Geist: Wer ist Iron Maiden? Das Studiotagebuch Teil 3

Wenn das Image der Band auch sonst nicht besonders auf blasphemische Äußerungen ausgelegt ist, im dritten Teil des GEÏST-Studiotagebuches stellt Alboin plötzlich eine Frage geradezu gotteslästerlicher Art und erzählt nebenbei etwas über Led-Zeppelin-Biographien und das Einspielen von Gitarrenspuren (wer die vorhergehenden Teile des Tagebuchs noch nicht gelesen hat, kann das hier nachholen):

Tag 3 – 17.12.

In einem Studio aufzunehmen, bedeutet in erster Linie Effektivität – vor allem im Vergleich dazu, Alben unter eigener Regie und in Proberäumen zu produzieren. Markus Stock erweist sich in den letzten Tagen als enorm kritischer und motivierender Engineer, der Hedrykk beim Einspielen der Rhythmusgitarren wie ein Luchs auf die Finger schaut. Kein einziger Take wird auf diesem Album landen, der nur gut ist. Sehr viel gibt es allerdings nicht zu meckern, denn Hedrykk spielt den überwiegenden Teil seiner Parts zielsicher und auf den Punkt genau. Wiederholen müssen wir das ein oder andere Stück vor allem wegen der regelmäßigen Krämpfe in der Griffhand, die den selbsternannte „Mr. One Take“ beim Mainriff von „Unter toten Kapitänen“ heimsuchen. Unter derben Verwünschungen, die ich an dieser Stelle aus Pietät nicht benennen kann, und mit schmerzverzerrtem Gesicht stellt Hedrykk während dieses Songs fest, dass alleine seine Spuren für „Unter toten Kapitänen“ mit etwa 40 Minuten Länge ein Full-Length-Album füllen würden. Aber: die Arbeit von einer oder mehreren Wochen haben wir im Studio E an einem Tag erledigt.

Pünktlich zum Feierabend sind alle Rhythmusgitarren und ein Teil der Leadspuren des Albums im Kasten, und Hedrykk klagt über „linke Hand Muskelkater und rechte Schulter Muskelkater“. Der Mann hat mit der Welt (und seiner Artikulationsfähigkeit) für heute abgeschlossen.

Allerdings hat sich die Mühe gelohnt. Wir haben hier und da wirklich wunderschöne Details spontan in die Stücke eingebaut. Während Markus Stock uns in „Unter toten Kapitänen“ latente IRON-MAIDEN-Einflüsse attestiert (komisch, wer ist IRON MAIDEN?), bewundere ich Hedrykk für sein Solo in diesem Song, das irgendwo zwischen GUNS N’ ROSES und ARCTURUS einzuordnen ist und mich einfach umhaut. Kurz darauf schlage ich beim sich in Tonlage, Geschwindigkeit und Intensität stetig steigernden Schlusspart von „Einen Winter auf See“ mit nicht enden wollender Gänsehaut rücklings mit dem Schädel ins Sofa. Und das sind nicht die einzigen Parts, wo mir das so geht. Das Album macht mich fertig.

Ziemlich entkräftet reicht es am Abend nur noch zu einer (immerhin selbst gekochten) Pilz-Sahnesoße zu Spaghetti und den philosophischen Grundsatzdiskussionen, die immer dann einsetzen, wenn zwei Männer sich müde und angetrunken in einem Raum befinden. Eine Stunde später dämmert Hedrykk selig und mit verkrampften Händen zu „Fear and Loathing in Las Vegas“ hinweg. Nach ein paar Seiten, die ich in meiner LED ZEPPELIN-Biographie mit zufallenden Augen noch zu lesen schaffe, geht es mir ähnlich. In Gedanken bin ich schon bei den Akustik-und Effektgitarren, und vor allem beim Bass, der uns morgen beschäftigen wird.

Tag 4 und damit die Fortsetzung des Tagebuchs ist bereits für morgen, den 19.12. angekündigt…


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Publiziert am von Marius Mutz

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