Review Six Feet Under – Wake The Night! Live in Germany (DVD)

  • Label: Metal Blade
  • Veröffentlicht: 2011
  • Spielart: Death Metal

Von einem Sinnungswandel der Musikindustrie zu sprechen, wäre wohl etwas übertrieben – dennoch ist es auffällig: Wider der allgemeinen Preistreiberei, die derzeit in eigentlich sämtlichen Bereichen des Lebens stattfindet, und auch in der Musikwelt über lange Zeit intensiv betrieben wurde (ich sage nur: Bandshirts im Schnitt 20€ – hallo?) gibt es aktuell vermehrt Angebote, die den Fans wirklich entgegenkommen – und damit meine ich keine Nile-Pyramide oder eine auf 20 Stück limitierte Belphegor-CD mit Leopard-III-Panzer zum in den Garten stellen, sondern schlicht und ergreifend faire Preise: Denn wie auch das neue Amon Amarth-Album zu einem wirklich angemessenen Preis in die Läden kommen wird, so haben auch SIX FEET UNDER entschieden, sich mit ihrem neuesten Release bei den Fans zu bedanken:
Für gerade einmal um die 14€ gibt es deshalb nicht nur die neue DVD, „Wake The Night! Live in Germany“, sondern in der Erstauflage das aktuelle Cover-Album der Groove-Deather, „Graveyard-Classics III“ gleich noch oben drauf.

Dass dafür auf dem puristisch angelegten Silberling auf jeglichen Schnickschnack abseits des Livemitschnittes verzichtet wird, lässt sich noch leicht verkraften – deutet aber schon an, dass der billige Verkaufspreis nicht von Ungefähr kommt und hier an einigen Ecken gespart wurde.
So wurde der Auftritt auf dem Party.San-Festival 2009 zwar mit nicht weniger als neun Kameras wurde eingefangen – 16:9-Format, gestochen scharfes Bild und glasklaren 5.1-Sound inclusive – der Sound jedoch bietet zumindest Anlass zu Disskussionen: Zwar schallt das, was SIX FEET UNDER auf der Bühne abziehen, wirklich mächtig und mit Wums aus den Boxen, jedoch für einen Livemitschnitt fast einen Tick zu prägnant: Live-Feeling kommt hier selten auf, da das Publikum quasi nie zu hören ist, und der Verdacht liegt nahe, dass man hier lediglich eine Mischpultabnahme hört: Qualitativ hochwertig, jedoch auf Kosten der Festival-Atmosphäre.
Zumindest die Show selbst jedoch vermag uneingeschränkt zu begeistern: Denn selten, um nicht zu sagen nie, habe ich SIX FEET UNDER derart energiegeladen, motiviert und musikalisch fit erlebt wie in dieser Nacht vor den Toren Bad Berkas: So führt Goldkehlchen Chris Barnes seine Männer souverän durch ein Set, das keine Wünsche offen lässt: Vom ersten Album, „Haunted“, bis zum aktuellen Release „Death Rituals“ ist in der Setlist alles zu finden, was das Deathmetaller-Herz begehrt – dargeboten in an Perfektion gerenzender technischer Brillianz und einem damals live wie heute auf dem Silberling glasklaren Sound.
Allein Chris Barnes charakteristische Wechsel zwischen tiefem Growlgesang und fast schon pigshoutartigen Einwürfen sorgt ein ums andere mal für offene Münder – viel mehr jedoch noch, dass der in vergangenen Tagen doch bisweilen etwas entrückt wirkende Barnes aufgeweckt, aggressiv und engagiert die Bühne beackert, als gäbe es kein Morgen.
Spätestens, als nach einer kurzen Pause das mittlerweile traditionell finale AC/DC-Cover „TNT“ über die Felder von Bad Berka schallt, ist klar, dass das 15. Party.San-Open Air als voller Erfolg in die Geschichte des Festivals eingehen wird schrieb ich seinerzeit im Festivalbericht – allein in diesem Punkt birgt die DVD einen Wehrmutstropfen, fand es dieser Klassiker doch, wohl um GEMA-Gebühren einen Coversong zu sparen, keinen Weg auf den Silberling.

„Wake The Night! Live in Germany“ ist, das Gefühl wird man leider nicht los, irgendwie keine vollwertige Musik-DVD, zumindest nicht gemessen an den Standards, die andere Bands in den letzten Jahren gesetzt haben. Viel mehr hat man, ob der puristischen Aufmachung und nicht zuletzt aufgrund der simplen Mischpult-Abnahme-Technik das Gefühl eines (zugegebenermaßen qualitativ sehr hochwertigen) Livebootlegs oder einer Bonus-DVD, wie man sie beispielsweise bei Amon Amarths letztem Album mitgeliefert bekam.
Sieht man die DVD als solche und beziehungsweise geschenkte Beilage zum aktuellen Cover-Album an, gibt es wahrlich keinen Grund zu meckern – wer jedoch eine audiovisuelle Rundum-Vollbedienung erwartet, sollte zumindest in Erwägung ziehen, sich eher die 2004er-DVD „Live With Full Force“ zuzulegen.

Wertung: 7.5 / 10

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