Konzertbericht: Pure Reason Revolution

2009-03-20 Köln, Luxor

PURE REASON REVOLUTION sind die neuen Helden des New Artrock und – seit der Veröffentlichung ihres zweiten, wesentlich elektronischeren Werkes „Amor Vincit Omnia“ – wohl auch des Elektrorock. Als Startort für ihre acht Konzerte umfassende Deutschland-Headlinertour hat sich die Combo Köln ausgesucht. Im dortigen Luxor spielte der Vierer am Freitag, 20. März 2009, vor maximal halbvollem Haus – es waren vielleicht 200 Leute anwesend – eine runde Mischung aus dem alten, eher atmosphärischen Material des Erstlings „The Dark Third“ und dem neuen, tanzbaren Liedgut ihres unlängst erschienen Zweitlings.

Bevor es allerdings losging, hieß es erst einmal: Geduld bewahren! Offiziell sollte das Konzert um 19.30 Uhr starten, doch Jon Courtney (Gesang, Keyboards, Gitarrre), Chloe Alper (Gesang, Keyboards, Bass), Jamie Willcox (Gesang, Gitarre) und Paul Glover (Schlagzeug) ließen die versammelte Mannschaft noch weitere 45 Minuten warten, ehe sie unter den Klängen eines atmosphärischen, sich nur ganz langsam steigernden Intros die kleine Bühne betraten.

Los ging es dann mit dem Opener der aktuellen Scheibe, „Les Malheurs“, der als solcher besser funktioniert, als man es sich vielleicht vorstellen mag. Im darauffolgenden Doppelpack „Keep Me Sane/Insane/Apogee“ beeindruckte vorallem der großartige, dreistimmige Chorgesang. Danach folgte unter starkem Applaus des Publikums die grandiose Single „Deus Ex Machina“, eine der stärksten Nummern auf der neuen Platte. Dann machte die Band einen kleinen Ausflug in ihre stilistisch andersgeartete Vergangenheit, zu den EP-Track „Twyncyn/Trembling Willows“, ehe man den rockigsten der neuen Songs, „Victorious Cupid“, präsentierte. Während dieser beiden Nummern konnte man dann auch den einen oder anderen Headbanger im erwartungsgemäß sehr bunten Publikum entdecken. Es gab ältere Progfans, ein paar Metaller, aber auch einige Leute, die speziell an den hippen neuen Songs ihren Spaß hatten. Ein Kommentar wie „Das ist die krasseste Musik, die ich jemals gehört habe!“ dürfte klarmachen, dass nicht nur Progfans an diesem Abend ihren Weg ins Luxor gefunden hatten. Trotz diesen unterschiedlichen Vorlieben im Publikum und der stilistisch vielseitigen Setlist passte alles hervorragend zusammen und ergab ein tolles Konzerterlebnis, das auch fürs Auge einiges bot. Nicht nur die wirklich hübsche Bassistin Chloe Alper, sondern auch sehr künstlerische und kreative Animationen gab es zu bestaunen. Diese wechselten zwischen schwarz-weißen, bleistiftartigen Comic-Darstellungen, kleinen Knetgummifilmchen mit Figuren, die sich gegenseitig das Gesicht entstellten (hat mich irgendwie entfernt an Tool erinnert) oder auch einfach nur Bildern des Universums oder eines bunten Equalizers. Wirklich sehr gelungen, und für ein Konzert in dieser Preisregion (unter 20 Euro) sehr löblich. Auch der Sound wusste zu gefallen: Druckvoll und trotzdem klar, und vor allem nicht zu laut. Da hat der Soundmann gute Arbeit geleistet.

Nicht so berauschend war allerdings die Spielzeit: Nach gerade einmal 80 Minuten war der Spaß schon wieder vorbei. Dafür hoben sich die drei Jungs und das Mädel das Beste bis zum Schluss auf: Als Zugabe spielten sie die beiden Longtracks „Voices In The Winter/In The Realms Of The Divine“ und „Arrival/The Intention Craft“, zwei ihrer besten Songs des unter Progfans wohl höher angesehenen Erstlings. Aufmerksame Zuhörer mögen auch bemerkt haben, dass nicht wenige der gehörten Klänge, insbesondere beim alten Material, vom Band kamen. Das ist zwar nicht schön, aber verständlich, ist dieses doch von sechs Musikern eingespielt worden und kann nicht ohne weiteres von den vier verbliebenen reproduziert werden.

Gern hätte ich mir auch noch ein T-Shirt zugelegt, allerdings gab es das schlichte, klassische Stoffstück zum „The Dark Third“-Album nicht mehr, sondern nur noch ein weißes Shirt mit den überlebensgroß darauf abgedruckten Buchstaben „PRR“ und eine Version mit umgekehrten Farben. Um mal einen anderen Besucher zu zitieren: „Das sieht mir zu emo aus“. Auf jeden Fall war es nicht sonderlich hübsch. Weiterempfehlen möchte ich einen Konzertbesuch bei dieser nach wie vor fantastischen Combo aber trotzdem! Ein gelungener, kurzweiliger Abend!

Setlist:
– Les Malheurs
– Keep Me Sane/Insane
– Apogee
– Deus Ex Machina
– Twyncyn/Trembling Willows
– Victorious Cupid
– The Bright Ambassadors Of Morning
– The Gloaming
– AVO

Zugaben:
– Voices In Winter/In The Realms Of The Divine
– Arrival/The Intention Craft

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