Review Obscure Sphinx – Anaesthethic Inhalation Ritual

Es gibt eine Menge Bands, bei denen man sich ernsthaft fragt, wie, vor allem aber warum sie bekannt geworden sind. Und dann gibt es Bands, bei denen sich diese Frage gar nicht erst stellt – deren Material man sich anhört und denkt: „Ja, selbstverständlich schafft man mit solcher Musik den Durchbruch“.

OBSCURE SPHINX aus Polen sind eine solche Band – und das, obwohl sie mit ihrem doomigen Sludge / Noise ganz gewiss keine Musik machen, die dafür prädestiniert ist, groß heraus zu kommen. Wer die Band jedoch einmal live, oder zumindest auf Platte gehört hat, versteht wohl sofort, warum OBSCURE SPHINX derzeit wo immer sie hinkommen offene Türen einrennen.
Denn sowohl auf der Bühne als auch auf CD lassen die Herren und die Dame eine derart dichte Atmosphäre, in welcher der Hörer gleichermaßen ob ihrer betörenden Schönheit wie ob ihrer verstörenden Hässlichkeit von der ersten Sekunde an fesselt.
Nach dem Intro „AIR“, bestehend aus betörenden Cleangitarren und doomigen Drums legen sich OBSCURE SPHINX gleich bei „Nastiez“ voll ins Zeug: Beginnt der Song noch ruhig und gemächlich mit unverzerrten Gitarren und Klargesang, schaukelt sich das Stück in über elf Minuten zu einem wahren Ausbruch roher Gewalt auf, in dem vor allem die äußerst sympathische Sängerin Wielebna durch ihren wirklich extremen Schreigesang für Begeisterung sorgt. Musikalisch stilistisch wie auch qualitativ nicht weit von Szene-Legenden wie Neurosis entfernt, ist es gerade das Element des weiblichen Extrem-Gesangs, welches bei OBSCURE SPHINX das Sahnehäubchen ausmacht.

Doch auch sonst machen die Polen auf ihrem Debütalbum wirklich alles richtig – von den trotz ihrem doomigen Charakter stehts spannend und abwechslungsreich gehaltenen Kompositionen über den perfekt zur Musik passenden Sound und die über jeden Zweifel erhabene instrumentelle Umsetzung bis hin zum perfekt in dieses Genre passenden Artwork stimmt hier einfach alles. Besonders das Doppel-Stück „Bleed In Me (Pt. I / II)“ demonstriert hier eindrucksvoll die Qualitäten der Band: Von ruhigen Doom- bis hin zu vollkommen ausgerasteten Extreme-Metal-Passagen mit Djent-Einschlag ist hier wirklich alles vertreten – jedoch nicht etwa wild durcheinander, sondern einer logischen Evolution folgend, welche den Hörer langsam und aber bestimmt an der Hand ins akustische Chaos führt.

Gegründet 2008, erste Demo 2009, erstes Album 2011 und 2012 schließlich ein erster internationaler Durchbruch mit dem Gewinn des „New Blood Award“, dem Newcomer-Contest des Summer-Breeze-Open-Airs – steiler könnte eine Karriere kaum verlaufen, geht man einmal davon aus, dass OBSCURE SPHINX damit wohl in absehbarer Zeit bei einem etablierten Label unter Vertrag kommen werden. Und mit was? Mit Recht.
Denn OBSURE SPHINX gönnt man diesen Erfolg: Nicht nur, dass die Band es musikalisch einfach verdient hat – der Erfolg dieser Band ist auch insofern Balsam für die Seele, als er schlichtweg zeigt, dass der Weg zum Erfolg eben doch nicht nur über Vitamin B, Geld und pures Glück führt, sondern bisweilen auch über Talent, Engagement und Hingabe.

Die CD kann in zweiter Nachpessung (limitiert auf 1000 handnummerierte Exemplare) mittlerweile wieder über den bandeigenen Online-Shop erstanden werden – ein Muss für alle Fans von Neurosis und Konsorten!

Wertung: 9.5 / 10

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