Konzertbericht: Geisterasche III

2012-10-13 Kaiserslautern, Kramladen


Zum dritten Mal öffnete am 13. Oktober 2012 der Geisterasche-Abend im Kramladen an der Technischen Universität in Kaiserslautern seine Pforten. Für geldbeutelfreundliche 9 Euro im Vorverkauf, bzw. 11 Euro an der Abendkasse, gab es dafür die Black Metal-Vollbedienung: Von den Newcomern LETHES FLUTEN und EKSTASIS über die deutlich komplexer aufspielenden ODEM ARCARUM, bis hin zu E?S, dem Headliner des Abends, war für so ziemlich jeden was dabei. Dabei konnte man die Organisation als rundum gelungen bezeichnen: Kein Schlangestehen, leckeres Essen am Imbissstand, faire Preise an der Theke und eine passende Location mit guter soundtechnischer Ausstattung. Wer noch etwas mehr Kohle in der Tasche hatte, konnte sich am Merch-Stand mit CDs, Platten, Shirts und sogar MCs ausstatten.


Nach dem ersten Soundcheck stehen auch schon die Kerzen vor der Bühne. Wer sich schon mal ein bisschen auf der Facebook-Seite der eröffnenden Band umgesehen hat, der erkennt es auch sofort wieder: LETHES FLUTEN aus Trier machen den Anfang. Eine heftige Mischung aus messerscharfen, eiskalten Gitarrensalven, rasantem Schlagzeug, ruhigen Passagen und fiesem Gekeife – Lethes Fluten machen ihre Sache von Beginn an herausragend und routiniert. Die anfangs noch etwas leeren Reihen füllen sich nach dem ersten Song schon relativ rasch, was LETHES FLUTEN auch mehr als nur verdient haben. Relativ wenig Action gab es dagegen in Punkto Bühnenshow, was im krassen Gegensatz zur technisch und musikalisch großartigen Darbietung steht: Einzig und allein der Sänger machte des Öfteren einen Kniefall, wirbelte wild mit dem Mikro um sich und verpasste damit dem Geschehen eine doch sehr positive Dynamik. Mit „Erwachen“ beenden LETHES FLUTEN Ihren Eröffnungs-Gig zuerst gemächlich, fast schon doomig, bevor das Stück dann in wilder Raserei gipfelt, und mit ein paar auflockernden, groovigen Parts aufwarten kann. Auch nett: Für gerade mal 5 Euro gibt es das Debüt der Band gleich zu kaufen (übrigens auch auf Facebook). Definitiv wert, mal ein Ohr zu riskieren.


Während die zweite Band des Abends aufbaut und schon einmal den Soundcheck macht, gibt es für die Besucher eine kurze Verschnaufpause – perfekt, um sich den mittlerweile leeren Becher aufzufüllen, oder sich einen kurzen Snack an der Imbissbude einzuverleiben. Nach dem mehrmaligen Aufruf, mehr Gitarre auf den Monitor zu zaubern, geht es dann auch schon los: EKSTASIS sind an der Reihe. Die Jungs waren bereits auf den beiden Geisterasche-Abenden davor schon vertreten und machen mit ihren recht melancholisch anmutenden Tönen schon Laune. Unverständlich: Warum muss einer der beiden Gitarristen eine Maske tragen und die ganze Zeit während des Auftritts auf dem Stuhl sitzen? Egal, die Musik zählt. Und die geht technisch völlig in Ordnung. EKSTASIS knallen dem Publikum einige einprägsame Melodien um die Ohren und schaffen es, eine gelungene Atmosphäre zu erzeugen. Okay, es scheint, als würde der Sänger keine Mikroständer mögen, warum sonst hätte er jenen etwa fünf mal von der Bühne fallen lassen – macht nix, das Keifen hat er drauf, ebenso wie die Fähigkeit, das Publikum mit einzubinden, indem er von der Bühne steigt und auch mal kurzerhand durch die Menge läuft. EKSTASIS inszenieren sich gerne selbst, so viel ist nach den ersten Minuten schon klar. Ob man das jetzt positiv oder negativ werten mag, bleibt jedem selbst überlassen, Fakt ist: Ein guter Auftritt mit Luft nach oben.


Mit „Outrageous Reverie Above The Erosion Of Barren Earth“ machten ODEM ARCARUM bereits 2010 auf sich aufmerksam. Die 1999 gegründete Münchner Band zeigt sich als dritter Act im Bunde rau, finster und vor allem verdammt komplex. Man muss schon unheimlich genau zuhören, um in dem Soundgewirr Songstrukturen und Melodien zu erkennen. Soundtechnisch hätte man das sicher besser lösen können, es war, man kann es nicht anders sagen, verdammt laut, sodass vieles in einem Matsch aus Tönen unterging. Stimmig war das Ganze dennoch. Wo sich die beiden Bands davor weitestgehend im (mehr oder weniger) bunten Lichtermeer wohlfühlten, da erstrahlt der Auftritt von ODEM ARCARUM in einem mystischen, dunklen Grün. Auch die Nebelmaschine darf kräftig arbeiten und der fiese Corpsepaint, der stark nach bröckelndem Stein aussieht, wirkt auf die Atmosphäre ein. Wenn hier und da ein melodisch mitreißender Part heraus blitzt und die Rhytmusfraktion ein beherzt rasantes Tempo an den Tag legt, dann nickt der Kopf unaufhörlich mit, und so steigern sich ODEM ARCARUM trotz einem etwas schwer zu verdauenden Sound zum bisher besten Gig des Abends. Mit einem Krachgebilde endet das Konzert und mir fliegen dann fast doch noch die Ohren von der Rübe. Erst mal ein klein bisschen Ruhe.

Und die bekomme ich dann auch erst mal. Schier ewig kommt mir der Aufbau von E?S vor, dem Headliner des heutigen Abends. Das Bühnenbild ist hier schon ein ganz anderes: Insgesamt vier Banner werden aufgeschlagen, Mittelpunkt der Bühne ist das schmucke Wetterkreuz, das als Mikroständer dient, das Keyboard zeigt sich geziert vom neuen Emblem. Allein der Anblick macht schon Laune auf die folgende Show, die zum einen Teil aus dem kompletten neuen Release „Wetterkreuz“, zum Anderen aus alten Klassikern bestehen soll. Leider kommt es dazu dann nicht ganz: Schlagzeuger Marlek leidet unter einer Grippeerkrankung, weshalb das Set verständlicherweise gekürzt wird. Bedrohlich und mystisch beginnen E?S mit „Mann Aus Stein“, was den eindrucksvoll inszenierten Auftritt einläutet. Für die Schow haben sich die Jungs ein stimmiges Outfit zusammengestellt, ganz dem Thema „Eisbergexpedition“ verpflichtet – wie gerade vom Berg abgeseilt, wirken sie mit ihren zerrissenen und verstaubten Kalmotten. Mit Songs wie „Auf kargen Klippen“ oder „Wetterkreuz“ wird auch musikalische Eiseskälte zelebriert, „Winters Schwingenschlag“ wird nach einer Verschnaufpause als Zugabe dargeboten. Ein gelungener Auftritt , der die Hoffnung weckt, doch noch einmal das geplante Set live auf die Ohren zu bekommen.

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