Und sonst so … August 2019


Metal ist eines der der lebendigsten Genres, die es gibt. In der Folge ist es bei der mittlerweile enormen Zahl an Veröffentlichungen schier unmöglich geworden, sämtliche Alben in ausführlichen Reviews vorzustellen. In unserer Rubrik „Und sonst so …“ kommen deswegen in Form von Kurz-Kritiken ein paar der Alben zur Sprache, die trotz Zeitmangel und Überangebot nicht unter den Teppich fallen sollten.


Creedence Clearwater Revival - Live At Woodstock

Genre:

Zur Website von Creedence Clearwater Revival

Das legendäre Woodstock Festival feiert 2019 50-jähriges Jubiläum. Am 16. August 1969 spielten CREEDENCE CLEARWATER REVIVAL dort ein elf Songs umfassendes Konzert, das jetzt erstmals in voller Länge veröffentlicht wurde. Fans der Band oder des Festivals werden hier sowieso bedenkenlos zugreifen. Aber auch musiktechnisch hat das Livealbum eine gute Klangqualität zu bieten. Neben dem typischen 60er-Jahre-Sound und Hits wie „Proud Mary“, „Bad Moon Rising“ oder „Suzie Q“ gibt es Cover-Versionen von Screamin‘ Jay Hawkins‘ „I Put A Spell On You“ oder Wilson Picketts „Ninety-Nine And A Half (Won’t Do)“ zu hören. Angesichts der Auftrittszeit mitten in der Nacht (0:30 – 1:20 Uhr) sind die Ansagen und das Publikum nicht mehr so enthusiastisch, dafür zeigt sich der klassische Southern Rock der Musiker in einem sehr spielfreudigen Gewand. CREEDENCE CLEARWATER REVIVALs „Live At Woodstock“ ist ein musikhistorisches Dokument, welches den Spirit und Klang der Rockmusik der 60er Jahre optimal präsentiert und daher in jeder gut sortierten Rocksammlung einen Platz finden sollte.

[Christian Denner]


Frank Turner - No Man's Land

Genre:

Zur Website von Frank Turner

FRANK TURNERs achtes Studioalbum trägt den Titel „No Man’s Land“ und kommt mit seinen 13 Titeln auf rund 50 Minuten Laufzeit. An seinem ursprünglichen Singer-Songwriter-Sound hat der in Bahrain geborene Brite dabei eigentlich nichts verändert, reichert den größtenteils auf der Akustikgitarre basierenden Klang mit einigen ergänzenden Instrumenten an. Hier sei z.B. die Geige genannt, die den folkigen Charakter unterstreicht („Jinny Bingham’s Ghost“) oder die Bläser, die einen jazzigen Touch verleihen („Nica“). Wo das Soundgewand desöfteren an Mumford & Sons oder auch Ed Sheeran erinnert, da geht FRANK TURNER in Sachen Storytelling eher den Weg von Legenden wie Johnny Cash oder Bob Dylan. Die Songs erzählen Geschichten über faszinierende Frauen, die oftmals unter die Haut gehen. Da stört es auch nicht, dass er als Mann teilweise aus der weiblichen Perspektive berichtet. Ein solides Album mit der richtigen Mischung aus Indie, Folk und Pop mit Prisen aus Rock und Jazz.

[Christian Denner]


Killswitch Engage - Atonement

Genre:

Zur Website von Killswitch Engage

Mit ihrem achten Studioalbum „Atonement“ legen KILLSWITCH ENGAGE ein in sich schlüssiges Gesamtwerk vor, das sich vorrangig an großen Melodien und energiegeladenen Refrains bedient. Aber auch die brachialen Anteile kommen dieses Mal nicht zu kurz, bieten neben Metalcore auch Momente des (Melodic) Death Metal oder Thrash Metal. Diese Mischung und teilweise abrupten Wechsel, die die US-Amerikaner bereits in der Vergangeheit ausmachte, präsentieren sie auf einem hochqualitativen Level. Beispielhaft stehen dafür die Single „Unleashed“ oder das ohrwurmverdächtige „As Sure As The Sun Will Rise“. Die hochkarätigen Gäste Howard Jones (Light The Torch, ex-KILLSWITCH ENGAGE) und Chuck Billy (Testament, Dublin Death Patrol) bereichern ihre jeweiligen Songs, stellen die intensive Gesangsperformance von Jesse Leach aber nicht in den Schatten. KILLSWITCH ENGAGE sind auf „Atonement“ wild und energiegeladen, gleichzeitig zeigen sie sich aber auch melodiös und zahm. Die starken Kompositionen machen den Longplayer vielleicht zu ihrem besten Release, aber sicherlich zu einer ihrer schlüssigsten und über die volle Länge von 39 Minuten mitreißenden Veröffentlichung.

[Christian Denner]


The Dead Daisies - Locked And Loaded

Genre:

Zur Website von The Dead Daisies

Mit dem Cover-Album „Locked And Loaded“ huldigt die 2012 in Sydney gegründete Hard-Rock-Band THE DEAD DAISIES der Geschichte des Rock’n’Roll und ihren Helden, die sie das Leben eines Rockmusikers wählen ließen. Unter den zehn Songs finden sich sieben Studio-, sowie drei Live-Aufnahmen, die allesamt in den typischen Daisies-Stil übertragen wurden. Unter den gecoverten Künstlern finden sich u.a. The Who, The Rolling Stones, Neil Young, Deep Purple, The Beatles und Creedence Clearwater Revival ein. Das Unterfangen funktioniert mal besser („Fortunate Son“, „Highway Star (live)“), mal weniger mitreißend („Midnight Moses“, „Helter Skelter“) und in einigen Fällen herausragend („Evil“, „Join Together“). Unter dem Strich ist „Locked And Loaded“ ein Cover-Album, dass zwar mit einigen auf die Art der Umsetzung bezogenen Schwankungen zu kämpfen hat, aber dennoch nicht weh tut. Und dass THE DEAD DAISIES ihre Liebe zum Rock und dessen Geschichte kompakt präsentieren wollten, das ist grundsätzlich ein guter Gedanke. In den meisten Fällen bleiben die Originale aber auch in diesem Fall unerreicht.

[Christian Denner]


Wishbone Ash - Live At Rockpalast 1976

Genre:

Zur Website von Wishbone Ash

1976 waren die britischen Progressive-Rocker WISHBONE ASH auf dem Höhepunkt ihrer Karriere, Alben wie „Argus“, das mit Gold ausgezeichnet wurde oder „Wishbone Four“ konnten Top-Platzierungen in den Charts ihrer Heimat einfahren. Am 1. Dezember wurde in der Kölner Sporthalle ein Teil der Rockpalast-Serie mitgeschnitten, der jetzt erstmals als CD-/DVD-Set erschienen ist. Die Band liefert während des Gigs eine Mischung aus Hard Rock, Progressive Rock und Blues ab. In die größtenteils zwischen sieben und elf Minuten gestreckten Songs bindet sie langgezogene Gitarrensoli ein, die mitreißen können und den Nerv des Hörers gleichzeitig nicht überstrapazieren. Hits wie „Warrior“ oder „Blowin‘ Free“ gehören natürlich in eine anständige Setlist und sind hier ebenso vertreten. Positiv ist anzurechnen, dass die Ansagen und das Publikum zwischen den Songs erhalten geblieben sind, um ein möglichst nahes Live-Feeling zu erreichen. WISHBONE ASH zeigten sich an diesem Abend in Höchstform und für jeden Fan der Band sollte diese Rockpalast-Edition ein Muss sein.

[Christian Denner]


Hämatom - Maskenball

Genre:

Zur Website von Hämatom

„Maskenball“ ist HÄMATOMs siebtes Studioalbum, mit dem sie zum zweiten Mal über Columbia Records veröffentlichen. Darauf ist handelsüblicher Rocksound im Stil der Neuen Deutschen Härte zu finden, der wenig innovativ ist, dafür aber gut produziert wurde. Die Eigenkompositionen haben aufgrund ihrer Texte einige platte Schwachstellen zu bieten, wie z.B. bei „Wir sind keine Band“ („Scheiß‘ auf den Trend, wir sind hier, wir sind viele. Komm damit klar oder leck uns am Arsch.“) oder „Scheiße aber glücklich“ („Ich bin scheiße aber glücklich, anders aber frei. Gehasst, beneidet, auserkoren zum Arschloch der Nation.“). Dagegen funktionieren die akustischen Titel („Alte Liebe rostet nicht“, „Teufelsweib“) und die Cover-Versionen wie „I Want It All“ (Queen), „Stressed Out“ (Twenty One Pilots) oder „Boom Boom Boom“ (K.I.Z.) deutlich besser. Dazu kommen weitere hochkarätige Gäste wie Hansi Kürsch (Blind Guardian), Alex Wesselsky (Eisbrecher) oder Michael Rhein (In Extremo). HÄMATOM zeigen sich musikalisch wenig abwechslungsreich, nähern sich mit ihren Eigenkompositionen aber immer weiter dem wenig gehaltvollen Deutschrock an. Wem „Bestie der Freiheit“ gefallen hat, der wird hier an vielen Stellen ebenso fündig werden.

[Christian Denner]


Publiziert am von Christian Denner

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert