Review Dawn Of Destiny – Rebellion In Heaven

Kein Jahr ist vergangen, seit der Ruhrpott-Fünfer DAWN OF DESTINY über das renommierte Label Shark-Records das Debüt …Begins veröffentlichte. Damals „fürchtete“ ich geradezu darum, einem plötzlichen Power-Metal-Anfall zu erliegen. Dass dies nicht geschehen ist, liegt aber keineswegs an mangelnder Qualität von DAWN OF DESTINY, denn diese legen tatsächlich keine zwölf Monate nach dem Erstschlag einen nach und hauen Rebellion In Heaven raus. Die kurze Zeit macht natürlich zunächst einmal skeptisch, der Verdacht eines möglichst schnellen Zweitlings aus marketingtechnischen Gründen drängt sich ja schon auf.

Diese Befürchtung kann man glücklicherweise rasch bei Seite wischen, in Blick in die Linernotes zeigt, dass lediglich sechs Songs in diesem Jahr entstanden sind und viele der übrigen schon bevor …Begins veröffentlicht wurde. Andererseits ist dies auch keine Garantie für ein gutes Album und da mir diesmal im Vorfeld kein einziger Song bekannt war, blieb ja auch keine andere Wahl, als einfach mal die Band selber zu Wort bzw. Musik kommen zu lassen. Den Introcharakter von Angel Without Wings kann man dem Stück schon noch anhören, ansonsten ist es einfach ein perfekter Opener, nicht zuviel Ballast, dafür mit wesentlichen, die Band in bestem Lichte darstellenden Trademarks versehen. Epische Keyboards, eingängiger Gesang, flotte Gitarren und eine treibende Rhythmusfraktion lassen kaum Wünsche übrig und legen die Messlatte für den Rest der CD schon einmal recht hoch. Sich selber zu kopieren ist dann eine passable Möglichkeit, das Niveau zu bestätigen. Das tun DAWN OF DESTINY zwar nicht, aber die folgenden Lieder zeigen alle, dass man im Ruhrpott scheinbar weiß, wie man es macht. Endless Dream baut sich irgendwie ähnlich auf wie der Opener und steigert sich bis zu einem mächtigen Refrain. Bei all dieser Konsequenz frage ich mich, warum dieser Song eigentlich gar kein DAWN-OF-DESTINY-Lied werden sollte, meiner Meinung nach passt er wie die berühmte Faust in das Konzept. Dies kann man auch für die nächsten Lieder behaupten, allesamt gute Songs, mal flott, mal groovy, feine Soloarbeit, eingängiger Gesang und, und, und. Da gibt es wenig zu meckern, außer vielleicht, dass die Abwechselung ein wenig auf der Strecke bleibt. Die Strukturen wechseln zwar hier und da, aber alleine die Tatsache, dass alle Lieder ziemlich genau die Vierminutenmarke anpeilen, zeigt, dass hier auf riskante oder vielleicht auch unnötige Experimente lieber verzichtet wurde.

Rain hingegen schlägt in eine andere Kerbe, den etwas plakativen Anfang mit Regengeräuschen erwähne ich mal einigermaßen wertfrei, aber ansonsten ist es eine erfreuliche Maßnahme, mal die Ideen noch etwas mehr auszubauen. Der langsame Mittelteil hat so genug Raum, um eine gewisse Spannung aufzubauen, die sich kraftvoll entlädt, wenn es wieder in den Chorus geht. A propos Chorus, unnötig zu erwähnen, dass sich hier die absolute Stärke der Jungs um Frontfrau Tanja Maul verbirgt, beinahe jeder Song weiß hier mit eingängigen Melodien zu gefallen, das Mitpfeifen fällt bereits beim zweiten Durchlauf gar nicht schwer, für das uneingeschränkte Mitsingen sind die Texte manchmal noch etwas zu schwierig zu greifen, nicht immer kann man aufgrund der Geschwindigkeit des Gesangs jedes Wort gut verstehen, aber bevor wir hier ein halb leeres Glas hinstellen, sagen wir lieber, dass so noch etwas mehr Spielraum für eigene Interpretationen bleibt.

Mit Save Us und Lost sind zwei etwas weniger spektakuläre Songs zu verzeichnen, dafür kommt dann die wahre Glanzphase; In Between ist vergleichbar mit Rain, der Aufbau ist im Gegensatz zu vielen anderen Songs etwas vertrackter, der Chorus bläst einen locker um, was auch daran liegt, dass Bassist und Hauptsongwriter Jens Faber hier die Stimmbänder zu einem reichlich harschen Backgroundgesang maltretiert. Dies erzeugt einen schönen Kontrapunkt zu Tanjas meist recht lieber Stimme, die aber auch mal etwas böser ausfallen kann. Dies zeigt das Beispiel Inqusition, wo es zackig voll auf die Zwölf gibt. Kein großes Drumherumgerede, Kabel rein, Sticks in die Hand, Mikro an und los geht die wilde Fahrt. Der Spuk ist ebenso wie bei Heaven`s Falling Down nach drei Minuten zu Ende, auch wenn man augenzwinkernd anmerken muss, dass der Chor am Anfang irgendwie nach ABBA klingt. Wenn ich jetzt auch noch unterstelle, dass die Halbballade Where Are You Know auch auf dem Soundtrack von Titanic stehen könnte, ist aber auch Schluss. Jens nahm dazu im Interview ja Stellung. Trotz allem aber kein schlechter Song, auch wenn er hinter Unexpected Guest, meinem heimlichen Favoriten, ein gutes Stück hinterher bleibt. Unexpected Guest ist wohl so etwas wie die Bündelung allen Könnens, meiner bescheidenen Meinung nach hat der Song alles, was eine gute Female-Fronted-Power-Metal-Performance so braucht.

Unter dem Strich hält Rebellion In Heaven das gute Niveau des Debüts, ich bin sogar mal so frei und sage, dass es noch etwas besser geworden ist. Schade finde ich, dass es keine „echte“ Ballade im Stil von Coldest Night gibt, aber der Rest der Songs ist auch so gut genug, zudem liegt erneut eine opulente Spielzeit und eine mehr als amtliche Produktion, bei der der Bass für die Spielart erstaunlich viel Raum erhält, vor. Niemand sollte sich über mangelnden Nachwuchs beschweren, wenn er diese CD nicht kauft. Wenn die dritte Veröffentlichung erneut die Qualität hält oder sogar noch etwas steigert, kann man von einem echten Highlight der Szene sprechen. Aber auch so spielen sie bereits in einer der obersten Ligen.

Wertung: 9 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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