Juli 2019

Review Wormwood – Nattarvet

Mit „Ghostlands: Wounds From A Bleeding Earth“ haben WORMWOOD im Jahr 2017 einen ausgesprochen empfehlenswerten Geheimtipp für Fans von melodiösem, folkigem Black Metal vorgelegt. Zwar litt das Debütalbum der Schweden noch an ein paar Inkonsistenzen und einer etwas zu opulenten Spielzeit, doch viele der Tracks, die zum Teil mit einer ungewöhnlich lässigen Classic-Rock-Attitüde daherkamen, glänzten durch Einfallsreichtum, Biss und Eingängigkeit. Zwei Jahre sind seitdem vergangen und ganz wie zu erwarten war, haben sich WORMWOOD in der Zwischenzeit deutlich weiterentwickelt. Das Resultat dieses Reifeprozesses nennt sich „Nattarvet“ und zeigt die mittlerweile gar nicht mehr so unbekannte, vierköpfige Band von einer etwas ernsteren Seite, ohne jedoch die Markenzeichen des ersten Albums unter den Tisch fallen zu lassen.

Dass WORMWOOD diesmal auf frohsinnige Folk-Metal-Nummern wie „Tidh Ok Ödhe“ und mit geradezu schamlosen Ohrwurmmelodien kokettierende Black-Metal-/Rock-Hybride wie „Godless Serenade“ verzichten, mag vorweg ein wenig enttäuschen, ist allerdings im Hinblick auf die Texte nur konsequent. Auf „Nattarvet“ besingen die Skandinavier nämlich die zahlreiche Opfer fordernden Hungersnöte im Schweden des 19. Jahrhunderts, Schiffbrüche in der Arktis mit tödlichem Ausgang und allerlei andere düstere, aus historischen und mythologischen Quellen zusammengetragene Begebenheiten.

Wie bereits angedeutet, bedeutet diese seriösere Herangehensweise jedoch keineswegs, dass WORMWOOD ihren charakteristischen Stilmix abgelegt haben. So stößt man in den vorrangig von beißenden Screams, kraftvoll gebrüllten Klargesängen, episch-frostigen Tremolo-Riffs und tollwütigen Blast-Beats durchzogenen Tracks auch immer wieder auf schrille 80er-Jahre-Gitarrensoli („Arctic Light“) und urige Geigenarrangements. Im Vergleich zu ihrem Debüt haben WORMWOOD ihre kontrastreichen Einflüsse allerdings um einiges nahtloser in ihren kalten Melodic-Black-Metal-Grundsound eingearbeitet.

Die schwungvollen Songs sind indes merklich länger geworden und die schwerelosen, stimmungsvollen Clean-Gitarren-Einschübe, mit denen WORMWOOD zuvor bereits so manche Komposition auflockerten, nehmen auf dem zweiten Album der Schweden signifikant mehr Raum für sich in Anspruch. Ebendiese beiden Entwicklungen erreichen ihren Höhepunkt im melancholischen Zwölfminüter „The Isolationist“, dessen ausgedehnter, unverzerrt gespielter Mittelpart so zurückgelehnt wie elegant klingt und die karge Schönheit einer Schneelandschaft in der ungezähmten Wildnis bildhaft vertont. Bezieht man dann noch die klare, differenzierte Produktion in die Gegenüberstellung mit dem Debüt mit ein, kann man eigentlich nur von einer Verbesserung auf ganzer Linie sprechen.

Ob man „Nattarvet“ seinem Vorgänger tatsächlich in sämtlichen Belangen vorzieht, hängt wohl davon ab, mit welchen Erwartungen man an eine Platte herangeht. „Ghostlands“ ging schneller ins Ohr und bot etwas mehr Abwechslung, auf ihrem zweiten Album musizieren WORMWOOD hingegen fokussierter, weniger zerfahren und auch ein bisschen ambitionierter. Grundsätzlich lässt sich jedoch feststellen, dass WORMWOOD ihren markanten Stil gekonnt fortgeführt und damit eine Sammlung neuer Songs kreiert haben, die einem Vergleich mit dem bisherigen Schaffen der aufstrebenden Band problemlos standhält. Die Wandlung von einem vielversprechenden Newcomer hin zu einer vollends ausgewachsenen Musikgruppe sollten WORMWOOD damit endgültig vollzogen haben.

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Wertung: 8 / 10

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