Konzertbericht: Eivør w/ Elinborg

25.11.2019 München, Einstein Kultur Halle 2

Bereits letztes Jahr haben wir von EIVØRs Tour durch Europa berichtet. Damals trat die Ausnahmekünstlerin von den Färöer-Inseln mit einer kleinen Band auf. Anders als damals ist sie nun als Solo-Künstlerin unterwegs. Mit von der Partie ist einzig ihre Schwester ELINBORG, die ebenfalls Solo den Support-Slot übernimmt. Auch diese Konstellation sorgte – wie schon 2019 – reihenweise für ausverkaufte Clubs. So auch am 25.11.2019 in Halle 2 des Münchner „Einstein“ nahe dem Max-Weber-Platz, das etwa 250 Leute fasst.

Um kurz nach 20 Uhr betritt ELINBORG die Bühne. Trotz der Tatsache, dass sie bereits zwei Alben veröffentlicht hat, hat sie heute nur rund 20 Minuten Spielzeit – muss also Prioritäten setzen und die kurze Zeit nutzen, um ihr Können zu zeigen. Nur mit einer Gitarre bewaffnet, setzt sie auf melancholische, zarte Songs, bei denen vor allem ihre Stimme im Vordergrund steht. Sie singt vorwiegend in ihrer Muttersprache, was hierzulange natürlich viele Liebhaber findet, weil es einen exotischen Faktor in die Musik bringt. Genau wie ihre Schwester ist auch ELINBORG mit einer außergewöhnlichen Stimme gesegnet, sodass es in Kombination mit ihren traurig-schönen Liedern nur eine Frage der Zeit sein dürfte, bis sie zu ihrer berühmten Schwester aufschließt. Doch momentan ist sie noch nicht ganz perfekt: In der einen oder anderen hohen Lage und manch langem Ton ist schon mal ein kleiner Stimmwackler zu hören. Trotzdem ist manch Zartbesaiteter im Publikum den Tränen nahe, wenn die Songs besonders traurig werden. Alles in allem wirkt ELINBORG etwas lieblicher als ihre Schwester, sowohl stimmlich als auch vom Auftreten her, kann allerdings gerade dadurch der in den Liedern transportierten Traurigkeit eine andere Facette verleihen. Man hat also trotz gewisser Ähnlichkeiten nicht das Gefühl, dass die eine Schwester nur der Abklatsch der anderen ist. Die Besucher sind jedenfalls begeistert und applaudieren großzügig nach jedem Lied.

Nach höchstens zehn Minuten Pause steht dann auch schon EIVØR auf der Bühne. Die Grande Dame der traurigen Liebeslieder hat sich einige Instrumente mehr zurechtgelegt beziehungsweise -gestellt. Da gibt es natürlich eine Gitarre, eine Bassgitarre, eine kleine Ukulele und natürlich ihre Schamanentrommel. Ein wenig Technik ist allerdings auch im Spiel und manchmal kommt Hintergrundmusik vom Band. Doch die schwermütige aber gleichzeitig berührend-schöne Atmosphäre erschafft sie vor allem durch ihren Gesang. Nachdem sie einige ihrer bekannten „Greatest Hits“ wie „Silvitni“ oder „Salt“ gespielt hat, überrascht sie das Publikum mit einer Nummer, die bereits schon Billie Holiday gesungen hat. Sie stellt sie als ein ungarisches Lied über Selbstmordgedanken vor, das 1933 von Reznö Seress komponiert wurde.

EIVØR hält sich in ihrer Version eher an die psychedlisch-melancholische Version von Billie Holiday, aber natürlich trotzdem mit eigener persönlicher Note gewürzt. Es folgen weitere bekannte Songs von ihren letzten Alben inklusive der „Live In Tórshavn“-CD, aber das Highlight bildet das Duett „Rain“, welches sie auf dieser Tour zusammen mit ihrer Schwester singt. Es bietet sich natürlich an und irgendwie haben die Besucher sowas schon erwartet. ELINBORG kommt also zurück auf die Bühne und gemeinsam mit EIVØR projektieren sie die Verzweiflung der Einsamkeit in Form eines Liedes auf die Zuschauer.

Dass Leonard Cohen Eivørs Lieblingskünstler ist, kommuniziert sie gefühlt bei jeder Tour. So auch dieses Mal. Auch heute darf ihre eigene Interpretation von „Famous Blue Raincoat“ daher nicht fehlen. Doch natürlich kommt auch die Shaman-Drum bei etlichen Songs zum Einsatz. Das Highlight hierbei stellt „Trøllabundin“ dar. Hier kann sie noch ein letztes Mal so richtig aus sich herausgehen und die Trommel malträtieren, bis auch der letzte zumindest mit den Füßen im Takt wippt. Wie erwartet will der Applaus einfach nicht abreißen und so drückt EIVØR mit den beiden geplanten Zugaben noch einmal ordentlich auf die Tränendrüse. „Falling Free“ wirkt hier besonders intensiv.

  1. Silvitni
    02. Verd Min
    03. Salt
    04. Tides
    05. Gloomy Sunday
    06. Boxes
    07. Rain
    08. I Tokuni
    09. Famous Blue Raincoat
    10. Trøllabundin
    11. Falling Free
    12. When I Think Of Angels

Es ist gerade mal kurz nach 22 Uhr, als der Konzertabend sein Ende findet. Ungewohnt vielleicht. Trotz allem haben beide Schwestern ihr Bestes gegeben und lieferten emotionale Auftritte ab, die niemanden unzufrieden zurückließen. Warum so eine kleine Location gewählt wurde, die im Prinzip sofort ausverkauft war, bleibt ein Rätsel. Aber so war es immerhin ein einmaliger, gemütlicher Abend voller Emotionen für die „Auserwählten“, die beim Vorverkauf Glück hatten.

Publiziert am von Uta A. (Gastredakteurin)

Fotos von: Uta A. (Gastredakteurin)

Ein Kommentar zu “Eivør w/ Elinborg

  1. Es war ein Hammerkonzert! Eivors kleine Schwester hat eine grandiose Performance hingelegt. Sehr ausdrucksstark und überzeugend. Sie harmoniert bestens mit ihrer grossen Schwester. geh auf jeden Fall nochmals hin, sollte sie wieder in München auftreten. Und zu Eivor auf jeden Fall. 3 Konzertauftritte reichen mir da nicht. :-)

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