Interview mit jaspeR von Inzestival II – Veranstalter

Das Bandfamilienfestival „INZESTIVAL“ geht in die zweite Runde: Mit dabei sind, unter sorgfältiger Missachtung sämtlicher Genregrenzen, wieder alle verwandten Bands der Münchner Rock-Formation „The Neighbours“.
Nachdem wir euch die Bands unlängst in einem Steckbrief-Special vorgestellt hatten, gibt nun Veranstalter jaspeR Auskunft über alles Wissenswerte zum Festival:

Sers!
Ersteinmal vielen Dank, dass du dir die Zeit für das Interview nimmst – viel zu tun mit Promotion und Organisation für das INZESTIVAL 2011?

Dank Euch für das Interview! Naja, dieses Jahr läuft die ganze Organisation etwas runder und unstressiger – einerseits, weil man viele Dinge vom letzten Jahr übernehmen kann, andererseits, weil sich dieses Mal ein viel größerer Zirkel der Bandfamilie an der ganzen Arbeit beteiligt, was doch spürbar entlastet.

Für alle die nicht dabei waren: Stell uns doch zunächst einmal bitte das Konzept hinter dem INZESTIVAL vor, gerade unter Berücksichtigung des doch etwas, sagen wir mal: ungewöhnlichen, Namens…
Nunja, der Name ist Programm. Nicht nur in der norwegischen Black Metal Szene, sondern auch in der genreübergreifenden Szene von Oberbayern gibt es massive personelle Überschneidungen bei Bands, die stilistisch wenig miteinander am Hut haben. Bei einer Bandprobe unserer seit 15 Jahren existenten Band ‚the Neighbours‘ haben wir mal nachgezählt, wieviele livetaugliche Bands wir zusammenbekommen würden, wenn jeder Neighbour seine Projekte mitbringt. Sieben Bands – das klang nach einer perfekten ein-Tages-Festivalbesetzung. Die Schnapsidee war geboren, ein halbes Jahr später das Feierwerk gebucht… So einfach kann’s manchmal gehen!

Das INZESTIVAL gibt es 2011 ja bereits zum zweiten Mal – so schlecht scheint es letztes Mal also wohl nicht gelaufen zu sein?
Das kann man wohl sagen. Das Hansa 39 im Feierwerk war fast ausverkauft, die Leute sind abgegangen wie Zäpfchen, die meisten bis zum bitteren Ende um halb 3 geblieben – was will man mehr?

Ihr habt also quasi aus dem Nichts eine Veranstaltung mit fast 500 Besuchern etabliert, und das auch noch trotz (oder wegen?) der bunten Mischung aus Ska, Rock und Metal.
Hast du mit so großem Zuspruch gerechnet, oder hat dich das selbst überrascht?

Dass es genug tolerante Leute auf allen Seiten des bunten Stilmixes gibt, war mir klar – was mich überrascht hat, war, wie offen die verschiedenen Gruppierungen gegenüber den anderen Musikrichtungen waren – es war eigentlich immer volle Bewegung im Publikum. Die Anzahl der Besucher erklärt sich sicher auch aus der engagierten Werbungsarbeit der Bands und unseres großartigen Streetteams. Da haben alle ganze Arbeit geleistet.

Das Konzept eines genreübergreifenden Musikevents ist ja relativ ungewöhnlich, setzen die meisten Veranstalter doch im Regelfall auf eine recht gleichförmige Bandzusammenstellung im Lineup. Ein Fehler? Wo siehst du die Vor- und Nachteile eines genreübergreifenden Billings?
Der Vorteil ist natürlich, dass deine Audienz enorm wächst, im Prinzip kann vom Indie bis zum Black Metal Fan jeder Spaß bei uns haben. Der Nachteil ist, dass Szenedogmatiker total fehl am Platz sind – wenn der Indiefan oder der Metaller Scheuklappen anhaben, werden die keinen Spaß haben. Ich denke, dass sich Vor- und Nachteile im Großen und Ganzen die Waage halten. Man sieht am Line-Up, dass wir von den Neighbours definitiv nicht zur Scheuklappenfraktion gehören, für uns ist so ein Billing also ganz natürlich. Die Affinität zum Genremischmasch ist vielleicht auch ein bisschen unserer Bandhistorie bei den Neighbours geschuldet. Wir haben immer einen recht bunten Stilmix mit unserem Nerd Rock verfolgt und wollten nie in irgendwelche Genreschubladen passen, was ich bei vielen Veranstaltungen als enormen Vorteil für uns empfunden habe. Wenn das Publikum auf einem Punkevent 4 Stunden lang dieselben drei Akkorde durchgeschrammelt gehört hat, haben die auf den Abwechslungsreichtum immer recht euphorisch reagiert. Die Chance, auf dem Inzestival eine Band zu entdecken, über die man bei seinen normalen Konzertbesuchen nie gestolpert wäre, ist glaub ich sehr hoch. Und Langeweile kommt bei dem Potpourri definitiv nicht auf!

Stellt es dich als Veranstalter vor irgendwelche Probleme, die man mit einem „normalen“ Lineup nicht hat?
Nicht dass ich wüsste. Zumal durch den Inzest, die personellen Überschneidungen, jeder jeden kennt. Die Beteiligten sind allesamt entspannte, vernünftige Leute, völlig stressfrei. Da hab ich auf Veranstaltungen mit ’normalem‘ Lineup schon weitaus größere Probleme gehabt.

Wie nehmen denn die Fans diese Herausforderung an, nacheinander mit Rock, Indie, Black Metal und Ska konfrontiert zu werden?
Wie oben gesagt – die Leute schienen damit weniger Probleme zu haben als wir auf der Bühne, hehe. Aufgrund der running order, die sehr auf Abwechslung bedacht war, haben wir es den Leuten glaub ich nicht allzu schwer gemacht. Zumal man sich auf dem Feierwerksgelände jederzeit eine Band lang Auszeit auf der Wiese nehmen kann.

Das Lineup ist ja im Vergleich zum Vorjahr weitgehend gleichgeblieben, was ja insofern logisch ist, als dass das Konzept „Bandverwandschaft zu den Neighbours“ beibehalten wurde. Siehst du darin auch die Zukunft des INZESTIVALs, oder muss sich das Lineup nicht vielmehr auch spätestens nächstes Jahr etwas anders gestalten? Wenn ja, hast du diesbezüglich schon Pläne?
Wir haben eine Neighbours-interne vertragliche Regelung, auf Basis derer alle Neighboursmusiker ihre anderen Bands alle zwei Jahre verlassen müssen und sich etwas neues suchen müssen. Dadurch ist die Abwechslung ja gewährleistet.
Nein, im Ernst, die Idee eines Zwei-Tages-Events gibt es natürlich schon. Hierzu muss das Konzept leicht erweitert werden – es werden dann auch Schwagerbands zugelassen, also Bands von Leuten, die mit den Neighboursmusikern in einer Band spielen. Wir haben so einen Stammbaum schon einmal grob skizziert – alle Bands spielen zu lassen, würde einen Zwei-Tages-Rahmen sprengen. Aber mit einer bunten Auswahl aus der Bandgroßfamilie könnte man ein schönes Zwei-Tages-Event durchziehen. Wir werden schauen, wie die Resonanz dieses Jahr so ist und dann weitersehen.

Welche Änderungen gibt es denn im Lineup im Vergleich zum letztjährigen Lineup und wie kamen die neuen Bands dazu?
Die Death Metaller von Dryad’s Tree haben die Band vorerst auf Eis gelegt und entfallen somit heuer. Leo, der Gitarrist, hat mich dann gleich für das Nachfolgeprojekt, Deviation of Six, engagiert. Leider sind wir noch im Songwriting und somit noch nicht livetauglich. Parallel zu der Gründung dieses neuen Metalprojekts sind Leo und ich unserem alten Dryad’s Tree Schlagzeuger zu dessen (halt dich fest) Indie-Pop-Projekt namens Erscheinungsmuseum gefolgt, mit dem wir dieses Jahr dem Inzestival die Ehre erweisen werden.
Der Neighboursbasser, der ja auch bei den beNUTS ist, ist seit kurzem auch bei einer weiteren Skaband namens ‚Steamy Dumplings‘ aktiv, die hatten aber leider am Inzestivaltermin keine Zeit. Somit hat sich zwar in der Bandfamilie einiges getan, aber das Inzestival erfährt nur eine einzige Bandumbesetzung.

Und wie sieht es mit der Running-Order aus? Wieder bunt gemixt oder durchsortiert?
Alphabetisch denk ich, oder nach Farben. Es wird genau wie letztes Jahr gehandhabt – das Billing wird erst vor Ort bekannt gegeben, damit das Familienevent im Vordergrund steht. Glaubt mir, es ist keine einzige Band dabei, die sich qualitativ nicht absolut lohnen würde.

Das offizielle Maskottchen ist dieses Jahr ja bereits zum zweiten Mal dabei, diesmal sogar in weiblicher Begleitung – haben die Beiden eigentlich Namen, und wie kam es zu den drolligen INZESTIVAL-Wegbegleitern?
Nein, offizielle Namen gibt es für die beiden nicht. Die Idee, ein Maskottchen zu kreieren, war recht schnell nach der Namensgebung da. Dass das Maskottchen möglichst aus jeder vertretenen Musikrichtung irgendein Trademark präsentieren soll, war auch klar. Tja, und mit der Vorgabe gibt man dann dem Jan Reiser Stift, Zettel und eine halbe Stunde Bedenkzeit, und fertig ist das Maskottchen. Das war echt unglaublich.

Als Location habt ihr euch erneut für das Feierwerk entschieden, welches ja dafür bekannt ist, abgefahrenen Konzerten und Events eine Heimat zu bieten. Wie schwer war es letztes Jahr, die Verantwortlichen von dem Konzept zu überzeugen, sowie dieses Jahr, die Location wieder zu bekommen? Anders gefragt: Wie groß ist der Rückhalt für die Veranstaltung?
Sehr groß. Das Feierwerk hat sich letztes Jahr schon dazu bereit erklärt, das Inzestival offiziell zu veranstalten, was uns enorm entlastet. Der Chef war letztes Jahr auch anwesend und mit dem Event hochzufrieden, wir haben gleich am Tag drauf den Termin für 2011 festgemacht.

Es sind ja bereits viele Bands, die ihr als Neighbours-Musiker auf die Bühne gebracht habt – der ein oder andere Insider wird zwei aber wohl immernoch schmerzlich vermissen: Atrorum und Truevil. Bei ersterem als 2-Mann-Studioprojekt ist das wohl nachvollziehbar – aber wie schauts mit Truevil aus? Schaffen die dieses Jahr oder, wenn nicht, vielleicht nächstes Jahr ihre Wiederauferstehung auf dem Inzestival?
Das ist ja schön, dass Leute an diese zwei Projekte denken. Nunja, ich für meinen Teil würde Atrorum gern einmal live auf der Bühne sehen, der Vorlauf dafür wäre aber beträchtlich. Da meist viel Organisation rund um das Inzestival anfällt, ist Atrorum generell ein unwahrscheinlicher Kandidat für dieses Festival. TruEvil waren dieses Jahr tatsächlich in der Planung, leider hat der Leadgitarrist mit einer Sehnenscheidenentzündung zu kämpfen und das Projekt musste kurzfristig abgeblasen werden. Ich denke, es sieht gut aus für TruEvil nächstes Jahr, nachdem es jetzt ein sinnvolles Live Line-Up gibt und eine neue Platte ja auch kurz vor Vollendung steht.

Der Kern der Veranstaltung, die Musiker der Neighbours, stand teilweise ja mit drei Bands auf der Bühne – gibt es eine Bilanz, wer von euch während dieses Tages wie viele Kilo abgenommen hat? Ich meine, abgesehen vom organisatorischen Stress, dem ihr ausgesetzt wart, Gigs mit den Neighbours oder den Benuts sind ja auch körperlich Schwerstarbeit…
Haha, alles, was der Musiker droht, abzunehmen, kompensiert er mit Bier. Die Frage ist also eher, wer wieviel Bier konsumiert hat an dem Abend… Ja, ich geb dir recht, es ist sauanstrengend. In meinem Fall waren es letztes Jahr drei Gigs, die alle recht zehrend waren, weil man mit den Metalbands ja auch nicht einfach rumstehen kann, sondern abgehen muss. Als es dann zur Debatte stand, ob Deviation of Six dieses Jahr schon auftrittsreif sind, dachte ich kurz ‚Oh Gott, vier Bands…‘ – naja, es geht schon. Man darf halt am Tag drauf keine großen Pläne haben, haha.

Wenn ich richtig informiert bin, war letztes Jahr auch eine DVD geplant… wie sieht es damit aus? Und plant ihr ähnliches auch für dieses Jahr?
Nein, eine DVD war letztes Jahr nicht in Planung. Wir haben letztes Jahr mit drei Kameras Teile des Inzestivals mitgeschnitten – das aber vor allem für uns, und als Pilotstudie, ob dabei verwertbares Filmmaterial herauskommt. Bislang ist aus dem Material ein kleiner Teaser entstanden, der auf der Inzestival-Homepage zu finden ist. Mir gefällt die Qualität des Materials recht gut, schauen wir mal, was wir mit den diesjährigen Bändern so anstellen…

Was wäre dein Resumee für 2010?
Dass es ein fulminantes Event war, das dringend wiederholt werden muss!
Und was erwartest du von 2011?
Dass ein ein fulminantes Event wird, das dringend wiederholt werden muss!

Ok, kommen wir zur letzten und alles entscheidenden Frage: Wo bekommt man Tickets, und was kostet das Vergnügen?
Tickets gibt’s bei den beteiligten Bands zu kaufen, oder unter www.inzestival.de. Wir haben uns geeinigt, den Preis so niedrig wie nur irgendwie möglich anzusetzen – SECHS Euro für SIEBEN Bands ist ja wohl alles andere als ein schlechter Deal, zumal alle beteiligten Bands normalerweise deutlich mehr kosten. Ein Tipp zum Schluss – bei Onlinebestellungen der Tickets fällt eine Versandkostenpauschale von 1 Euro an, die aber unabhängig von der Zahl der Tickets ist. Macht also am besten eine Sammelbestellung.

Gut, das wars von unserer Seite aus schon wieder! Ich bedanke mich für die Auskunftsfreude und wünsche viel Erfolg mit dem INZESTIVAL 2011 ! Wenn du noch etwas loswerden willst, hast du dazu jetzt die Gelegenheit:
Danke Euch für das Interview, ich hoffe, dass alle Leute, die mit gitarrenorientierter Musik was anfangen können, sich zügig aufraffen, ihr Ticket holen und das Inzestival 2011 zu einem genauso unvergesslichen Event werden lassen wie letztes Jahr! Wir sehen uns am 11.6.2011!

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