Review Árstíðir Lífsins – Aldafǫðr Ok Munka Dróttinn

Zum Duell!! „Aldafǫðr Ok Munka Dróttinn“ lautet der altisländische Titel der neuen Scheibe von ÁRSTÍÐIR LÍFSINS, übersetzt in etwa „Odin und der Gott der Mönche“. Offensichtlich treffen in dieser erneuten Sagenaufbereitung zwei „Religionsanführer“ aufeinander, das Resultat muss aufgrund der Unkenntnis der Sprache aber im Dunkeln bleiben. Stattdessen bietet die dritte Scheibe der isländisch-deutschen Kollaboration aber reichlich musikalischen Stoff, der nun zur Analyse vorliegt.

Im letzten Jahr hatte man mit der EP “Þættir úr sögu norðr” einen Brückenschlag zwischen dem letzten Album und dem nun vorliegenden geschaffen. Drei Songs, 20 Minuten und ein paar offene Fragen ließen den Hörer trotz allgemeiner Zufriedenheit auch etwas ratlos zurück. Und ganz ähnlich ergeht es einem auch bei „Aldafǫðr Ok Munka Dróttinn“. Schon die EP wartete mit unnötig vielen Stimmungs- und Tempowechseln auf, aber offenbar haben ÁRSTÍÐIR LÍFSINS daran großen Gefallen gefunden.
Auch die neue Platte hat wieder ihre starken Momente, die vor allem und fast ausschließlich dann zum Vorschein kommen, wenn man das Herz in die Hand und den Fuß von der Bremse nimmt. Schnell können die Burschen einfach, dann entfesseln sie diese Urkräfte, die man als Mitteleuropäer von der rauen Insel im sturmumtosten Nordatlantik auch erwartet. Schneidende Riffs, aggressive Vocals, Blast-Beats und ein üppiger Sound, der all der Gewalt den nötigen Raum gibt, erfreuen das metallische Herz.
Weniger spannend sind die ausführlichen akustischen Zwischenspiele geraten. Mit der gezupften Clean-Gitarre geht es noch, dann werden manchmal sogar ganz dezente Erinnerungen an (jaja) Empyrium wach, aber die auf gregorianisch-sakral gemünzten Gesänge sind wie auf der EP recht öde. Vermutlich gehört das zum lyrischen Konzept, aber es stört doch ganz wesentlich die Gesamtdynamik. Hier und da mal etwas Verschnaufen ist in Ordnung, aber die opulenten 81 Minuten Spielzeit geben diesen Pausen zu viel Raum.
Dabei bedient man sich gerne des lyrischen Stilmittels „Pars Pro Toto“. Man muss sich nur den zwölfminütigen Opener „Kastar Heljar Brenna Fjarri Ofan Ǫnundarfirðinum“ zu Gemüte führen und weiß über die Grundausrichtung von „Aldafǫðr Ok Munka Dróttinn“ Bescheid. Immer wieder pendelt die Stimmung zwischen zart und hart und wie im weiteren Verlauf sind ÁRSTÍÐIR LÍFSINS dann stark, wenn sie den Wolf von der Kette lassen. Maximal ein Unentschieden erzielen sie, wenn sie wie beim Opus „Þeir Heilags Dóms Hirðar“ beide Stilmittel mischen, die Chöre wirken auf verzerrter Gitarre und Double-Bass irgendwie authentischer.

So könnte „Aldafǫðr Ok Munka Dróttinn“ eine richtig starke Scheibe sein, wenn man sich über die komplette Spielzeit auf seine Vorzüge besonnen hätte oder wenigstens die störenden Elemente deutlich beschränkt hätte. 60 Minuten hätten es auch getan und man wäre auf einen Streich eine Menge Langeweile losgeworden. So haben ÁRSTÍÐIR LÍFSINS eine gute Platte kreiert, limitieren sich aber unnötigerweise selbst.

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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