Review Combichrist – Making Monsters

  • Label: Out Of Line
  • Veröffentlicht: 2010
  • Spielart: Electronic

Spätestens, seit sie als Support von Rammstein auf deren LIFAD-Tour die ganze Welt bereisen durfte, sind COMBICHRIST vielen ein Begriff, die mit der EBM/Darkwave/Industrial-Ecke, in die das Projekt bislang gerne gesteckt wurde, wenig (bis garnichts) zu tun haben. Mit energiereichen Shows konnte der gebürtige Norweger Andy LaPlegua dabei – durch zwei Drummer und einen Mann am Synthesizer unterstützt – sicher den ein oder anderen Fan für sein Projekt gewinnen. Oder zumindest Interesse wecken – Interesse, das es nun mit dem mittlerweile vierten COMBICHRIST-Album zu befeuern gilt.

Das könnte durchaus klappen – ist „Making Monsters“ doch alles in allem weitaus zahmer und somit „massenkompatibler“ als der Titel vermuten lässt: Anstatt mit harten Industrial-Beats beginnt das Album mit „Declamation“, das die Anrufbeantworter-Intro-Tradition der letzten Alben bricht, verhältnismäßig gemächlich. Man fühlt sich an Marilyn Mansons „The Golden Age Of Grotesque“ erinnert, und schnell wird klar, dass das Album insgesamt nicht nur (oder gar nichts?) für Die-Hard-Freaks ist.

Gefällige Beats, monotone Songstrukturen und vergleichsweise durchschnittlicher Gesang lassen „Making Monsters“ überraschend harmlos dastehen – ein Problem, mit dem COMBICHRIST jedoch nicht zum ersten Mal kämpfen: Vielen der älteren Songs, die Live als echte Hits fungieren, fehlt es in den Albumversionen an Biss. Ein aktuelles Musterbeispiel hierfür ist „Throat Full Of Glass“, welches in Brutalität und Attack meilenweit hinter den durch den Titel suggerierten Erwartungen zurückbleibt. Und auch das Instrumental „Forgotten“ gewinnt nicht eben durch die Tatsache, dass LaPlegua nur über ein eher überschaubares Repertoire an Effekten zu verfügen scheint, die man von den vergangenen Alben bereits zu Genüge kennt: Vom Synthesizer als Instrument der unbegrenzten Möglichkeiten ist hier nur wenig zu hören.

Doch mag das alles auch verhältnismäßig negativ klingen, ist an „Making Monsters“ dennoch bei Leibe nicht alles schlecht. Stücke wie „Never Surrender“, „They“ oder „Slave To Machine“ gehören sogar ganz sicher mit zum Besten, das man aus dem Hause COMBICHRIST bislang zu hören bekommen hat. Hier besinnen sich COMBICHRIST auf das, was sie am Besten können: Mit stampfenden Beats die Wände zum Wackeln zu bringen.

Wo LaPlegua hingegen im rührseligen Bereich der Melancholie zu punkten versucht, scheitert er auf ganzer Linie, wie „Through These Eyes Of Pain“ eindrucksvoll beweist: Musikalisch belanglos verschafft spätestens der nicht gerade souveräne Gesang dem Track die zweifelhafte Ehre des Negativbeispiels. Schade, dass LaPlegua sich für „Making Monsters“ jedoch offenbar genau auf diese Ausrichtung eingeschossen hat. So ist nach dem ebenfalls in diese Richtung gehenden Eben-nicht-Rausschmeißer „Reclamation“ die Enttäuschung nicht zu leugnen: Zu gerne hätte man das Album als gelungenen Durchbruch für die durchweg sympathische Truppe gefeiert, zu gerne nach drei „Ja, aber“-Alben endlich ein rundum stimmiges Werk gelobt.

Statt dessen hinterlässt „Making Monsters“ mehr noch als alle vorigen Alben das unbefriedigende Gefühl, dass hier deutlich mehr drin gewesen wäre: Der Sound ist mächtig, und fraglos werden die positiv erwähnten Nummern live die Clubs zittern und die Fans bangen lassen – und dennoch kann das Album als Ganzes nicht überzeugen. Zu viele Längen, zu viele Durchhänger und alles in allem schlicht zu wenig technoide Brachial-Hymnen a la „All Pain Is Gone“ lassen „Making Monsters“ am Ende bestenfalls als ein gutes, aber eben nicht sehr gutes Album darstehen. Oder anders ausgedrückt: Wer gestern noch Dämon war, kann deshalb heute noch lange keine Monster machen … allerhöchstens Monsterchen.

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