Review End Of Green – Void Estate

Denkt man an deutschen Dark Rock mit Gothic-Metal-Einschlag, so kommen einem wohl zuallererst Lacrimas Profundere und in weiterer Folge END OF GREEN in den Sinn. Nachdem die deutsche Antwort auf HIM 2016 mit „Hope Is Here“ ein beachtliches Konzeptalbum vorgelegt hat, melden sich nun auch die Zweitgenannten wieder zu Wort. Vier Jahre musste man nach „The Painstream“ warten, nun endlich folgt der Nachfolger „Void Estate“, der die nach neuem Material lechzenden Fanscharen mit einer weiteren knappen Stunde „Depressed Subcore“ versorgt. Ebenjene wird es freuen, zu hören, dass sich ihre Geduld bezahlt gemacht, denn auch Album Nummer neun bezeugt, dass END OF GREEN sich auf ihr Genre verstehen und dennoch Wiedererkennungswert besitzen.

Der erste Blick etwaiger Neuhörer mag ein skeptischer sein, wirken die Vorabtracks „Send In The Clowns“ und „The Door“ doch allzu bieder und simpel gestrickt, mit ersterem beginnt „Void Estate“ darüberhinaus auch noch regelrecht überstürzt, und das plakative Pseudonym von Sänger Michelle Darkness mutet eher schrullig an. Hört man das Album im Ganzen, wird jedoch klar, dass END OF GREEN hier nicht einfach nur die verschlissenen Schienen der bereits zu oft befahrenen Gothic-Achterbahn abfahren, sondern etwas Eigenes geschaffen haben, das trotz seiner Eingängigkeit und seinem geringfügigen Pathos viel Kreativität offenbart.

Die einzelnen Stilmittel sind dem Genre zwar durchaus nicht fremd, die Kombination ist jedoch recht eigenständig. Mal klingen END OF GREEN verträumt und nachdenklich, wie in den zwei genannten Songs, die sich nach mehrmaligem Hören doch noch als gehaltvoll herausstellen, dann wiederum schleppen sich die deutschen Düsterrocker mit schweren Gitarren und tiefen Peter-Steele-esquen Vocals durch den Melancholiemorast („Darkside Of The Sun“) oder vertonen sogar hoffnungsvolle Aufbruchsstimmung („Crossroads“). Meist gibt sich das Quintett jedoch langsam und schwermütig, allerdings mit einer gewissen rockigen Lässigkeit, die sich vor allem im rauchigen, facettenreichen Gesang und in den zurückgelehnten Gitarrenmelodien und Soli niederschlägt.

Dass END OF GREEN nicht einfach nur darauf aus sind, möglichst leicht möglichst viele unbedarfte Hörer anzulocken, beweisen Tracks wie das siebenminütige „Mollodrome“ mit seinen trostlosen Leads und seinem stimmigen, ausgedehnten Abschlusssolo. Die große Stärke von „Void Estate“ liegt also in seiner Vielfalt und in seiner Stringenz. Darüberhinaus schmücken END OF GREEN ihre Songs immer wieder mit stimmigen Details wie zum Beispiel verschlafenen Clean-Gitarren oder unterstützenden Akustikgitarren und Pianos.

An manchen Stellen klingt „Void Estate“ schon ein wenig pathetisch, die meiste Zeit über bringen END OF GREEN ihr Spiel mit den verschiedenen (überwiegend negativen) Gefühlslagen jedoch überzeugend über die Bühne. Der markante Klargesang, die verwässerten Gothic-Gitarren, aber auch die kräftigen, wenn auch langsamen Drums und die stets passend klare oder hallende Produktion, alles hier hat Hand und Fuß. Die Songs setzen sich schnell in den Gehörgängen fest, Filler gibt es praktisch keine und sie allesamt drücken in aufrichtiger Weise immer genau das aus, worum es geht. Somit haben END OF GREEN eine durchwegs gelungene Platte geschaffen, die sicherlich vielen Fans finsterer Rockmusik aus der Seele sprechen wird.

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Wertung: 8 / 10

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