Konzertbericht: Rock Meets Classic

21.03.2015 München, Olympiahalle

Zum insgesamt sechsten Mal rollt der musikalische Crossover-Express namens ROCK MEETS CLASSIC durch die Bundesrepublik. Die altehrwürdige Olympiahalle in München zählt inzwischen zu den fixen Stationen der Tour. Nach etlichen legendären Auftritten in den letzten Jahren sorgte 2015 besonders die Bühnenbekleidung eines Special Guests für Aufregung.

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Zum Auftakt schießen nach einem klassischen Streicherintro direkt die ersten Flammen gen Decke, während sich der Vorhang öffnet. Zu AC/DCs „Thunderstruck“ betritt Krokus-Frontmann MARC STORACE als erster Special Guest die Bühne, begleitet vom Bohemian Symphony Orchestra aus Prag und der obligatorischen Mat Sinner Band. Die drei Gitarreros sorgen über den gesamten Abend verteilt nicht nur für einen flirrenden Soundteppich, sondern begeistern in Solos auch mit ihrer Fingerfertigkeit. Am Anfang braucht das Münchener Publikum allerdings etwas Anlaufzeit. Zumindest scheint die überwiegende Mehrheit nach dem AC/DC-Klassiker mit dem Krokus-Soundarchiv wenig vertraut, da Storaces Ankündigung von „Long Stick Goes Boom“ eher verhalten aufgenommen wird. Seiner routinierten Performance nebst Reibeisenstimme schadet dies aber unwesentlich.

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Anschließend schlägt JOHN WETTON, Sänger und Bassist von Asia, deutlich sanftere Töne an, punktet in seinem kurzen Auftritt aber mit dem All-Time-Klassiker „Heat Of The Moment“ am Ende. Mit seinen vier Songs entführt Wetton das bunt gemischte Publikum direkt in die 80er – seine Stimme hat die vergangenen Dekaden überraschend unbeschadet überstanden. Im Rahmen von „The Smile Has Left Your Eyes“ kommt das Orchester erstmals an diesem Abend bei einem Welthit richtig zum Tragen. Abgerundet wird die Show durch den wohl dosierten Einsatz von CO2-Fontänen.

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Als Sänger von Mr. Big feierte wiederum ERIC MARTIN große Erfolge. So dürfen „Wild World“ und „To Be With You“ in seinem Set natürlich nicht fehlen. Von den Reisestrapazen merkte man dem Gast mit der weitesten Anreise wenig an, seine Stimme fesselt im sehr ruhig gehaltenen Set dafür anno 2015 nicht mehr ganz so sehr wie früher. Die ersten Tanzwütigen ziehen seine Hits dennoch vor die Bühne, unter anderem dank des hervorragenden Backgroundchors, der für mehr Gesangsvolumen und Esprit sorgt.

 

 

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Geballte Energie (und ein BH-loses Oberteil nebst roter Adidas-Trainingshose) bringt schließlich der zweite Special Guest in Form von GIANNA NANNINI auf die Bühne. Spätestens bei „Bello e impossibile“ treten die Auftritte von Martin und Wetton beinahe in den Hintergrund, da der Kontrast aus Outfit, harten Gitarrenriffs und hymnischen Streicherklängen gepaart mit der unnachahmlich kraftvollen Stimme der italienischen Rockröhre nicht markanter hätte ausfallen können. Wie ein Derwisch hetzt die Italienerin über die gesamte Bühne, geht mit Orchester und Fans gleichermaßen auf Tuchfühlung – und begeistert, ehe sie nach der Zugabe „Volare“ mit einem lauten Publikumschor als Begleitung unter großem Jubel die Bühne verlässt. Damit verabschiedet sich Rock Meets Classic in die Pause.

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Status-Quo-Sänger und -Gitarrist RICK PARFITT eröffnet die zweite Hälfte direkt mit einem Kracher: Beim charakteristischen Gitarrenrhythmus von „Whatever You Want“ kommt sofort Bewegung in das weite Rund, selbst auf den Rängen. Das Orchester steuert weitere musikalische Finessen bei, ohne dabei zu verkrampfen, und mit seinem Gesamtpaket dürfte PARFITT als Gewinner des Abends hervorgehen. Allerdings hat er auch als erster Künstler mit einer Spielzeit von rund 30 Minuten die notwendige Zeit, um sein gesamtes Repertoire abzurufen. Die typische Status-Quo-Choreo übernimmt an diesem Abend die Mat Sinner Band. Parfitts Gitarrenspiel fokussiert sich auf druckvollen Rock mit treibenden Soli, der auch fernab von Hits wie „Rockin‘ All Over The World“ funktioniert. Locker-flockig und teils scheinbar auch improvisiert groovt sich die Legende mit den übrigen Musikern durch das Set und legt die Messlatte für den Headliner des Abends beinahe auf Maximum.

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Deep-Purple-Sänger IAN GILLAN ist mit seinem dritten Auftritt bei Rock Meets Classic beinahe als alter Hase der Veranstaltungsreihe zu bezeichnen. Unaufgeregt und mit verschmitzter Miene stellt der Veteran einen deutlichen Kontrast zu Alice Cooper aus dem Vorjahr dar, doch besonders „Perfect Stranger“ nebst brennendem Bühnenrand überzeugt. Auf „Woman From Tokyo“ müssen die Fans dieses Jahr verzichten, dafür erzeugt „When A Blind Man Cries“ erneut Gänsehautatmosphäre in der Olympiahalle – besonders dank des Orchesters. Jener Song oder auch „Hush“ haben im klassischen Gewand eine gewisse Tradition und funktionieren nachweislich. Allerdings fehlt es in den über 30 Minuten ein wenig an Glamour und dem wirklichen Höhepunkt abseits der bereits bekannten Qualitäten. So wirkt GILLAN wie die sichere Bank am Ende und weniger wie der krönende Abschluss.

rock-meets-classic-manuelmiksche-apesmetal-olympia-halle-munich-20150321-0036Am Ende ruft Mastermind Mat Sinner zum großen Finale erwartungsgemäß nochmals alle Sänger und Musiker auf die Bühne. Zu „Smoke On The Water“ zieht der Pyrotechniker noch einmal alle Register und einige überdimensionale Plastikbälle fliegen durch die Menge, ehe sich die Musiker der Reihe nach verabschieden. Insgesamt überzeugt die Veranstaltung durch die clever zusammengestellten Gäste und hervorragende Musiker als Backup bzw. Ergänzung. Allerdings hat man ROCK MEETS CLASSIC in München unter dem Strich schon stärker gesehen.

 


Alle Fotos mit freundlicher Genehmigung von:

Manuel “Apes” Miksche / http://www.apesmetal.com (hier findet ihr die vollständige Galerie zu diesem Konzert und viele weitere Bilder aus dem Rock- und Metalbereich!)

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