Review Gamma Ray – Insanity And Genius (Anniversary Edition)

Das Jahr 2016 erlebt die komplette Wiederveröffentlichung der Diskografie von GAMMA RAY. Inzwischen ist die Band bei ihrem dritten Studioalbum, „Insanity And Genius“, angekommen, das zugleich das letzte mit Ralf Scheepers am Gesang war. Es liegt nun in der „Anniversary Edition“ vor, also in einer von Eike Freese gekonnt aufbereiteten Version. Die Alben klingen dadurch dynamisch und kraftvoll, ohne ihren rohen Charme zu verlieren. Das gilt nicht minder für „Insanity And Genius“. Die Gitarren schneiden, Scheepers‘ Gesang ist klar und energievoll und die zahlreichen Chöre drücken fett aus den Boxen – fein!

Musikalisch setzte „Insanity And Genius“ GAMMA RAYs Pfad in den Olymp des deutschen Power Metals fort. Wie schon beim direkten Vorgänger erlaubt sich die Band diverse Experimente. Neben krachenden Uptempo-Nummern wie „Future Madhouse“ oder „No Return“ stehen auch verspielte Nummern auf der Platte, die mit den Grenzen des Genres kokettieren. So groovt „The Cave Principle“ auf untypische Art und Weise, während die Coverversion von Birth Controls „Gamma Ray“ trotz aller Brutalisierung des Originals 70er-Vibes auffährt. Mit „Heal Me“ setzt die Band dagegen konsequent den Pfad fort, der auf ihrem Debüt mit „The Silence“ schon angelegt war: Mächtige, lange Tracks mit Chören, ruhigen Passagen und tonnenweise Queen-Anspielungen. Hier ist übrigens schon Kai Hansen am Gesang zu hören, wohingegen das sehr viel straightere „Your Time Is Over“ einer der wenigen Songs ist, in denen Dirk Schlächter singt. Für Abwechslung ist also gesorgt.

Dennoch lässt „Insanity And Genius“ etwas den roten Faden vermissen, was besonders im Vergleich zum Erstling „Heading For Tomorrow“ auffällt. Die kompositorische Geschlossenheit manch anderer Alben der Hamburger wird hier allen tollen Einzelsongs zum Trotz nicht erreicht. Trotzdem hat das Album seinen festen Platz in der Diskografie der Truppe. Die Anniversary Edition wartet zudem mit einer Bonus-CD auf. Auf ihr finden sich zwei nette Live-Studioaufnahmen aus diesem Jahr. Hinzu kommen drei eher rohe Demoversionen, eine längere Fassung von „Gamma Ray“, ein Rohmix von „Space Eater“ und schließlich eine gelungene Coverversion von Judas Priests „Exciter“.

Das sind alles nette Dreingaben, aber natürlich keine echten Kaufgründe. Die braucht ein Album von diesem Schlage freilich gar nicht. Auch wenn die Scheibe nicht GAMMA RAYs stärkste sein mag, ist sie doch eine Reise in die dynamische und unbeschwerte Frühphase des Power Metals europäischer Prägung und damit eine Empfehlung wert.

Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Marc Lengowski

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