Records. Pünktlich zur Wiederveröffentlichung ihrer letzten Scheibe(30.9.11) beehr(t)en die Schwarzblüter nun die deutschsprachigen Lande Ende 2011 mit drei Auftritten und schauten am 29.10.11 auch im FROM HELL vorbei.
Der gebotene Auftritt verhielt sich dabei proportional zum Re-Release: Im Vergleich zu früher nichts wirklich Neues aber eine Reihe qualitativer Verbesserungen. So fiel gleich zu Anfang das komplett neue Intro auf, was auf dunkler Bühne, in blaues Zwielicht gehüllt, die ersten zwei Tracks („Ketzter“, „Schreckenschor“) ihres Erstlings einleitete. Es folgte ein ausgewogener Mix aus beiden Werken, bei dem nicht nur die ausgeklügelteren Keyboardparts sondern auch das weiterentwickelte Stimmorgan Keifteufel Askeroths auffielen, die in Symbiose eine weitaus dichtere Atmosphäre zu schaffen wussten.Waren anfangs für Nachtblutverhältnisse noch relativ wenig Fans zugegen, schafften es die Fünf innerhalb kürzester Zeit durch eins A Publikumsinteraktion die Menge vor den Brettern zu verdoppeln. Animations- wie showtechnisch ganz großen Kino, so dass die zu Anfang meist noch Stirn runzelnden Fans von ATROX NEX wie NEBELSTILLE bis „Des Menschen Kunst Blindheit Zu Säen“ vollkommen in den Bann der Osnabrücker gezogen wurden.
Nach dem folgenden „Heiliger Krieg“ wurde sich erstmal durch Rufanfrage nach Stimmung der Nachtblüter erkundigt, die immer verzückter mit erhobenen Pommelgäbelchen zurück brüllten.„Ihr seid zu leise. Lauter!“, woraufhin man die Dezibelzahl nochmals doppelte. „Das toppen wir heute Abend noch“ (O-Ton Sacerdos), war daraufhin das Versprechen. Es sollte eingehalten werden, denn nachdem Sänger wie Bassist sogar zeitweise durch die Publikumsreihen gewandert waren, der namensgebende Track des „Antik“-Silberlings gespielt war -natürlich begleitet von einem textsicheren Nachtblüterchor-, sah man sich einer euphorisch begeisterten Masse gegenüber.
Nach „Ijobs Botschaft“ gab\’s mit „Hexe“ noch ein schnelleres Stück, zu dem fleißig die Mähnen geschwungen wurden, bevor man sich zur typischen Nachtblut-Ballade „Nie Gefragt“ sanft im Takt wog. Mit „Kreuzritter“ ließ man das Quintett selbstverständlich keinesfalls von der Bühne, so dass als Zugabe das bitterböse „Blutgerüst“ und das Hitcover „Alles Nur Geklaut“ hinterdrein gepfeffert wurden. Als Antwort ein fetter Applaus, laustarker Jubel, was wieder einmal bewies: NACHTBLUT auf Platte sind allein schon viel wert, live -vor allem mit dem vorhanden gewesenen glasklar differenzierten Sound- eine aktionstechnische wie musikalische Wand, die man unbedingt mal gesehen haben sollte.

Setlist:
Intro
Ketzer
Schreckenschor
Blutgräfin
Augenschein
Des Menschen Kunst Blindheit zu säen
Heiliger Krieg
Mein Gebieter
Antik
Ijobs Botschaft
Hexe
Nie gefragt
Kreuzritter
– – – – – – – – – – – – –
Blutgerüst
Alles nur geklaut

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