Und sonst so … März 2020

Metal ist eines der lebendigsten Genres, die es gibt. In der Folge ist es bei der mittlerweile enormen Zahl an Veröffentlichungen schier unmöglich geworden, sämtliche Alben in ausführlichen Reviews vorzustellen. In unserer Rubrik „Und sonst so …“ kommen deswegen in Form von Kurz-Kritiken ein paar der Alben zur Sprache, die trotz Zeitmangel und Überangebot nicht unter den Teppich fallen sollten.


The Bombpops - Death In Venice Beach

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Nach mittlerweile 13 Jahren Bandgeschichte veröffentlichen die kalifornischen Punk-Rocker THE BOMBPOPS mit „Death In Venice Beach“ erst ihr zweites Full-Length, das über Fat Wreck Chords erscheint. Wie der Vorgänger wurde es von Fat Mike (NOFX), Yotam Ben Horin (Useless ID) und Chris Fogal (The Gamits) produziert. Das ansprechende Artwork verrät dabei weniger über den Inhalt, genau genommen hat die Band musikalisch wenig mit der Ästhetik der 50er Jahre gemein. Ihr Sound pendelt sich auf knapp 30 Minuten zwischen Pop-Punk und Skate-Punk im Stil der 90er ein. Der weibliche Gesang ist ebenfalls relativ zahm gehalten, sodass man THE BOMBPOPS durchaus eine starke Orientierung am Mainstream attestieren kann. Das ist in ihrem Fall aber keinesfalls negativ. Alle Songs sind angenehm zu hören und mit feinen Melodien versehen, die „Death In Venice Beach“ wohl mehrmals den Weg in den Player ebnen sollten.

[Christian Denner]


Thomas Passon - Anders

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Mit seinem neuesten Werk „Anders“ möchte THOMAS PASSON das selbstkreierte Genre Semantic Rock etablieren. Als Leitmotiv des Albums wird die Veränderung benannt. Passon möchte den Hörer auf eine innere Reise mitnehmen, die von Surrealismus, diffuser Fantasie und harter Realität geprägt ist. Die klassischen Rockriffs werden dazu mit 80s-Synth-Pop versehen. Wo die Produktion zumindest gute Ansätze zeigt, werden diese von den schwachen („Verdammt“, „Angst“) bis nervtötenden („Interstellar“) Songs wieder zunichtegemacht. Die Texte erinnern oft eher an deutschen Schlager und nicht an ernstzunehmende Rockmusik. Die Reimform lässt einen ebenfalls den Kopf ablehnend schütteln („Das geht über, übermäßig drüber“). Hinzu kommt THOMAS PASSONs Organ, das sich weitgehend an der immergleichen Tonart bedient und wenig Abwechslung bietet. Dieses Werk ist, wie sein Titel verspricht, tatsächlich „Anders“, aber nicht im positiven Sinn. Freunde gut umgesetzter Rockmusik sollten von diesem Release möglichst weit Abstand halten – und das liegt ausnahmsweise nicht am Corona-Virus.

[Christian Denner]


Hangatyr - Kalt

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2006 gründeten sich die Black-Metaller HANGATYR aus Sachsen und Thüringen, die mit ihrem Namen dem Göttervater Odin Tribut zollen, dessen Beiname im Runenlied dem Bandnamen entspricht. Die neuen Songs wurden im Oktober 2019 mit Alexander Dietz (Heaven Shall Burn) in den Chemical Burn Studios in Bad Kösen aufgenommen. Ihr drittes Album „Kalt“ behandelt die beklemmende Kälte, die entsteht, wenn man schmerzlichen Verlust zu erleiden hat. Die dazu passende Atmosphäre wurde in allen Stücken relativ gut umgesetzt. Diese klirrende Kälte vermengen HANGATYR mit druckvollen Riffs und garstigen, teils heiseren Screams. Die Vocals geben dem grundsätzlich sehr roh gehaltenen Release einen anderen Anstrich, der teilweise Black-Metal-untypisch daherkommt. Leider ist der Gesang nur schwer verständlich, wo doch anhand der Titel sicherlich interessante Texte dahinter stehen („Entferntes Ich“, „Blick aus Eis“). Auch HANGATYRs Pagan-Einschlag kommt in zwei Songs zum Tragen („Firnheim“, „Mittwinter“). Wer auf Black Metal mit nordischem Einschlag und nicht zu hohem Tempo steht, der ist mit „Kalt“ sicherlich gut beraten. Dafür darf man sich aber eben nicht an den (wenn auch eventuell absichtlich) unsauber arrangierten Vocals stören.

[Christian Denner]


The Suicide Machines - Revolution Spring

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Nach satten 15 Jahren melden sich die Detroiter Punk-Rocker THE SUICIDE MACHINES mit ihrem siebten Studioalbum „Revolution Spring“ zurück. Es ist das erste Release über ihr neues Label Fat Wreck Chords. In nur zwölf Tagen wurden die Songs im Rancho Recordo Studio von Marc Jacob Hudson (Laura Jane Grace, The Devouring Mothers) aufgenommen. Sänger Jason Navarro bezeichnet das Album als autobiographisch und sehr persönlich. Er möchte seinen Kindern ein Verständnis davon hinterlassen, wie ihr Vater als Person war, wenn sie „Revolution Spring“ nach seinem Ableben hören. Die knapp 34 Minuten neuen Materials sollten von seinem Nachwuchs und Punk-Fans dennoch schon vorher beachtet werden: Mit typisch minimalistischem Klang, zügigem Tempo und mitreißenden Refrains spielen sie sich in Hirn und Herz. Hinzu kommen Elemente aus Ska („Awkward Always“) oder Hardcore („Detroit Is The New Miami“), die Abwechslung in die klar abgemischten Titel  bringen. So ist THE SUICIDE MACHINES mit „Revolution Spring“ ein kurzweiliger, spaßbringender Longplayer und ein nicht minder beeindruckendes Comeback gelungen.

[Christian Denner]


Publiziert am von Christian Denner

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