Review Talco – Silent Town

Ska-Punk? SKA-P, klar. Doch während es um die Vorzeigetruppe des Genres in den letzten Jahren vergleichsweise still geworden ist, drängt der Nachwuchs ins Rampenlicht – allen voran die vor nunmehr auch schon gut 15 Jahren gegründeten TALCO aus Marghera bei Venedig. Drei Jahre nach „Gran Galà“ melden TALCO nun, mit ihrem sechsten Album „Silent Town“, erneut und mit Nachdruck Anspruch auf die Nachfolge der Basken an, in deren Vorprogramm sie bereits 2013 durch Europa tourten.

An welche Stadt TALCO bei der Wahl des Albumtitels auch gedacht haben mögen – mit dem auf der CD gesammelten Material tun TALCO jedenfalls ihr Bestes, den Fans dort ein Mittel gegen die Stille an die Hand zu geben: Spritzigen, flotten Ska-Punk, der danach schreit, laut oder besser noch live gespielt zu werden. Ein Gespür für eingängige Bläser-Melodien hatten die Italiener immer schon – daran hat sich auch 2016 nichts geändert.

Darüber hinaus haben sich TALCO in den letzten Jahren in anderen Bereichen nochmal merklich weiterentwickelt. Zunächst wäre da Vielseitigkeit der Songs: Zwar schlagen alle zehn Nummern klar in die gleiche Kerbe schnellen, bläserdomierten Ska-Punks, dem eine gehörige Portion Distortion-Gitarren mächtig schwung verleiht. Durch kleine Überraschungen im Arrangement und der Instrumentierung, wie die Ukulele in „Nel Varieta“ oder die Quetschkomode in „Rotolando“ setzen TALCO jedoch genug Akzente, um ihr Album über die gebotene gute halbe Stunde hinweg spannend zu halten.

Vor allem aber was den Gesang angeht, haben TALCO sich auf ein neues Level gehoben: Auf frühen Alben noch eine eher wackelige Angelegenheit, weiß Dema (Tomaso De Mattia) mittlerweile auf ganzer Linie zu überzeugen: Mit kraftvoller Stimme intoniert er die durchweg auf Italienisch verfassten Texte treffsicher und weiß dabei mit eingängigen Gesangslinien mitzureißen. Deren Inhalte (im Booklet auf englisch nachzulesen) sind auch 2016 noch (links)politisch wie eh und je: Auf „Silent Town“ knüpfen sich TALCO die Italienische Politik am Beispiel eines nur nach außen hin ruhigen, im Inneren jedoch von Korruption, Rassismus und Polizeigewalt zerfressenen Städtchens vor. Wie man es bereits von früheren Veröffentlichungen wie „La Cretina Commedia“ her kennt, ist auch Album Nummer sechs damit ein Konzeptalbum, dem – wie im Ska so oft – der fröhlichen Musik zum Trotz ein überaus ernstes Thema zu Grunde liegt.

Für alle, die TALCO schon länger auf dem Radar haben, ist „Silent Town“ eigentlich ein Pflichtkauf. Doch auch alle Ska-(Punk)-Fans können hier vertrauensvoll zuschlagen: Spätestens jetzt, mit ihrem sechsten Album, führt in diesem Genre an TALCO kein Weg mehr vorbei!

Wertung: 8 / 10

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