Konzertbericht: The BossHoss w/ Bonsai Kitten

2009-07-04 Tollwood-Zelt, München

Wurden wir vor einigen Jahren noch dafür belächelt, eine – ich zitiere – „Retortenchartsband“ wie The BossHoss auf metal1.info zu featuren, so sind diese Stimmen im Laufe der Zeit ruhiger geworden. Inzwischen findet man die Jungs in ihren Jeans und weißen Unterhemden sogar auf dem Wacken-Lineup. Ob und wie gut dort ein Ausflug in den Bereich Country mit vereinzelten Punk und inzwischen relativ viel Pop-Einflüssen funktioniert, wird sich allerdings erst noch zeigen.

Im Zuge der Veröffentlichung ihres nunmehr 4. Studioalbums „Do or Die“ führte die Berliner ihr Weg nach München in das Tollwood-Zelt. Als Vorband traten Bonsai Kitten auf, die weder im Internet noch auf den Plakaten angekündigt wurden, so dass bereits zu Beginn viele Fans auf den eigentlichen Hauptact warteten und nicht schlecht staunten, als plötzlich eine Frau mit Batmanmaske und rotem Mini die Bühne betrat. Die musikalische (und auch optische) Performance würde ich als Durchschnittskost auf unterem Niveau mit relativ geringer musikalischer Bandbreite bezeichnen. Die allgemeinen Publikumsreaktionen waren aber durchaus in Ordnung.

Um kurz nach 20 Uhr war es schließlich Zeit für den ostdeutschen Crossover-Countryexport. Im Vergleich zu früheren Jahren, beschränken sich die Jungs nicht mehr auf das Covern von Hits berühmter Künstler wie Britney Spears, Outkast und den Beastie Boys, sondern schreiben ihre Songs selber. Zum Glück verleugnen sie ihre musikalischen Anfänge dennoch nicht und so kam man auch in den Genuss der allerersten Single namens „Hey Ya“.
Anfangs enttäuschte mich die Setliste etwas, denn neben dem unspektakulären Jimi Hendrix Cover „Hey Joe“ ging die etwas biedere Coverkost mit „Remedy“ weiter. Da hätte es deutlich bessere Alternativen gegeben.

Doch im Laufe der Zeit steigerten sich die Jungs und der Zug kam langsam aber sicher ins Rollen. Eine kleine Akustikeinlage, während der ein roter Vorgang die Bühne verdeckte, wurde von einer grandiosen Coverversion von „I Say A Little Prayer“ gekrönt.
Vom neuesten Werk gefielen mir live die beiden Songs „Go go go“ und „Wolf Call“ sowie die aktuelle Single names „Last Day“, wobei der Großteil der restlichen dargebotenen Songs nicht über Durchschnittspop mit verflucht guten Instrumentaleinlagen hinaus kam. Die neue „Blueslastigkeit“ steht der Band meiner Meinung nach überhaupt nicht zu Gesicht, ebenso wenig wie die Rock-Pop Ausrichtung mit Country-, Blues- und Punkversatzstücken. Der rockigere Kurs von Stallion Battalion (auf dem Konzert perfekt abgebildet durch “Shake & Shout”) war meiner Meinung nach genau die richtige Entwicklung für die Band, da die Stücke auf CD ähnlich rockig rüberkamen wie sie live gespielt werden.
Von den Vorgängeralben zündeten hingegen das auf Platte relativ lahme „Ca plane pour moi“ live deutlich besser. Wie für BossHoss üblich, dauerte der Zugabenblock sage und schreibe 45 Minuten und enthielt mit dem ruhigen Akustikstück „Mary marry me“ und dem fetzigen Rausschmeißer „Yee Haw“ (inklusive mit der besten Publikumsreaktion des gesamten Abends) zwei absolute Highlights.

Generell bin ich eher misstrauisch, was die generelle Entwicklung von BossHoss betrifft. Der größtenteils raue, dreckige Country-Punk der Anfangsjahre ist zu einem eher gemäßigten Rock-Pop-Mix verkommen, der zwar live immer noch gut für Stimmung sorgt, aber eben auch etwas gekünstelt und den Erfolgen angepasst wirkt. Ich meide nun absichtlich das Wort Kommerz, aber diverse Soundtracks zu Filmen und Werbespots sprechen wohl auch eine relativ eindeutige Sprache.Allerdings muss mit Musik letztendlich Geld verdient werden und das scheint den Pseudocowboys aus Berlin relativ gut zu gelingen, wenn man sich die Chartplatzierungen und auch die Besuchermenge am Tollwood vergegenwärtigt.

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