Review Terra Tenebrosa – The Tunnels

  • Label: Trust Noone
  • Veröffentlicht: 2011
  • Spielart: Ambient

Kontextlos damit konfrontiert, lässt der Bandname TERRA TENEBROSA wohl am ehesten an Gothic oder dergleichen denken. Ließe man sich jedoch dazu verleiten, die Band aus Stockholm nur des Namens wegen in diese Ecke zu stellen, könnte man weiter kaum daneben greifen – orientiert sich „The Tunnels“ noch am ehesten in Richtung schwarzmetallen infiltrierter Ambient.

Atmosphärisch klingt jedenfalls, was die Herren der „schwarzen Erde“, wie der Bandname übersetzt lautet, machen: Der Hörer bekommt eine extrem düstere Komposition vorgelegt, für die sich unterschiedlichste Vergleichsmöglichkeiten bieten, die jedoch durch keine wirklich adäquat beschrieben wird: So lässt die Stimmung ein wenig an Ava Inferi denken, jedoch natürlich ohne den Frauengesang – dafür mit mehr Black-Metal-Feeling und bisweilen Riffs, die andeutungsweise Doom-Rock-Elemente a lá Valborg enthalten. Den Löwenanteil machen jedoch düstere Ambient-Klänge mit Noise/Drone-Charakter aus, welche sich schleppend entwickeln oder auch einfach vor sich hin wabern. Dazu gibt es bestenfalls mal eine verzerrte Erzählerstimme, zumeist jedoch muss sich der Hörer mit instrumentellen Klängen begnügen.

Interessant ist die Entwicklung des Materials über den Albenverlauf hinweg betrachtet: Wo die ersten Stücke, beispielsweise „The Teranbos Prayer“ und „Probing The Abyss“, zwar schon relativ verstörend, jedoch mit Gesang und nachvollziehbarem Aufbau immerhin halbwegs songartig strukturiert daherkommen, wird es nach hinten hin scheinbar immer chaotischer, bis Titeltrack „The Tunnels“ den Hörer in eine düstere, stagnierende Drone-Klangwelt entführt, deren Synthesizer-Klängen jedoch andererseits auch aus einem atmosphärischen Negura Bunget-Song entnommen sein könnten. Der völlig verwaschene, geheimnisvolle Sound tut sein übriges, um dem Material einen gewissen Reiz zu verleihen – hat man doch stets das Gefühl, man sehe – beziehungsweise höre – hier nur den Gipfel eines Berges, der gerade so aus dem Nebelmeer ragt. Oder eben die sprichwörtliche Spitze des Eisbergs.

So verstehen es TERRA TENEBROSA, durch das bloße Andeuten ihrer Ideen, dem Hörer zu suggerieren, es wäre hier noch weit mehr zu entdecken, als auf den ersten „Blick“ erkennbar – und ihn in einer mystischen Atmosphäre aus undefinierten Klängen, simplen Melodien und verstörend düsteren Passagen gefangen zu halten. „The Tunnels“ ist Musik, auf die man sich einlassen muss, die nicht mal nebenbei gehört werden kann und die, gibt man ihr andererseits den Raum, den sie zur vollständigen Entfaltung braucht, im Albumkontext durchaus zu fesseln und den Hörer tief in seinen Bann zu ziehen versteht.

Wertung: 8.5 / 10

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