Und sonst so … Januar 2020

Metal ist eines der der lebendigsten Genres, die es gibt. In der Folge ist es bei der mittlerweile enormen Zahl an Veröffentlichungen schier unmöglich geworden, sämtliche Alben in ausführlichen Reviews vorzustellen. In unserer Rubrik „Und sonst so …“ kommen deswegen in Form von Kurz-Kritiken ein paar der Alben zur Sprache, die trotz Zeitmangel und Überangebot nicht unter den Teppich fallen sollten.


Radio Havanna - Veto

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Mit ihrem siebten Studioalbum „Veto“ will die Berliner Punk-Band RADIO HAVANNA ihre Message weiter hinaus in die Welt tragen, die auch ihre politisches Engagement unterstreichen soll. Mit Rang 22 in den deutschen Albumcharts, ihrer bisher besten Platzierung, sollte der Erfolg ihnen eigentlich Recht geben. Leider ist der Longplayer über weite Strecken recht generischer Pop-Punk mit einer Menge jugendlichem Trotz („Coole Kids“, „Chaoskind“). Dazu kommen mit Metaphern gespickte Indie-Nummern, die verzichtbar gewesen wären („Herzschmerzsäufer“, „Hungerturm“). Gesanglich liefert Frontmann Fichte nicht die beste Performance, aber eine für deutschsprachigen Punk typische Leistung ab. Vor allem den Drums fehlt oft der nötige Druck. Leider sind RADIO HAVANNA bei weitem nicht so bissig, wie man sie sich wünschen würde. Mehr Songs wie „Antifaschisten“ oder „Hass ohne Verstand“ hätten das Album deutlich aufgewertet und sind auch inhaltlich direkter bzw. allgemein aussagekräftiger. „Veto“ geht in Ordnung, ist aber eben nur Mittelmaß.

[Christian Denner]


Algiers - There Is No Year

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Mit „There Is No Year“ legt die experimentelle Rockband ALGIERS aus Atlanta ihr drittes Studioalbum vor. Produziert wurde es von Randall Dunn (Sunn O))), Wolves In The Throne Room, Kayo Dot) und Ben Greenberg. Das Konzept des Longplayers basiert auf dem Gedicht „Misophonia“ von Frontmann Franklin James Fisher. Spannend ist dabei vor allem die Vermengung verschiedenster Genres wie Post-Punk, Soul, Gospel, Disco und Noise. Die rund 37 Minuten sind für den typischen Metalhead nicht unbedingt eine Komplettempfehlung. Ihr erfrischend anders klingender Sound macht ALGIERS aber zu einer interessanten Band, mit der man sich in einem ruhigen Moment beschäftigen sollte. Gerade Fisher überzeugt mit seinem vielseitigen, intensiven Organ. Man könnte sagen, sie sind die zahme Variante von Zeal & Ardor.

[Christian Denner]


Blue Öyster Cult - Hard Rock Live Cleveland 2014

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Mit einem neuen Live-Album/Konzertfilm starten BLUE ÖYSTER CULT in das Jahr 2020, der „Hard Rock Live Cleveland 2014“ getauft wurde. Mitgeschnitten wurde der Gig am 17. Oktober 2014 im Hard Rock Casino in Northfield, Ohio. Die 17 enthaltenen Songs bilden ein karriereumspannendes Set mit zahlreichen Hits und Klassikern wie „Burnin‘ For You“,  „Godzilla“, „(Don’t Fear) The Reaper“ oder „Cities On Flame With Rock And Roll“.  Dass die Band zum Zeitpunkt des Auftritts bereits 47 Jahre exisitierte ist anhand Qualität hörbar, in Sachen Spielfreude und der Länge von knapp zwei Stunden ist der Gig tatsächlich beeindruckend. Auch die Live-Atmosphäre wurde sehr gut eingefangen und die Songs gekonnt abgemischt. Für Fans der Band definitiv ein Sahnestück, aber auch für jüngere Rockfans eine Empfehlung. Da kann man auch über den einfallslosen Titel getrost hinwegsehen.

[Christian Denner]


British Lion - The Burning

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Iron-Maiden-Bassist Steve Harris und seine Band BRITISH LION legen mit „The Burning“ ihr neues Studioalbum vor. Die elf Songs wurden in den Barnyard Studios von Tony Newton aufgenommen und gemischt. Für die Produktion war Harris selbst verantwortlich. Dass das Quintett sich dabei nicht zu sehr an seiner Hauptband orientiert, sondern eher im Hard Rock anzusiedeln ist, das kann man positiv attestieren. Die neuen Stücke haben allesamt einen wehmütigen Unterton, wodurch sie ein wenig des möglichen Drives beraubt werden. Vor allem im Gesang, aber auch in den Soli schwingt diese Seite deutlich mit. So richtige Hits wollen dadurch nicht entstehen und obwohl „The Burning“ ein sehr solides Album geworden ist, fehlt es am letzten Quäntchen, das große Begeisterung auslösen würde. Kann man hören, ein Pflichtkauf ist es aber mitnichten.

[Christian Denner]


Mono Inc. - The Book Of Fire

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Das haarsträubende „Nimmermehr“ ist fast vergessen, das kontroversere „Terlingua“ liegt bereits fünf Jahre zurück. Seit 2017 entwickelten sich MONO INC. wieder in eine erträglichere Richtung. Mit ihrem elften Studioalbum „The Book Of Fire“ konnten die Hamburger erstmals Platz eins der deutschen Albumcharts belegen. Und dieser Erfolg ist angesichts der tollen Kompositionen durchaus nachvollziehbar. Sei es der siebenminütige Titelsong, die Ballade „Warriors“ oder das symphonisch-metallische „Where The Raven Flies“: Die Band schafft es fast auf voller Länge mitzureißen und an ihre Glanzalben „Voices Of Doom“ und „Pain, Love & Poetry“ anzuknüpfen. Dafür sind vor allem die tollen Refrains, aber auch die wieder düstere und härtere Instrumentierung verantwortlich. Zusätzlich wurden die Gastmusiker mit Tilo Wolff (Lacrimosa) und Tanzwut weise gewählt. MONO INC. können es doch noch und liefern handfesten, qualitativ überzeugenden Gothic Rock ab.

[Christian Denner]


Publiziert am von Christian Denner

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