Konzertbericht: Gentleman w/ Jahcoustix

2009-07-07 Tollwood, München

Wenn sich Metal1.info Redakteure auf Abwegen befinden, landen sie vereinzelt auf Konzerten, von denen sie sich zunächst im Vorhinein kein Bild machen können: so z.B. auch vom Pastorensohn Tilmann Otto, den man in der deutschen Musikszene inzwischen besser als Gentleman kennt.
Seit seinem letzten Album „Another Intensity“ aus dem Jahr 2007 inklusive der obligatorischen Singleauskopplungen und Charterfolge, war es ruhig geworden um den eher bodenständig und zurückhaltend wirkenden Künstler, der auf der Bühne meist nur Unterhemd, Jeans und Kappe trägt.

Wie bereits im letzten Jahr, führte Gentleman seine persönliche „Journay to Jah“ 2009 wieder einmal auf das Münchner Tollwood, dieses Mal unterstützt von Jahcoustix, die ca. 40 Min. lang ein solides Vorprogramm boten. Dabei wurden allerdings bereits die oftmals geäußerten Kritikpunkte am Reggae laut, die z.T. auch auf mittelalterliche Musik zutreffen. So erlauben die verwendeten Instrumente nur eine limitierte oder – um es positiver bzw. reggae-mäßiger auszudrücken – eingeschränkte Bandbreite an Tönen, die man entweder auf Dauer mag oder nicht. So kleideten auch Jahcoustix ihre „good vibrations“ in ein relativ ähnliches Kleid, um ihre stets positiven lebensbejahenden Botschaften zu vermitteln.

Gentleman und seine Far East Band wählten im Anschluss daran einen clevereren Weg, um der Einheitskost etwas Abwechslung zu verschaffen. So gab es mehrmals Solostücke der beiden farbigen Sängerinnen, die den ehemaligen Teilnehmer am Bundesvision Songcontest trotz extremer Hitze und Luftfeuchtigkeit im Zelt an die Wand sangen. Gentleman konzentrierte sich indes mehr auf seinen ungeheuer guten Draht zum Publikum, der bereits beim Opener „Superior“ deutlich wurde, welcher frenetisch gefeiert und mitgesungen wurde. Stimmungstechnisch musste er sich ganz eindeutig nicht hinter Subway to Sally, Schandmaul und Konsorten aus den letzten Jahren verstecken, ebenso wenig im Hinblick auf die Zuschauerzahl.
Seine leicht verplanten, repetitiven (good vibs, good vibs, good vibs,…) und durchweg charmanten Ansagen machte Gentleman in einem fließenden Wechsel aus Englisch und Deutsch, wobei man sich erst nach ca. einer halben Stunde sicher sein konnte, dass er der deutschen Sprache vollständig mächtig ist, als er ein „Es ist immer schön hier zu sein, München!“ über die Lippen brachte. Wenn er nicht gerade zur Ruhe kam, um sich für vermeintlich schlechten Gesang dank Hitze und Luftfeuchtigkeit zu entschuldigen, hetzte er bei den schnellen Stücken wie ein Derwisch über die Bühne, ohne sich jedoch in den Vordergrund zu drängen. So bekamen auch seine Mitmusiker genügend Rampenlicht und ihren verdienten Beifall.
Es war darüber hinaus ein besonderes Erlebnis zu sehen, wie sich Gentleman ehrlich darüber freuen konnte, wie andere Spaß an seiner Musik hatten. So baute er mitunter ungewöhnliche Breaks in seine Songs ein und setzte sich an den Bühnenrand, um mit funkelnden Augen der Menge beim Tanzen und Singen zu Liedern wie „Caan Hold Us Down“ und „Different Places“ zuzusehen. Mittendrin stellte er den ersten Reihen offenbar spontan die Frage, welches Lied sie gerne hören würden und stimmte dann spontan zu „Leave us alone“ mit ein.

Einzig und allein einige zu schnelle und überladene Liveversionen von Liedern wie „Runaway“ konnten bei mir nicht die Begeisterung hervorrufen wie beim Rest des Publikums.
Als erste Zugabe folgte schließlich das allseits bekannte „Dem Gone“, welches neben „Superior“ meine persönlichen Highlights des Auftritts waren. Nach gut 2 Stunden verabschiedeten sich Gentleman und seine Band und blickten dabei in eine sichtlich zufriedene Menge, wobei wir ganz offensichtlich nicht die einzigen waren, die sich an diesem Abend gerne auf musikalischen Abwegen tummelten, um in „gechillter“ Atmosphäre zu feiern.

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