Review Katatonia – Brave Murder Day

Manche Bands brauchen einige Zeit, um sich von ihren Wurzeln zu verabschieden. Die schwedischen Dark Rocker KATATONIA haben mit ihrem Debütalbum „Dance Of December Souls“ zunächst ziemlich harsch, schon fast black-metal-mässig begonnen – allerdings eher in gemächlichem Tempo – auch wenn die Band schon damals darauf verwies, Gothic-Elemente in ihrem Sound zu haben. Konsequnterweise nannten sie den Stil schließlich selbst „Gothic Funeral Metal“, aber schon das Zweitwerk „Brave Murder Day“ entsprach dem nur noch sehr eingeschränkt.

Statt auf eine gewisse Härte zu setzen, entwickelten Renkse und Co eine neue Stilistik, die zwar weiterhin von einer dunklen Atmosphäre und phasenweise auch einer entsprechenden Kälte geprägt war. Hinzu gesellte sich aber eine insgesamt eher langsame Ausrichtung, Blastbeats und Doublebass finden eher nur noch am Rande Beachtung. Stattdessen setzen die Schweden auf die hypnotisierende Wirkung von sich häufig wiederholenden Riffs im Midtempo, die ohne großartigen Firlefanz dargeboten werden. Das Schlagzeug kommt ebenso ohne viele Breaks aus und spielt in der Regel einen schnörkellosen 4/4-Takt.
Hierdurch entsteht eine gewisse Uniformität der Songs, das gesamte Album wirkt sehr aus einem Guss, andererseits fehlen so aber auch Lieder, die mal wirklich aufhorchen lassen. Eine Ausnahme bildet das akustische „Day“, welches durch Renkses unvergleichliche Clean-Stimme veredelt wird. Von den Growls hat sich der Frontmann auf diesem Album verabschiedet, als Grund führt er an, die Fähigkeit für „richtige Death-Metal-Schreie“ verloren zu haben. In Schweden stellt ein solcher Umstand natürlich kein Problem dar. Mit Mikael Akerfeldt von Opeth holte man sich rasch einen sehr probaten Ersatz ins Boot, so dass man auf Härte in Sachen Gesang nicht verzichten muss. Akerfeldt übernimmt sogar den absolut überwiegenden Teil der Vocals, auch wenn man sich mehr Renkse-Einsatz sicher gewünscht hätte. Hier kam man aber glücklicherweise auf den folgenden Alben noch zu seinem Recht.

Für viele KATATONIA-Fans mag dieses Album den wirklichen Karrierestart markieren, andere mögen „Brave Murder Day“ vielleicht weniger, da der Bruch nach dem Debüt schon enorm ist. Ich muss gestehen, dass mir die progressivere Ausrichtung der späteren Platten etwas mehr gefällt, aber auch hier gibgt es diese gewissen Momente, die nicht viele Bands zu Stande bringen. Kein absolutes Highlight im Schaffen der Schweden, aber ein Album, das man sich gut anhören kann, wenn man mal wieder im Schwermut schwelgen will.

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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