Festivalbericht: In Flammen Open Air 2013/ Tag 2

05.07.2013 - 06.07.2013 Entenfang, Torgau

Das In Flammen Open Air lockt jährlich treue Fans mit einer familiären Atmosphäre, einer guten Mischung aus hochkarätigen Headlinern und Undergroundbands sowie fairen Preisen nach Toragau an den Entenfang. Auch 2013 war dies nicht anders – am Samstag war Metal 1 vor Ort.

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_IGP7105Die erste Band des Samstags sind PROPHETS OF THE RISING DEAD, die ihren Groove-orientierten Death Metal schon im Vorjahr zu Gehör brachten. Selbst zu dieser frühen Stunde haben sich schon einige Freunde der harten Klänge vor der Bühne eingefunden, die der Band ihre Anerkennung zollen. Denn was die vier Herren abliefern, hat Hand und Fuß und klingt einfach gut. Dabei legen PROPHETS OF THE RISING DEAD augenscheinlich Wert auf Abwechslung, was sich besonders im Wechselspiel von schnellen Knüppelparts und langsameren Grooves ausdrückt, sowie dem gesanglichen Wechselspiel zwischen Gitarrist Lucas und Bassist Sven.

In Flammen - Kaffee„Das hat die Metalwelt noch nicht erlebt“, heißt es danach in der Running Order. Entsprechend gespannt sind alle Anwesenden und größer hätte die Überraschung auch kaum sein können: Statt brutaler Musik gibt es Kaffee und selbst gebackenen Kuchen. Sechs Biertische biegen sich unter leckerem Backwerk und dazu wird Kaffee gereicht – alles kostenfrei! Eine unglaublich geile Aktion, die den wunderbar familiären Charakter des In Flammen Open Airs eindrucksvoll unterstreicht.

 

 

Danach gibt es mit TORTURE THE MASS absolutes Kontrastprogramm. Die vier Jungs knallen Brutal Death Metal raus, dass es eine wahre Freude ist, die die Fans offensichtlich auch haben. Sänger Ueppel kündigt die Song seiner Band, die auf Namen wie „Human Flesh Pinata“ hören, immer recht ironisch an und es ist schön zu sehen, wie die Herren sich selbst nicht so ernst nehmen und einfach Spaß haben. Dieser überträgt sich prompt aufs Publikum und dieses begibt sich prompt in den ersten Circle Pit des Tages. Als dann noch zwei Menschen im Affen- bzw. Bananenkostüm die Bühne betreten, gibt es kein Halten mehr und die Fans entern spontan die Bühne. TORTURE THE MASS sind dieses Jahr damit ein bisschen das Pendant zu Cytotoxin in den letzten beiden Jahren – eine herrliche Kombination aus brutaler Musik und guter Laune.In Flammen - Torture The Mass

 

In Flammen - Arroganz-02Gute Laune ist etwas, mit dem ARROGANZ – zumindest auf der Bühne – nicht viel anfangen können. Die drei Herren aus Cottbus tragen ihren Old School Death/ Black Metal, bestehend aus schnellen Knüppelparts mit doomigen Einschüben mit einiger Grimmigkeit vor. Das gehört zum einen natürlich zur Musik, könnte zum anderen aber auch dem erstaunlich frühen Slot geschuldet sein. Den Fans ists egal, denn vor der Bühne herrscht ordentlich Betrieb, auch wenn die Bewegung etwas spärlicher ausfällt, als bei Torture The Mass. ARROGANZ hingegen sind in Topform und ballern ihre Songs mit ordentlich Wucht auf die Leute, auch wenn der Sound etwas dünner wirkt, als zuvor. Alles in allem ein klasse auftritt der Herren, auch wenn sich die Stimmung bzw. Atmosphäre, welche den Songs von ARROGANZ innewohnt, bei strahlender Sonne nur schwerlich entfalten kann – hier wurde sicherlich Potential verschenkt.

Kleine Randnotiz an dieser Stelle: Während der Show von ARROGANZ landen ganz entspannt Grave auf dem Festivalgelände, halten mit ihrem Bus schräg hinter der Bühne (also auf halbem Weg zu den Klos) und schleppen fix ihren Kram in den Backstagebereich. Sieht man so auch nicht überall…

In Flammen - RompepropWas folgt ist Spaß mit Ansage – ROMPEPROP nehmen die Bühne in Beschlag. Zur Ernsthaftigkeit der Niederländer muss man ebenso wenig sagen wie zur hohen Qualität und dem enormen Spaßfaktor ihres Goregrindes. Mit Beginn des Sets fliegen Schwimmreifen, ein großer Wasserball und Kunstblut aus der Cola-Flasche ins Publikum, was darauf mit guter Stimmung und einer Menge Bewegung vor der Bühne reagiert. Das sich die stilistische Bandbreite der band in Grenzen hält stört hier niemanden, den der Party-Faktor ist enorm hoch. Auf die obligatorischen „Ohne Holland farhrn‘ wir zur WM“-Gesänge reagiert Sänger Dirty Doctor Dente mit der lakonischen Antwort: „I don’t speak German. What does it mean? Holland ist he best, I guess!?“.

KRYPTOS sind fraglos die Exoten des Billings – den in indische Metalbands kennt man wenige und vermutet noch weniger in Torgau. In Flammen - KryptosDen Herren ists egal, sie zocken einfach lässig ihren Old School Metal, der stilistisch irgendwo in der Schnittmenge aus NWOBHM und frühem Thrash angesiedelt ist. Allerdings gönnen sich viele Besuch während des Sets der Herren eine kleine Trink- und Essenspause, was allerdings nicht heißt, dass es vor der Bühne leer ist. Im Gegenteil finden sich auf bei KRYPTOS einige Leute ein, die die Band ordentlich abfeiern und deren Songs mit ausgiebigem headbangen begleiten. Besonders während der düster-stampfenden Instrumentalparts wissen KRYPTOS zu überzeugen, was die Fans mit einem Circle Pit deutlich machen.

 

In Flammen - Ondskapt
Mit ONDSKAPT kommt nun die erste Black-Metal-Band des Tages und dann auch gleich noch ein Hochkaräter. Die Schweden sind zünftig mit Corpsepaint versehen und Kunstblut verschmiert, was an einem sonnigen Sommernachmittag/-abend allerdings etwas eigenartig anmutet. Sicherlich ist dies ein altbekanntes Festivalphänomen, nur fällt es eben bei so truen Old School Bands besonders auf. Musikalisch sind ONDSKAPT jedoch über jeden Zweifel erhaben. Die Schweden zelebrieren ihren klassischen Black Metal der zweiten Welle mit technischer Präzision, wobei die schnellen Knüppelparts immer wieder von langsameren, atmosphärischen Momenten aufgebrochen werden. Dies sorgt nicht nur für Abwechslung innerhalb der Songs, sondern auch für ein gewisse Abgrenzung zu diversen anderen Kapellen des Genres. Den Fans gefällts und entsprechend wird kräftig applaudiert.

In Flammen - AhabEs folgt mit AHAB eine Band, die wohl auf jedem Festival die langsamste ist, hier allerdings einen besonders krassen Kontrast zum vorherigen Black Metal darstellt. Entsprechend verwundert reagieren auch viele der Anwesenden auf die Musik, die sich mit der Geschwindigkeit von Kontinentalplatten vorwärts bewegt, allerdings auch ähnlich massiv rüberkommt. Mit Fortdauer des Sets füllt es sich allerdings immer mehr vor der Bühne, da jedem klar wird, dass AHAB einfach etwas ganz besonderes, wenn nicht gar einmaliges sind. Die Band spiel gekonnt mit Gegensätzen und kombiniert fragile Melodien mit gigantisch-schweren Riffs, sanften Klargesang mit fiesen Growls und schafft es spielerisch ihre weitläufigen Kompositionen über die gesamte Spieldauer spannend zu halten.

In Flammen - EktomorfUnd weiter geht es mit munterem Kontrastprogramm – EKTOMORF betreten die Bühne. Mit ihrem, stark an frühe Soulfly angelehnten, Neo-Thrash sind die Ungarn zwar nicht sonderlich innovativ, aber das juckt keinen der Anwesenden. Warum auch? Zoltán und Co. entfachen ein wahres Inferno aus coolen Riffs, fetten Grooves und griffigen Refrains, die jeder mitbrüllen kann und dass auch ausgiebig tut. Kann man den Alben vielleicht eine gewisse Stagnation vorwerfen, so sind EKTOMORF live einfach eine Wucht. Die Fans reagieren auf jedes Wort des kleinen Bandchefs, indem sie singe, springen, einen Circle Pit nach dem anderen in Schwung bringen und einfach eine große Party feiern, woraus die Band wiederum offensichtlich Energie zieht und ihrerseits alles gibt. Mögen EKTOMORF beim Blick aufs Billing vielleicht etwas fehl am Platz gewirkt haben, so strafen sie alle Skeptiker Lügen, denn was die Ungarn hier abliefern ist ganz großer Sport, denn an Songs wie „Gypsy“ oder „Outcast“ gibt es schlicht nichts auszusetzen!

In Flammen - Grave-01Es folgt der Headliner des Abends – GRAVE. Die Schweden um Sänger Ola Lindgren präsentieren sich gut gelaunt und äußerst spielfreudig – das Publikum dankt es der Band mit ausgiebigem Headbanging, Applaus und Mitsingen. Man merkt der Band ihren Veteranenstatus deutlich an, denn so sauber zocken sich nur wenige Bands durch ein Festivalset, ohne dabei zu wirken, als ob sie Dienst nach Vorschrift verrichteten. Das Set birgt eine Menge alter Songs und den Fans gefällt der „old shit“, wie sich Ola extra noch einmal während der Show versichert. „Morbid Ways To Die“ oder die Bandhyme „Into The Grave“ schlagen ein wie Bomben, Selbiges gilt allerdings auch für Songs vom letzten Album „Edless Procession Of Souls”, wie etwa „Amongst Marble And The Dead“. Der Sound ist wieder schön druckvoll und dreckig, allerdings klar genug um alle Instrumente gut hören zu können – hier gilt der Crew ein besonderer Dank, denn alle Bands so super abzumischen, ist bekanntermaßen alles andere als einfach.

Und so geht das In Flammen Open Air zu Ende und man kann festhalten, dass es ein neuerlicher Erfolg war. Die Diversität des Line Ups, die familiäre Atmosphäre, das einmalige Setting und das Vertrauen der Veranstalter in die Besucher machen das Festival zu einer einzigartigen Geschichte und man kann darauf vertrauen, auch im nächsten Jahr bekannte Gesichter wiederzutreffen.
In Flammen - Grave-02

Galerie In Flammen Open Air 2013 / Tag 2

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