Review Der Weg einer Freiheit – Stellar

  • Label: Season Of Mist
  • Veröffentlicht: 2015
  • Spielart: Black Metal

Nein, DER WEG EINER FREIHEIT haben auf ihren bisherigen Veröffentlichungen das (Post-)Black-Metal-Rad nicht neu erfunden. Ihre Wechsel zwischen straighten Blastbeats, klassischen Riffs, immer wieder eingestreuten melancholischen Melodien und ruhigen, häufig auch akustischen Momenten, ihre poetischen, deutschsprachigen Texte – all das gab und gibt es auch bei vielen anderen Bands. Dass dennoch gerade die vier Franken – Gitarrist Nikita übernahm nach dem Ausstieg des ehemaligen Sängers Tobias die Position hinter dem Mikrophon – derartig viel mediale Aufmerksamkeit erfahren, sorgt in der ‚Szene‘ für viel Gemecker. Dass die Qualität ihrer traditionellen Ausrichtung dabei stets auf hohem Niveau anzusiedeln ist, wird von diesen Stimmen gerne ignoriert. „Stellar“, das dritte Album der Band, stellt den konsequenten nächsten Schritt in der Entwicklung von DER WEG EINER FREIHEIT dar, welche sich ihrem musikalischen Ideal immer deutlicher annähern, auch wenn sie dabei stellenweise immer noch zu gleichförmig klingen.

Zum Einstieg nimmt sich „Repulsion“ mehr als zwei Minuten Zeit, in denen über einzelne, verhallte Gitarrentöne und wehleidigen Klargesang über ein schleppendes Schlagzeug allmählich an der Intensitätsschraube gedreht wird – nach zweieinhalb Minuten erklingen erste Doublebassstakkatos und über einen lavaartigen Teil steigert sich allmählich auch die Lautstärke. Erst nach vier Minuten zeigt Nikita Kampard, dass er seinem Vorgänger auch in Sachen Geschrei in nichts nachsteht, bis der Song nach viereinhalb Minuten explodiert, das Schlagzeug maschinengewehrartig nach vorne donnert und traditionelles Blackmetaltremolopicking dominiert. Einen derartig atmosphärischen Einstieg besaß noch keine der bisherigen Veröffentlichungen von DER WEG EINER FREIHEIT.
Die übrigen Songs – welche allesamt die satte, sehr saubere Produktion herausstellen, die perfekt zum Sound auf „Stellar“ passt – pendeln sich zwischen Rhythmus- und Tempowechseln, melancholischen Melodieführungen, Post-Rock-Elementen, wütendem Geschrei, Doublebassgewittern und heftigen, traditionellen Riffs ein. Das klingt zwar zunächst recht unspektakulär, allerdings tritt dabei keinerlei Langeweile ein. „Verbund“ sticht mit nur drei Minuten Länge, extremer Härte und kaum Melodie als heftigster Brocken hervor, während das am ehesten an den Vorgänger erinnernde „Eiswanderer“ am unspektakulärsten aus den Boxen tönt.

Das Highlight haben sich DER WEG EINER FREIHEIT allerdings für den Schluss aufgehoben: „Letzte Sonne“, mit über zwölf Minuten die längste Nummer auf „Stellar“, ist der beste Song, den die Franken bisher geschrieben haben, da hier alle Elemente, die die Band ausmachen, am schlüssigsten und packendsten kombiniert werden und ein stimmiges Ganzes ergeben. Wenn nach neun Minuten ein epischer Teil beginnt, der mehr als nur Anleihen aus dem Post-Rock besitzt, möchte man nur noch auf die Knie fallen und beide Fäuste in die Luft recken. Und ehe man sich versieht, merkt man, dass das ganze Lob auf DER WEG EINER FREIHEIT doch seine Berechtigung besitzt. Dass die letzten Töne das Verglühen des Sterns im Liedtitel sowie die verdeckte Sonne auf dem Cover musikalisch aufnehmen, bietet einen stimmigen Abschluss eines rundum gelungenes Albums.

Die Nörgler werden weiter nörgeln, soviel steht fest. Fest steht auch, dass sich DER WEG EINER FREIHEIT nicht beirren lassen und an ihrem Sound festhalten und diesen weiter perfektionieren. Dass die Songs sich stark in ihrem Aufbau und in ihrer Grundstimmung ähneln, ist richtig. Das ändert aber nichts daran, dass die Qualität dieser Lieder stets hoch ist und „Stellar“ aus einigen großartigen Momenten, ausnahmslos starken, atmosphärischen Songs zwischen Sehnsucht, Verzweiflung und Wut besteht und die Band mit „Letzte Sonne“ das beste Lied der bisherigen Bandgeschichte verfasst hat.

Wertung: 8 / 10

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