Review Shearwater – Fellow Travellers

  • Label: Sub Pop
  • Veröffentlicht: 2013
  • Spielart: Entmetallisiert, Indie Rock

Dass man es bei SHEARWATER mit einer besonderen Band zu tun hat, dürfte niemand auch nur eine Sekunde anzweifeln, der sich mit dem Projekt des Texaners Jonathan Maiburg beschäftigt hat. So wundert es auch wenig, dass die Band mit „Fellow Travellers“ ein sehr spezielles Album veröffentlicht – das eigentlich gar kein Album hätte werden sollen.

Doch aus der Idee einer kleinen, im Homestudio aufgenommenen Veröffentlichung zwischen dem letzten Meisterwerk „Animal Joy“ und dem nächsten „richtigen“ Album, das die Band derzeit einspielt, wurde dann doch recht schnell ein Projekt, dessen Eigendynamik es immer größer werden ließ. Am Ende steht mit „Fellow Travellers“ nun doch ein Album. Oder zumindest etwas ähnliches.

Das Konzept hinter ist so simpel wie zugleich einmalig, und untermauert einmal mehr die Liebe zur Musik, das sympathische Wesen und – natürlich – die musikalische Genialität von Jonathan Maiburg: „Fellow Travellers“ ist so etwas wie ein Musik gewordenes Tourtagebuch – seine persönliche Hommage an die Bands, mit denen SHEARWATER tausende Kilometer auf Bundesstraßen und Highways hinter sich gebracht haben. Die Stücke auf dem Album stammen allesamt aus der Feder eben jener Künstler. Die Songs bloß unter dem Namen SHEARWATER neu zu vertonen ist Maiburg aber nicht genug – weshalb er zudem die Künstler bat, selbst an dem Projekt mitzuwirken – unter einer Bedinung freilich: nicht bei der Interpretation des eigenen Materials.

Was dabei entstanden ist, klingt natürlich aus verschiedenen Gründen nach SHEARWATER – der offensichtlichste ist Maiburgs markante Stimme, die alle zehn Stücke veredelt; aber auch die Interpretationsweise der Songs lässt klar die Handschrift von SHEARWATER erkennen: Indie-Rock mit herzerweichenden Melodien und einem Schuss Melancholie steht auch auf „Fellow Travellers“ auf dem Programm – doch wie man das von den Texanern kennt, ist auch dieses Album nicht auf triste oder gar traurige Atmosphäre ausgelegt, sondern kraftvoll, energiegeladen und forsch. Interessant ist dabei das recht breite musikalische Spektrum, das sich durch die verschiedenen Komponisten ergibt und von ruhigen, sphärischen Nummern wie „Hurts Like Heaven“ bis hin zu für SHEARWATER-Verhältnisse fast rockigen Nummern wie „Natural One“ reicht. Veredelt wird das Ganze durch Gastauftritte wie den wunderschönen Gesang von Sharon Van Etten in der einzigen SHEARWATER-Eigenkomposition, „A Wake For The Minotaur“.

„Fellow Travellers“ ist kein SHEARWATER-Album im engeren Sinne und muss deshalb auch nicht in Konkurrenz zu Meisterwerken wie „Animal Joy“ oder „The Golden Archipelago“ treten. Doch „Fellow Travellers“ ist auch weit mehr als der kleine Output zwischendurch, als den Maiburg das Werk konzipiert hatte – musikalisch wie inhaltlich. Denn ganz abgesehen von der allemal hörenswerten Musik ist das Material mehr als nur ein groß Geste den Wegbegleitern von SHEARWATER gegenüber. Was man hier zu hören bekommt, ist vertonte familiäre Intimität.

Keine Wertung

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