Review Carach Angren – Death Came Through A Phantom Ship

„Wir denken schon darüber nach, als nächstes etwas mit dem Thema ‚Wasser‘ zu machen“, versprach CARACH ANGREN-Keyboarder Ardek vor beinahe zwei Jahren im Metal1-Interview anlässlich der Veröffentlichung des Debutalbums der Band mit Namen „Lammendam“. Einige Zeit ging in’s Land, dann wurde der Titel des Werks, „Death Came Through A Phantom Ship“ bekannt und die drei (live vier) Holländer schienen ihr Versprechen zu halten, denn das Ding ist eine Vertonung der Legende um Hendrik van der Decken, besser bekannt als Kapitän des „Fliegenden Holländers“. Thematisch bleibt man sich also treu. Ob das auch musikalisch der Fall ist, das bleibt wohl noch zu klären…

„Death Came Through A Phantom Ship“ beinhaltet nicht nur die bekannte und beliebte Legende des „Fliegenden Holländers“, des Geisterschiffs, das aufgrund der Lasterhaftigkeit und Blasphemie seines Kapitäns von Gott selbst verflucht wurde, auf ewig als Totenschiff die sieben Weltmeere zu befahren, sondern bettet das ganze auch noch in eine (etwas merkwürdig erzählte) Rahmenhandlung ein, in der es um einen Mann geht, der dem Geisterschiff begegnete, daraufhin ein klein wenig seine Murmeln verliert und letzten Endes seine ganze Familie und hinterher sich selbst per Kopfschuss ins nächste Leben befördert. Was mich an der Erzählung selbst etwas stört, ist die Tatsache, dass die Rahmenhandlung quasi in den ersten drei Tracks abgehandelt wird, ehe es dann zum Geisterschiff weitergeht. Die „Separierung“ der beiden Handlungsstränge ist irgendwie zu strikt, so dass sich kein wirkliches Zusammengehörigkeitsgefühl einstellen will, was bei einem Konzeptalbum ja doch etwas am Ziel vorbei schießt.
Glücklicherweise leisten die Holländer sich in musikalischer Hinsicht aber keine groben Klopser. Nach wie vor wird ziemlich hektischer, burlesker, geisterhafter Symphonic Black Metal mit großartigen Vocals aus Seregors Kehle gespielt, bei dem aber auch die nötige Härte nicht zu kurz kommt. CARACH ANGREN toben sich in den höheren Geschwindigkeitssphären aus, Schlagzeuger Namtar beweist einmal mehr eindrucksvoll sein Talent und auch Seregor an der Gitarre darf ordentlich schwarzmetallische Riffs schrubben. Deren Frequenz hat im Gegensatz zum Vorgänger zwar ein wenig abgenommen, aber das kommt eigentlich nur der Atmosphäre zu Gute, denn so kann Keyboarder Ardek sich noch ein bißchen mehr entfalten. Die symphonischen Arrangements sind immer noch vielschichtig und heftig, allerdings sticht auf „Death Came Through A Phantom Ship“ wesentlich öfter eine Geige hervor, die (besonders bei „And The Consequence Macabre“) ein paar sehr morbide, teilweise an ältere Eisregen erinnernde Melodielinien auspacken darf. Das tut dem Material merklich gut, da es sich so schon ein ganzes Stück weit von den Songs des Vorgängers differenzieren kann. Denn ganz ehrlich, bei dem einen oder anderen Gitarrenriff schoss mir doch schon so etwas wie „Das kenn ich doch schon irgendwo her“ durch den Kopf. Ja, der Grat zwischen „dem Stil treu bleiben“ und dem guten alten Selbstplagiat ist oft recht schmal.

CARACH ANGREN halten die Balance glücklicherweise die meiste Zeit über. Sie sind immer noch unverkennbar dieselbe Band, die „Lammendam“ aufgenommen hat, aber „Death Came Through A Phantom Ship“ ist glücklicherweise kein uninspiriertes neues Aufwärmen des Vorgängers. Ganz im Gegenteil, viel mehr wurde der Stil des Vorgängers verfeinert, vielleicht sogar perfektioniert, wo „Lammendam“ musikalisch nett war, viel mehr aber durch seine Thematik und seine Atmosphäre überzeugte, hat „Death Came Through A Phantom Ship“ viel mehr wirklich große, einprägsame Augenblicke, die unabhängig vom Kontext der Platte mehr Spaß machen. Trotzdem hat die Scheibe natürlich auch einen ganz eigenen, recht homogenen Charakter und transportiert die Atmosphäre des „nautischen Fluchs“ (wie die Band es selbst ausdrückt) sehr ordentlich. Kritik muss sie aber auch einstecken können, wo Kritik angebracht ist. Musikalisch mag die Scheibe „Lammendam“ überlegen sein, das Debut konnte jedoch nicht nur mit einer geschickteren Erzählweise punkten, sondern auch mit einer interessanteren Story.
Kurzum, für Fans der Band und des Genres ist auch die zweite CD absolut essentiell, diesmal aber eher aus musikalischer Hinsicht und weniger wegen der zwar atmosphärischen, aber sonst doch eher etwas lauen Erzählung. Macht dann Summa Summarum eine CD, die dem Debut würdig, vielleicht auch ebenbürtig ist, wirklich besser aber nicht.

Wertung: 8.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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