Review Metallica – Kill ’Em All

  • Label: Megaforce
  • Veröffentlicht: 1983
  • Spielart: Thrash Metal

„Drummer looking for other metal musicians to jam with Tygers of Pan Tang, Diamond Head and Iron Maiden.“ – Diese unscheinbare Suchanzeige von Lars Ulrich sollte den Startschuss für die inzwischen wohl größte und bekannteste Metal-Band der Welt sein: METALLICA. Zwei Jahre später legt die Band ihr erstes Album „Kill ’Em All“ vor, das, zusammen mit seinen Nachfolgern, in die Metal-Geschichte einging. Über 30 Jahre später hat sich das Album inzwischen zum zeitlosen Klassiker gefestigt. Da Kultbildung häufig zu blindem, unhinterfragtem Verehren führt, wird es Zeit, dem Debüt der Bay-Area-Thrash-Legenden noch mal gründlich auf den Zahn zu fühlen.

Wo METALLICA auf ihren späteren Werken stets darum bemüht waren, einen vollkommen eigenen, unverwechselbaren Sound zu kreieren, da sticht „Kill ’Em All“ mit seinem sehr klassischen Thrash Metal im Kontext anderer Werke dieser Zeit, beispielsweise von Exodus, Anthrax, Slayer oder Testament, weit weniger heraus. Dass die Einflüsse klassischerer Harmonielehre und Musiktheorie erst ab „Ride The Lightning“ Einzug in den Sound METALLICAs fanden, ist vor allem der Tatsache geschuldet, dass der Verantwortliche dafür, Bassist Cliff Burton, bei „Kill ’Em All“ am Songwriting noch nicht beteiligt war. Das Album ist daher von schnellen, energiegeladen Riffs und den auch noch heute üblichen Thrash-Beats geprägt, beides Merkmale, die METALLICA auf den folgenden Werken wesentlich sparsamer einsetzen. Ob der fantastische Opener „Hit The Lights“, das ikonische „Whiplash“ oder das abschließende zum Moshen einladende „Metal Milita“ – sie alle verlassen sich auf diese effektive Grundformel, die für METALLICA auf ihrem Debütwerk mehr als aufgeht. Nicht nur, dass großartige Songs wie „Motorbreath“ oder „Phantom Lord“ damals der rohen Wut und Aggression Heranwachsender musikalisch Ausdruck verliehen. Ihre filigranen, kreativen und eingängigen Riffs stecken auch heutzutage noch einen Großteil dessen in die Tasche, was unter dem Label „Thrash Metal“ erscheint.

Dass gerade aus der Reihe tanzende Songs wie das klassische Vorzeigestück „Seek & Destroy“, das etwas weniger zugkräftige „Jump In The Fire“ oder das von Dave Mustaine nach seinem Rauswurf bei METALLICA für seine eigene Band Megadeth unter dem Namen „The Mechanix“ wiederaufbereitete „The Four Horsemen“ heutzutage nahezu jeder Metal-Hörer problemlos schon nach einer Sekunde wegen ihrer markanten Riffs identifizieren kann, verwundert daher wenig. Sie sind es, die dem Album die nötige Abwechslung verleihen und dafür sorgen, dass zwischen all dem Wildern in hohen Tempi auch gemäßigtere Momente ihren Platz finden. Mit „(Anesthesia) Pulling Teeth“ durfte sich dann Bassist Cliff Burton doch noch mit einem selbstgeschriebenen Instrumentalstück verewigen. Dieses wirkt aber gerade im Albumkontext durch den starken Fokus auf sein Bassspiel auch heute noch etwas merkwürdig und stellt daher neben dem von Lars Ulrich noch etwas unsauber eingespielten Schlagzeug eine kleine Schwachstelle des Albums dar, obgleich von ihm geschriebene Songs auf den beiden Nachfolgern zu den besten aus dem Katalog METALLICAs zählen.

„Kill ’Em All“, das Album, mit dem alles begann, kann also auch heute noch fast auf ganzer Linie überzeugen und rechtfertigt seinen Klassikerstatus mit gelungenem Thrash-Songwriting, welches später von vielen Bands kopiert werden sollte. Obwohl das Album auf eine ganz andere Art und Weise funktioniert und auch etwas schlechter gealtert ist als die wesentlich musikalischeren Nachfolger, kann es sich als das wohl fetzigste und schnellste METALLICA-Album seinen Ausnahmestatus in ihrer Diskographie sichern.

Wertung: 9 / 10

Publiziert am von Simon Bodesheim

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