Konzertbericht: Persistence Tour 2012

2012-01-24 München, Backstage Werk

Um eine persönliche Vorbemerkung gleich vorweg zu nehmen: Ich halte persönlich nicht viel von Konzerten, auf denen mehr als drei Bands spielen. Dementsprechend niedrig ist meine persönliche Begeisterungsfähigkeit hinsichtlich, vor allem in der Metal-Szene beliebten, „Tour-Packages“ angesiedelt. Einerseits geht dadurch, dass hier thematisch relativ ähnliche (böse Zungen würden sagen: gleiche) Bands gebucht werden, die Aufmerksamkeitsspanne des normal-sterblichen Konzertbesuchers nach sechs (oder mehr) Stunden entweder in der Mitte, oder aber am Ende des Konzerts merklich in den Keller. Andererseits ist dieses Konzept für die Bands selbst nur halbwegs schön: Zu Beginn sind zumeist nur wenige Besucher anwesend, am Ende sind die Kraftreserven des Publikums oft an einem absoluten Limit angekommen oder häufig auch ganz aufgebraucht. Dass viele bereits vor der letzten Band des Abends den Heimweg antreten ist auch keine Seltenheit.
Im Falle der diesjährigen Auflage der von EMP präsentierten Persistence Tour müssen diese ganzen Argumente allerdings zurückstehen, denn dieses Jahr kann diese mit einem Line-Up aufwarten, welches (einmal mehr, muss man sagen) die absolute Oberliga des Hardcore auf einer Bühne versammelt: Als Opener fungieren die Rostocker – und damit die einzige nicht aus Amerika stammende Band – CRUSHING CASPERS sowie LIONHEART aus der Bay Are, Kalifornien. Den Reigen der ersten Liga bilden danach die ungekrönten Könige des Breakdowns, WALLS OF JERICHO, die „Keepers Of The Faith“ TERROR aus Los Angeles, die Old-School-Veteranen BIOHAZARD sowie die Legenden um Bandana-Kopf Mike Muir, SUICIDAL TENDENCIES aus Venice Beach.

Die Voraussetzungen für ein derartiges Monster an Abend sind allerdings nicht gerade als ideal zu bezeichnen, denn so findet der ganze Spaß an einem kalten und (wie man vor allem am Endes des Konzerts merken sollte) glatten Dienstag Abend statt – pünktlich um 18.30 in der Hallte zu sein, respektive bis zum angepeilten Ende gegen Mitternacht in der Halle zu bleiben ist für die arbeitende Bevölkerung also eher eine Herausforderung. Immerhin war die Kopfbedeckung, welche ob der Temperaturen vor der Halle nötig war, auch in der Halle noch nützlich, denn hinsichtlich des Dresscodes stehen Hardcore-Fans Metal-Fans in nichts nach. Während letztere gerne schwarz am Körper und lange Haare auf dem Kopf und im Gesicht tragen, zeichnen sich erstere nun eben durch allerlei Metal im Gesicht, Farbe auf der Haut und wenig Haare, dafür aber eben Mützen oder Caps als Kopfbedeckung aus. Der Männeranteil dürfte bei beiden Genres auch ungefähr gleich bei um die 90% liegen.
Was beim Betreten der Halle neben dem uniformen Stil am meisten ins Auge sticht, ist die Absperrung vor der Bühne – bei einem Genre wie Hardcore, welches sich durch Fan-Nähe und, je nach Band, exzessives Stagediven auszeichnet ist dies eher schade – was auch immer man von diesen Ritualen halten mag. Wie sinnlos diese Absperrung allerdings letztendlich noch sein sollte, bewies sich im Laufe des Abends – doch dazu später.


Die Befürchtungen, was mangelnde Publikumsanwesenheit zu Beginn des Abends betrifft, scheint sich beim Opner CRUSHING CASPARS aus Rostock zu bestätigen: Das Backstage Werk ist zu diesem Zeitpunkt sehr spärlich gefüllt. In der ersten Reihe befinden sich ein paar Fans, einige wenige stehen biertrinkend im Innenraum, ein paar verstreute Menschen sitzen und stehen auf den Rängen – was die vier sympathischen Jungs allerdings nicht davon abhält, ihre gut gelaunte Hardcore/Skate-Punk-Mischung mit viel Spaß und Leidenschaft zu zelebrieren. Trotz der sehr überschaubaren Besucherzahl ist der Applaus mehr als höflich, es wird mitgesungen, die Fäuste werden geballt – allerdings kommt keine Bewegung in die Bude. Der Aufforderung von Sänger Snoopy, bitte einen Circle Pit zu starten, wird nicht nachgekommen. Die Frage, wie so etwas bei gefühlten 20 Anwesenden im Publikum ausgesehen hätte, soll an dieser Stelle so stehen gelassen werden. Den freien Platz im Innenraum nutzt schließlich der rein optisch eher in eine Metal-Band passende Bassist Börn, als er bei einem Song basspielend durchs Publikum rennt und dabei aufmunternde Schulterklopfer erhält. Abschließend servieren die Jungs noch den Mitgröhl Song „Viva La Rostock“ und den Anti Nazi Song „Eye For An Eye“, welcher in Kombination mit einer Ansage gegen Faschisten lobenden Beifall bekommt und das zum Ende hin angewachsene Publikum kräftig zum Mitsingen animiert. Nach einer halben Stunde verbeugen sich die vier, und bekommen noch eine Runde Applaus zum Abschied. Den Rest des Abends wird man die vier nun allerdings permanent auf der Bühne sehen, da sie die Rolle der Roadies übernehmen. Insgesamt sicherlich ein gefälliger Einstieg in einen langen Abend.

Nach knapp 15 Minuten Umbauzeit und einer ausgetauschten vorderen Schicht im Publikum entern LIONHEART die Bühne. Die fünf Amerikaner gehen wesentlich ernsthafter und aggressiver zu Werke als die vor ihnen spielenden Rostocker, und peitschen mit ihrem mehr am Metal orientierten Hardcore das Publikum quasi ununterbrochen voran. Der zwischen Sänger Rob Watson und Gitarrist Earl Pitts aufgeteilte „Gesang“ funktioniert hervorragend im schnellen, aggressiven Soundgewand. Pitts‘ wütende Forderungen nach mehr Bewegung setzt das Publikum schnell in die Tat um: Zwar ist der Innenraum noch immer nicht voll gefüllt, doch für einige Circle-Pit-Versuche reicht es bereits. Dies führt schließlich auch zum Kommentar von Sänger Rob Watson, als dieser einen enthusiastischen Fan im Publikum erspäht: „You guys have to start a circle pit. You, you are drunk, I know you can do it. Take everyone with you.“ Im Gegensatz zum auch optisch beeindruckend mächtigen Gitarristen geht Watson liebevoller mit seinem Publikum um, indem er quasi ununterbrochen beteuert, dass sie „A fucking good time“ auf der Bühne hätten. Das Publikum feiert die mir bis dahin völlig unbekannten Jungs ordentlich ab, was mitunter allerdings auch zu bizarren Szenen führt: Beim allseits beliebten 2Step wird hier extrem aggressiv zu Werke gegangen, und bei den von einigen favorisierten Sprüngen und High-Kicks werden schließlich auch Pferde-ähnliche Tritte blind nach hinten oben verteilt. Ob das wirklich notwendig ist, sei dahin gestellt – der arme Tropf, welcher kurz vor Schluss des Konzerts mit blutiger Lippe an mir vorbei taumelt würde es wohl mit ‚Nein‘ beantworten. Nach 30 Minuten beenden LIONHEART ihre auf Dauer leider etwas zu eintönige Spielart des Westküsten-Hardcore, und werden vom Publikum artig verabschiedet.

In der erneut nur 15 Minuten dauernden Umbaupause füllt sich das Backstage Werk deutlich, und der nächste offen gelegte große Banner zeigt an, wer gleich die Bühne betreten wird: WALLS OF JERICHO. Nach einem kurzen Intro kommen die Jungs um Frontfrau Candace Kucsulain auf die Bühne. Sie selbst tritt heute mit Kurzharr-Frisur und Mike-Muir- Bandana auf (so wie mindestens ein Mitglied jeder Band heute Abend), und mit den ersten Tönen von „The New Ministry“ bricht sowohl auf der Bühne wie auch im Publikum die Hölle los. Während Lionheart bereits nicht mit Breakdowns gespart haben, ist das was WALLS OF JERICHO hier abfeuern schon beinahe überfordernd: Ein packender Part wird an den nächsten gereiht, ein kurzes Highspeed-Intermezzo gleich wieder brutal niedergeknüppelt. Alle Mitglieder rennen und springen ununterbrochen über die Bühne, Candace bedankt sich nach jedem Song überschwänglich und wirkt insgesamt unglaublich fröhlich und sympathisch. Im Vergleich zu den anderen Bands des heutigen Abend liegt hier der Thrash- und Metalcore-Faktor definitiv am höchsten – im Publikum werden 2step-Versuche gestartet, doch auf Grund des großen Andrangs dominiert insgesamt ein heftiger Pogo-Mob. Die Fans sind definitiv fit und feiern Songs wie „A Trigger Full Of Promises“ oder „The American Dream“ frenetisch ab. Zum Schluss springt Candace zunächst in den Graben, um anschließend auf der Absperrung stehend gemeinsam mit dem Publikum das abschließende „Revival Never Goes Out Of Style“ zu zelebrieren. Zurück auf der Bühne pfeffert sie ihr Mikrofon mit Wucht unter das Schlagzeug und jubelt gemeinsam mit der Band in die Menge. Zurück bleibt ein tropfnasses und glückliches Publikum.

Lange hat das Münchner Publikum allerdings nicht Zeit um sich zu erholen – um genau zu sein erneut lediglich 15 Minuten. Im Gegensatz zu den vorherigen Umbauten werden nun auch das Schlagzeug Podest und die Verstärker mit Bannern verziert, welche den heimlichen Headliner des Abends ankündigen: TERROR. Als die Jungs aus Los Angeles um 20.45 Uhr zu einem bedrohlichen Intro auf die Bühne kommen, ist das Backstage Werk bis zum Anschlag gefüllt. Was in den folgenden 45 Minuten folgt, ist letztlich die Definition von modernem, dennoch traditionsverpflichtetem Westcoast-Hardcore. Bereits beim ersten Song schwingt sich Sänger Scott Vogel in den Bühnengraben, um mit den Fans auf Tuchfühlung zu gehen. Zurück auf der Bühne, auf welcher die restlichen Bandmitglieder permanent ihre Position wechseln und wie von der Tarantel gestochen umher sprinten, animiert er das Publikum zum 2step und zu Circle Pits – ersteres funktioniert auf Grund des Platzmangels leider nicht mehr wirklich gut, zweiteres nun allerdings so, wie das ursprünglich auch mal gemeint war – mit Ausnahme der kleinen „Insel“ welche in der Mitte einiger Pits entsteht und irritiert dreinblickende Hardcore Kids enthält. Ihren Ruf als großartige Live-Band haben sich TERROR definitiv mühsam erarbeitet, jeder Moment wirkt hier komplett ehrlich, und musikalisch gibt es ein ordentliches Brett an straightem Hardcore auf die Ohren.
Was den Gig allerdings letztendlich hervorhebt und zu etwas Besonderem macht, ist das großartige Verhalten der Security: Auf Scott Vogels am Beginn des Konzerts ausgeführten Stagedive folgenden Aufruf „I want to see more of this shit“ fängt die Security crowdsurfende Fans zwar ab, lässt diese dann allerdings auf die Bühne. Dies führt zu einem für Hardcore typischen Meer an Fans, welche ununterbrochen auf der Bühne stehen, waghalsige Sprünge in die Menge wagen und im Zusammenspiel mit der Band eine unglaublich energiegeladene Atmosphäre kreieren. Dass einige Leute scheinbar nicht wissen, dass man auf der Bühne nach einem kurzen Abklatschen gefälligst auch wieder in die Menge zu springen, und nicht selbstdarstellerisch bis zu 30 Sekunden im Scheinwerferlicht zu verweilen hat, ist schade, angesichts des gesamten Auftritts aber verschmerzbar.
Nach acht Songs ohne lange Ansagen reißt Scott die Setlist ab um festzustellen, dass TERROR nun eine Band „with too many fucking songs“ ist. In einer längeren Ansage lobt er die Security (welche einen frenetischen Applaus spendiert bekommt), lobt das Publikum (welches er bereits den ganzen Abend beklatscht und sich vor ihm verbeugt) und beschwört den „Hardcore-Spirit“. Die folgenden sechs Songs prügelt die Band mit purer Energie herunter, bis nach dem abschließenden „Keepers Of The Faith“ keine Fragen mehr offen sind. Das Publikum und die Band sind begeistert, die Luft riecht nach Schweiß und Bier.
Anschließend steht der Wechsel von der Westküste zur Ostküste und anschließend wieder zurück bevor: Der Endspurt mit Biohazard und Suicidal Tendencies kann beginnen.


Doch wie es eben bei derart langen Abenden so ist : Die Aufmerksamkeitsspanne und auch die Kraftreserven beginnen bei einigen – so auch beim Autor dieser Zeilen – nachzulassen. Das Publikum bleibt zwar zahlreich, doch der Innenraum zeigt nach dem großartigen Terror Konzert erhebliche Lücken auf. Die Erwartungen, welche sich in den Gesichtern der Anwesenden manifestieren, sind hoch – sei es auf Grund des Status der Band oder des gerade veröffentlichten neuen Albums „Reborn In Defiance.“ Als BIOHAZARD schließlich die Bühne entern weiß das ganze zunächst enorm zu gefallen. Im Vergleich zu den anderen Bands des heutigen Abends geht der klassische New York Sound, gemischt mit an Hip Hop erinnernden „Bounce-Parts“ gut in die Beine. Nach den ersten Songs wird allerdings schnell bemerkbar, was das große Problem der Band ist: Das was BIOHAZARD abliefern ist für eine Stunde Spielzeit einfach zu eintönig – der eigene Legenden-Status wird der Band zum Verhängnis. Zum enttäuschenden Gesamtbild tragen auch die eigentlich überflüssigen, in ihrer Sinnlosigkeit häufig an Slayer erinnernden Gitarren-Soli bei. Dass Gitarrist Bobby Hambel mit seinem Kopftuch und seinem eingefallenen Gesicht aussieht wie ein Zombie-Schlumpf, gestalt das Ganze über die Dauer des Konzerts leider als ziemlich albern. Das ist zumindest meine persönliche Meinung.


Das Publikum feiert die Band hingegen ab, als gäbe es kein Morgen mehr. Sicherlich, die Band aus Brooklyn besteht seit 1987 und hat einen enormen Teil zur Prägung dieses Genres beigetragen, im Gegensatz zu nach wie vor relevanten Bands wie Sick Of It All oder Agnostic Front, welche sich kontinuierlich weiterentwickelt haben, wurde BIOHAZARD in der Zwischenzei einfach von zu vielen jungen Bands meilenweit abgehängt. Mein persönliches Unbehagen hindert die Band aber natürlich nicht daran, auf der Bühne Vollgas zu geben: Sänger Billy Graziadei hetzt wie ein wahnsinniger über die Bühne, springt in den Graben und wird am Ende des Konzerts sogar auf Händen getragen. Zombie-Schlumpf Hambel springt wie ein Flummi durch die Gegend und wechselt ebenfalls permanent die Position auf der Bühne. Im Gegensatz zur Energie, welche Walls Of Jericho und Terror durch ihre Bewegungen zu versprühen im Stande waren, wirken die Herren allerdings zu altbacken und insgesamt zu routiniert. Vielleicht liegt das auch alles an nun immerhin schon knapp fünf Stunden dauernder Dauerbeschallung mit Hardcore – mich weiß der Auftritt nach anfänglichem Tanzen und Kopfnicken nach spätestens 10 Minuten leider nur noch zu langweilen.
Schließlich bedankt die Band sich artig beim Publikum, dass sie Teil dieser Underground-Bewegung sein dürfen. Insgesamt liefern BIOHAZARD leider den schlechtesten Auftritt des Abends ab.


Normalerweise sollte man nach einer solchen Enttäuschung durch eine der Headliner-Bands, welche man durchaus mit dem Status einer Legende bezeichnen könnte, auch hinsichtlich der fortgeschrittenen Stunde Bedenken hinsichtlich der letzten Band des Abends haben – allein, die letzte Band des Abends ist nun einmal SUICIDAL TENDENCIES, was sämtliche Bedenken im Keim erstickt und die Vorfreude auf das erhoffte Highlight des Abends steigen lässt, auch wenn man auf ein neues der Album der Band bald schon 12 Jahre warten muss. Die erwarteten 15 Minuten Umbaupause wachsen sich zu ganzen 30 Minuten aus, welche nun erstmals nicht mit Hardcore-Musik bespaßt, sondern durch Old-School Hip Hop Beats von Dr. Dre und Snoop Dogg untermalt werden (zur Freude fast aller Anwesenden, die vereinzelten peinlichen „Scheiß Hip Hop“ Rufe ausgenommen).
Als schließlich um 23.15 das Licht ausgeht, brandet begeisterter Jubel auf. Eric Moore am Schlagzeug kündigt die Band altbewährt an: „All the way from Venice Beach, California: SUICIDAL TENDENCIES!“ Am Rand der Bühne ist bereits Mike Muir zu erspähen, welcher sich innerhalb von ein paar Sekunden noch eine Dose Red Bull auf Ex einverleibt und mit lauerndem Blick die Bühne betritt. Nach einem skeptischen Überblicken des Publikums kommt der Satz, welcher am Anfang eines jeden ST Konzertes zu stehen hat: „What the fuck is going on around here?“ Der darauf folgende Einstieg mit „You Can’t Bring Me Down“ weist bereits auf den Verlauf des Abends hin: SUICIDAL TENDENCIES sind in der aktuellen Besetzung sowohl musikalisch als auch vom Energie-Level her wahrscheinlich eine der derzeit besten Live-Bands. Steve Brunner am Bass, Dean Pleasants an der Gitarre und Eric Moore am Schlagzeug grooven ohne Ende, sei es in den treibenden Hardcore Parts, oder den abgefahrenen Zwischteilen, welche das Gefühl erzeugen, man befände sich auf dem Konzert einer Funk-Band, welche eben zwischendrin Hardcore Parts gestreut hat – wäre da nicht der bodenständige Mike Clark an der zweiten Gitarre, und der, wie immer, wie ein Derwisch über die Bühne fegende, Mike Muir. SUICIDAL TENDENCIES in dieses Billing zu stecken erscheint beinahe skurril, übertrifft die nun doch schon immerhin seit 29 Jahren bestehende Band alle anderen heute anwesenden Bands an Innovation, Spielfreude, Abwechslung und schlicht musikalischer Klasse tatsächlich um Längen.


Auch hier lassen die Stagediver nicht lange auf sich warten – da die Bandmitglieder allerdings noch häufiger der Plätze wechseln als die vorangegangenen Bands, und Mike Muir es schafft, einen veritbalen Knoten aus seinem Mikrokabel und allen anderen Kabeln zu bilden, verweilen die Stagediver oft so lange auf der Bühne, dass sie von den nach wie vor als Roadies werkelnden Crushing Caspers von der Bühne geschubst werden, und Mikroständer wieder aufgebaut werden müssen. Als ein Fan namens „Sanjo“ (was er tragischerweise auch in großen Lettern über den Bauch tätowiert hat) zwischen zwei Songs die Bühne entert und das lebende Bandana Mike Muir etwas fragt, reagiert dieser gelassen mit einem „I’m sorry man, we don’t know any Justin Timberlake Songs“ – der anschließende Stagedive geht ordentlich daneben, was von der Band mit einem Lachen kommentiert wird.
Alle Hits, von „War Inside My Head“ über „Cyco Vision“ bis hin zu „Pledge Your Allegiance“ werden von der Menge mitgesungen, gefeiert und gelebt. Das in der Mitte des Sets von Eric Moore dargebotene Drumsolo tut sein übriges, um Begeisterungsstürme im Publikum zu entfachen. Zum Schluss stürmen auf Aufforderung von Mike Muir um die 50 Leute die Bühne (noch einmal ein Lob an die tollen Securities!), um gemeinsam mit der Band eine große Party zu feiern. Die Band klatscht nach „Memories Of Tomorrow“ fast jeden noch auf der Bühne stehenden Fan ab, umarmt diese und bedankt sich ausgiebig beim Publikum. Gerne noch oft und wieder – vielleicht dann endlich mit neuem Album.

FAZIT: Der übliche Hardcore-Tanz dauert im Durchschnitt zehn Sekunden, da alles darünber hinausgehende wohl einfach zu anstrengend wäre – wie logisch dann ein Konzept ist, welches ungefähr sechs Stunden lang nur Hardcore-Bands hintereinander spielen lässt, muss jeder für sich selbst entscheiden. Trotz der Ermüdung, den Rückenschmerzen und dem Gehirnbrei, welcher durch derartiges Dauerfeuer nun einmal entsteht, waren ein schlechtes, zwei gute, zwei sehr gute und ein herausragendes Konzert sicherlich mehr als genug Kompensation für die durchgestandenen Schmerzen. Um es mit den Worten von TERROR Frontmann Scott Vogel zu sagen: „You are the proof: Hardcore is alive!“

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