Interview mit Sonneillon von Blaze Of Perdition

Mit „Conscious Darkness“ haben die polnischen BLAZE OF PERDITION ein spannendes und vielseitiges Black-Metal-Album veröffentlicht. Sänger Sonneillon über überlange Songs und den fatalen Unfall des Bandbusses vor vier Jahren, der sein Leben verändert hat und die Band bis heute prägt.

Auf eurem neuen Album finden sich nur vier Songs, die aber im Schnitt länger als zehn Minuten sind. Was hat euch da getrieben?
Nichts Konkretes. Wir planen die Songlängen nicht, das kommt einfach ganz von alleine – und so wollten wir sie jetzt eben haben.

Die Songs sind auch vielseitiger als alles, was ihr bislang gemacht habt. Was hat euch für das Album inspiriert?

Das ist die Richtung, die wir mit den Songs vom „418“-Split-Album eingeschlagen haben – mit jedem Album versuchen wir, ein paar Kleinigkeiten zu ändern, etwas Neues dazuzugeben, etwas wegzulassen und so weiter. Nach zwei ordentlichen, aber nicht sonderlich originellen Alben wollten wir nun unseren eingenen Stil etablieren – ich glaube, das haben wir erfolgreich geschafft.

Es ist nicht leicht, Songs dieser Länge eingängig oder interessant zu halten – wie habt ihr das gemacht?
Diese Frage könnte unser Gitarrist definitiv besser beantworten als ich. Was ich sagen kann, ist, dass sie alle sehr talentierte Musiker sind, mit einem ganz besonderen Gespür für Musik. Und wie gesagt verdammt talentiert.

Schreibt ihr das Material zusammen oder in Einzelarbeit, im Proberaum oder daheim?
Ein Gitarrist schreibt die Main-Riffs und die initialen Kompositionen daheim, ein anderer packt seine Arrangements dazu und den Bass – dann proben und perfektionieren sie das Material zusammen mit unserem Schlagzeuger.

Die Band spielt auch live, aber du nimmst an den Konzerten und Touren aufgrund deines Gesundheitszustandes nicht teil. Darf ich fragen, wie es dir geht?
Ich bin noch so halbwegs am Leben. Aber was meinen Gesundheitszustand anbelangt, hat sich nichts geändert – das bleibt.

Wie gehst du persönlich damit um, dass die Band live spielt und du nicht dabei bist?
Damit habe ich kein Problem. Ich würde natürlich liebend gerne einige Länder bereisen, aber was meine Gefühle zum Live-Spielen angeht, bin ich sehr zwiegespalten – Liebe und Hass halten sich da die Balance. Insofern habe ich damit generell kein großes Problem. Die Band als Ganzes, der Name BLAZE OF PERDITION ist es, was zählt – nicht wir Individuen.

Glaubst du, BLAZE OF PERDITION repräsentieren live mit Session-Sänger und Aushilfsgitarrist das, was ihr gemeinsam im Studio macht? Bekommen die Fans da die „echte“ Band zu sehen?
Wir hatten nie einen Aushilfsbassisten und wir haben keinen Session-Sänger mehr. Momentan treten BLAZE OF PERDITION mit unserem zweiten Gitarristen am Bass auf, der auch den Gesang übernimmt – und er macht das gut.

Besteht die Chance, dass du eines Tages auf die Bühne zurückkehrst, oder ist dieses Kapitel für dich für immer abgeschlossen?
Ich bin seit dem Unfall zweimal mit BLAZE OF PERDITION aufgetreten, und ich gehe davon aus, dass ich irgendwann nochmal die Chance bekomme, das zu wiederholen. Aber auf Tour wäre ich eher ein Hindernis als eine Hilfe, deswegen wähle ich dafür nur die Shows aus, die wirklich machbar sind.

Wie stehst du zu Leuten wie Jeff Becerra, dem Sänger von Possessed, der Shows mit seiner Band spielt, obwohl er im Rollstuhl sitzt?
Ich finde cool, dass er das weiter macht. Mein Zustand und ein paar andere Faktoren erlauben mir allerdings nicht, das selbe zu tun.

Wird es trotzdem eine Tour geben, um das neue Album zu promoten?
Die Jungs gehen mit Ulcerate jetzt im November auf Tour – das sollte eine gute Gelegenheit sein, das neue Material vorzustellen. Es gibt darüber hinaus weitere Pläne, aber da ist noch nichts fix.

Inwieweit prägt der tragische Unfall von vor vier Jahren heute auch musikalisch und textlich noch BLAZE OF PERDITION?
Ganz offenkundig sehr weit! Du kannst fast alles davon in den Texten zu „Near Death Revelations“ finden. Die neuen Texte sind anders, sie haben keinen Bezug zu dem Unfall – aber dieses Ereignis hat uns alle geprägt, und damit auch BLAZE OF PERDITION.

Worum geht es dann auf dem neuen Album, was ist die Idee hinter Titel und Artwork?
Es geht um das gleiche, um das es immer ging – > It’s about the same thing it has always been – Selbstwahrnehmung und Selbstentdeckung. Aber zwischen jedem Album und dem nächsten sammle ich im Leben neue Erfahrungen, die meine Gedanken und Gefühle beeinflussen – und diese teile ich in den Texten.

Vielen Dank für das Interview – zum Abschluss ein kurzes Brainstorming:
Black Metal:
Dunkelheit.
Polen: Tatsächlich ein sehr cooles Land, um dort zu leben.
Politik: Interessiert mich nicht.
Dein Lieblingsalbum 2017: Schwer, nur eines auszuwählen, aber ich habe viel Black Magick SS, Marilyn Manson, Ulver, Wolfbrigade, Whoredom Rife und Satyricon gehört. Das sind die ersten, die mir da einfallen.
Deutschland: Nazis. Ja, war ein Witz.
BLAZE OF PERDITION in zehn Jahren: Hoffentlich noch existent und inspiriert.

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