Review Kadavar – For The Dead Travel Fast

„Denn die Toten reiten schnell.“

Dieser Satz aus Bram Stokers „Dracula“ (ursprünglich eigentlich aus der Ballade „Lenore“ von Gottfried August Bürger) ist mehr als nur der Titel der neuen Scheibe von KADAVAR. Vielmehr ist er das Leitmotiv der Platte und macht sofort klar, dieser Ritt wird düster. Dracula stand nicht nur Pate für Titel und einige der Lyrics, auch das Coverfoto ist eng mit der Geschichte des legendären Grafen verwoben, schließlich posieren die Jungs vor Schloss Bran, dem angeblichen Sitz des Blutsaugers. Nun brauchen langjährige Fans der Berliner aber keine Angst haben, KADAVAR haben sich nicht plötzlich dem Genre Horror-Punk oder etwas in die Richtung zugewandt. „For The Dead Travel Fast“ zeigt die Band noch virtuoser, vielseitiger und düsterer als der Vorgänger „Rough Times“ und dürfte wohl mit Recht als ihr bisher bestes Album gelten.

Unheimlich und mystisch beginnt der Ritt der Toten mit „The End“, einem Intro das nahtlos in die erste Single „The Devil’s Master“ übergeht. Von der Klasse dieses Songs konnte man sich bereits überzeugen und auch nach mehrmaligem Hören begeistert das Stück mit seinem sphärischen Einstieg, der sich bald in eine wuchtige Basslinie und ein fettes Riff verwandelt. Textliche Anklänge an Dracula dürften kein Zufall sein. In eine ganz andere Richtung geht das folgende „Evil Forces“. Ganz ohne Doom und brachiale Riffs, dafür energetisch und rockig geht der Song nach vorne und stellt bereits jetzt die Variabilität von KADAVAR unter Beweis. Ähnliches Ohrwurmpotential hat auch „Poison“, das noch ein bisschen runder und packender klingt. Mit dieser Nummer bewegt sich Sänger Lupus erneut in eher politischen Textgefilden, wie sie vermehrt auch schon auf „Rough Times“ zu finden waren.

Es sind aber ganz klar die düsteren, schweren Momente die auf „For The Dead Travel Fast“ dominieren. Mal psychedelisch-rockig („Children Of The Night“), im Stil von Horror-Filmmusik („Dance With The Dead“) oder ungewohnt fiebrig-treibend („Demon In My Mind“). Es gleicht fast einer Meisterleistung des Marketing, das Album genau im Oktober zu veröffentlichen. Nachdem KADAVAR auf „Berlin“ ihre locker-leichte Rockseite und auf „Rough Times“ brachialere Töne ausgelebt haben, steht ihnen die dunkel-melancholische Stimmung von „For The Dead Travel Fast“ ebenfalls sehr gut.

Ein weiteres Highlight unter vielen ist „Saturnales“, dass komplett von Bassist Dragon dargeboten wird. Nachdem dieser auf dem letzten Album bereits Spoken-Words beigesteuert hat, singt er nun auch und muss sich damit keinefalls hinter Fronter Lupus verstecken. Ruhig und sphärisch klingt die Ballade und liefert damit einen Ruhepol zum Rest der Scheibe.

Die Toten reiten wirklich schnell, denn so kurzweilig und dabei enorm spannend war schon lange kein Album aus dem Bereich Retro-/Stoner-Rock mehr. Wobei dieses Genrelabel die Musik von KADAVAR eigentlich kaum fassen kann. Rock, Doom, Stoner und Psychedelic vereinen sich auf „For The Dead Travel Fast“ zu einem faszinierenden Sound, der KADAVAR auf der bisherigen Spitze ihres Schaffens zeigt. Artwork, Songwriting und Lyrics bilden dabei eine perfekte Einheit, die die Eigenständigkeit und den anhaltenden Hunger der Band nach Entwicklung verdeutlicht.

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Wertung: 9 / 10

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