Konzertbericht: Talco w/ The Prosecution

15.04.2016 München, Backstage (Werk)

Talco Tour Prosecution

Keine drei Jahre ist es her, dass die Ska-Punker TALCO zuletzt in München gastierten. Damals durften sich die Venezianer über rund 500 Besucher und damit volles Haus im Hansa39 freuen. Zwar haben TALCO seitdem mit „Silent Town“ ein starkes neues Album veröffentlicht – ob das jedoch reicht, nun das fast dreifach so große Backstage Werk zu füllen, muss sich zeigen. Knapp 150 Zusagen im offiziellen Facebook-Event stimmen zumindest skeptisch.

TheProsecution-Klein-01Los geht es, etwas später als angekündigt, um 20:30 mit THE PROSECUTION aus dem Bayerischen Adensberg. Nicht erst seit ihrem 2015 veröffentlichten, dritten Album „Words with Destiny“ gilt die Band in der heimischen Ska-Szene als vielversprechender Act – eine Einschätzung, der die Truppe heute mehr als gerecht wird: Schon nach wenigen Takten haben Fronter Simon Bernhardt und seine Mitstreiter das erfreulich zahlreiche Publikum in der Hand – und sorgen schnell dafür, dass der Schweiß tropft: Nach einer vollen Stunde ist zumindest auf der mehr als gut gefüllten Tanzfläche kein Hemd mehr trocken. An diese Leistung müssen Talco erst einmal herankommen. Man kann nur hoffen, dass die Fans sich nach dieser ersten Show des Abends nicht schon so ausgelaugt fühlen, wie die Luft in der Halle riecht.

Talco-Klein-01Die Befürchtung erweist sich schnell als unbegründet: Bereits vor dem Intro singen die Fans lautstark „Bella Ciao“, und spätestens, als TALCO ihr Set mit einem Konfettiregen beginnen, explodiert auch die Stimmung. Die Frage, ob TALCO im 1300 Personen fassenden Backstage Werk nicht doch fehl am Platz sind, lässt sich jetzt mit einem einzigen Blick beantworten: Von der Tanzfläche über die Treppenstufen bis in den hinteren Bereich der Halle ist das Werk so voll, als wäre das Konzert umsonst und der Headliner nicht eine vergleichsweise kleine Ska-Band aus Italien, sondern die Szene-Legende Ska-P. Und vielleicht hat der Erfolg von TALCO wirklich mit den Basken zu tun: Seit diese live kaum noch aktiv sind, fehlt es der Ska-Punk-Szene mehr denn je an wirklich großen Namen – für fanfreundliche 16€ stellen die stilistisch vergleichbaren TALCO sicherlich nicht die schlechteste Alternative dar.

So sehr die flotten Songs der Italiener auch Spaß machen und zum Tanzen und Feiern anregen – in einigen Punkten können TALCO ihren großen Vorbildern leider noch lange nicht das Wasser reichen: Während die Songs an sich durchaus auf ähnlichem Niveau rangieren, ist es – wie auch früher schon – einmal mehr Sänger Dema, der enttäuscht: Dass er nach wie vor was die Tonhöhe angeht oftmals daneben liegt, wäre im Kontext einer Ska-Punk-Show verzeihlich – sein Auftreten hingegen nicht: Dema wirkt verkrampft, gehemmt und schafft es nicht, der Show seinen Stempel aufzudrücken. Wie man zu dieser energiegeladenen Musik nicht zur Rampensau werden kann, ist unverständlich. So bleibt als entscheidender Unterschied zwischen TALCO und Ska-P auch weiterhin die Rolle des Sängers zu nennen: Während Ska-P gerade wegen Pulpul begeistern, gelingt dies TALCO allenfalls trotz ihres ausstrahlungsschwachen Fronters.Talco-Klein-02Das mitreißende, eingängige Songmaterial und die Energie, die TALCO als Band auf die Bühne bringen, ist beeindruckend und auch heute perfekt, um für wenig Geld viel Spaß im Pogo zu haben. Dass dieses Angebot so zahlreich genutzt wird, ist ebenso erfreulich – es müssen wohl (zumindest im Ska) doch nicht immer die ganz großen Namen auf dem Plakat stehen, um die Leute aus ihren Wohnungen zu locken. Rein musikalisch jedoch hat die Show aufgrund der schwachen stimmlichen Leistung einen schalen Beigeschmack – schade, hatte man doch auf dem aktuellen Studiowerk „Silent Town“ noch das Gefühl, TALCO hätten dahingehend ihre Hausaufgaben gemacht.

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