Konzertbericht: Negura Bunget w/ Nebelkrähe, Support

28.10.2012 München, Backstage Halle

Der Split von NEGURÂ BUNGET im Jahre 2009 spaltet bis heute die Metal-Welt. Für die einen sind die daraus entstandenen Dordeduh die „echten“ NEGURÂ BUNGET, die anderen fanden Negrus „Virstele Pamintului“ deutlich besser als das kürzlich erschienene „Dar De Duh“, und wieder andere freuen sich schlichtweg, dass es nun zwei Bands gibt und damit wohl doppelt so viele Konzerte und Veröffentlichungen.
Am 28.10. hatte Negrus Truppe im Rahmen einer Special Video-Show im Münchner Backstage ein weiteres Mal die Chance, seine Band zu präsentieren – mit im Gepäck die Grafinger ABANDONED DREAMS sowie NEBELKRÄHE aus München.


Dank Ausfällen bei den öffentlichen Verkehrsmitteln und entsprechenden kurzfristigen Umplanungen bei der Anreise komme ich leider erst mit einiger Verspätung in der noch recht spärlich gefüllten Backstage Halle an, in welcher die junge Band ABANDONED DREAMS aus Grafing bei München den Abend bereits eröffnet hat. Musikalisch wird hier eine durchaus ansprechende Mischung aus atmosphärischem Black Metal und Doom geboten. Die Abmischung ist auch beim Opener des Abends bereits sehr gut, die einzelnen Instrumente sind klar und deutlich zu hören und auch die Double-Bass-Attacken verschlucken die Songs nicht. Die Band ist darüber hinaus gut aufeinander eingespielt und weiß in musikalischer Hinsicht, auch wenn hier das Rad sicherlich nicht neu erfunden wird, wirklich zu überzeugen.
Allein, das Auftreten der Bandmitglieder wirkt insgesamt zu aufgesetzt. Sänger Rafael steht das gesamte Konzert vollständig bewegungslos hinter seinem Mikrophon, was an sich kein Problem wäre, würde er nicht versuchen, diese Introvertiertheit in den pathetischen Ansagen durch seine krächzende Stimme in Düsternis und Bedrohlichkeit umzuwandeln. Im Vergleich dazu post Gitarrist Nik das gesamte Konzert über wie ein Rockstar während Bassistin Liesa so desinteressiert scheint, dass der kleine Unfall, als sie aus Versehen einen Gitarrenhals ins Gesicht bekommt, richtig schockierend wirkt. Wirklich mitreißend ist der Auftritt demnach nicht, so etwas wie Bühnenpräsenz ist nicht gegeben. Das ist besonders schade, da die Musik von ABANDONED DREAMS durchaus zu überzeugen weiß. Egal, wie viel man sich auf der Bühne bewegt: Man muss der Band auch irgendwie die Leidenschaft anmerken, die für die eigene Musik besteht. Das ist hier leider nicht der Fall. [BL]


In der darauf folgenden Umbaupause bereiten sich die Avantgarde-Black-Metaller NEBELKRÄHE aus München auf ihren Auftritt vor. Der größte Teil der Umbaupause wird von einem Problem mit dem Bass-Amp dominiert, welches letztendlich allerdings wohl irgendwie gelöst werden kann, so dass zeitlich alles im geplanten Rahmen bleibt. Mit „ebenbürdig“ vom im Frühjahr 2013 erscheinenden Album „Lebensweisen“ eröffnet die Band ihr Set. Die vertrackten Rhythmen und das schleppende Tempo irritieren einige Anwesende wohl zunächst, auch, da irgendwas noch nicht zu stimmen scheint: Die Band spielt teilweise aneinander vorbei, die Abmischung ist etwas verwaschen und es fehlt an Energie. Mit dem zweiten Song „Das Karussell“ ändert sich dies, trotz des gesteigerten Tempos, nur marginal. Die vielen NEBELKRÄHE-Shirts im Publikum erklären dennoch den recht lauten Applaus nach den beiden Songs. Als hätte jemand einen Schalter umgelegt, wird mit dem darauf folgenden „Der Flaneur“ – welcher auch als limitierte Single-Auskopplung erschienen ist – jede Irritation beseitigt: Der Song rummst mit einer Wucht aus den Boxen, die Band transportiert eine Energie ins Publikum, die schlicht mitreißend ist und auch die Anwesenden beginnen nun energisch zu headbangen und sich zu bewegen. Die verschiedenen Elemente, die hier kombiniert werden, wie ein Walzer und Black-Metal-Blastbeats, harmonieren perfekt miteinander. Dass Sänger umbrA schließlich ins Publikum springt und dort den Song unter den Fans sing und sich dazu auspowert, zeigt die Begeisterung auf, welche die Musiker für ihr eigenes Schaffen besitzen. Nach einem weiteren neuen Song schließt die Band das Set mit zwei Songs ihres ersten Albums „entfremdet“, wobei besonders das bereits als Klassiker zu bezeichnende „Et In Arcadia Ego“ noch einmal alle Register zieht – denkt sich wohl auch der Schlagzeuger von Negura Bunget, welcher den Song kopfnickend von der Balustrade aus verfolgt. Nach diesem Song wird die Band schließlich mit lautem Applaus verabschiedet. Nach einem holprigen Beginn konnten NEBELKRÄHE insgesamt einmal mehr ihrem Ruf als anspruchsvolle, mitreißende Liveband gerecht werden. [BL]


Mit großer Spannung harrt man nun der Dinge, die da in Form des Headliners, NEGURÂ BUNGET, kommen mögen – hat die Band doch in den letzten Jahren so viele Besetzungswechsel durchgemacht, dass man sich nie ganz sicher sein kann, wie viele bekannte Gesichter man hier wiedersieht. Und in der Tat: Bis auf Bandkopf und Schlagzeuger Negru, sowie Inia Dinia am Keyboard scheint im Vergleich zur Album-Tour im Mai vergangenen Jahres erneut die gesamte Band ausgetauscht worden zu sein. Sicherlich muss dies nicht per se ein schlechtes Zeichen sein – ein wenig skeptisch stimmt es in dessen dennoch. Auch konzeptionell ist der Auftritt anders ausgerichtet als man es von den Rumänen kennt – wird der Auftritt, welche zu einem guten Teil aus noch unveröffentlichtem Material bestehen soll, laut Ankündigung durch eine spezielle Videoinstallation untermalt. Auch dieser Aspekt stimmt – zumindest mich – skeptisch, gibt es doch nur wirklich wenige Bands, bei denen dieses Konzept aufgeht, und die Visualisierung wirklich zur Atmosphäre der Show beiträgt. Und in der Tat – der Auftritt, den der geneigte Besucher geboten bekommt, hat nicht wirklich viel mit einem typischen NEGURÂ BUNGET-Auftritt zu tun. Zwar werden hier auch Klassiker präsentiert, verglichen mit früheren Darbietungen in Urbesetzung wirken diese jedoch eher blass interpretiert. Auch die extravagante Instrumentierung, die NEGURÂ BUNGET zu „Om“-Zeiten ausgemacht hat, ist auf ein Minimum zurückgefahren.

Findet man sich jedoch damit ab, dass diese Band nichts mit der Ur-Formation zu tun hat, kann man heute dennoch Freude haben: Perfekt aufeinander eingespielt, gelingt es Negrus Truppe recht gut, Atmosphäre aufzubauen. Einen nicht unerheblichen Teil trage dazu tatsächlich die Visualisierungen bei, welche mit stimmungsvollen Landschafts-Aufnahmen, wie man sie aus den älteren Videos der Band kennt, zu gefallen wissen. Schwieriger ist es da schon mit dem neuen Material der Band: Denn obwohl es im Kontext der Livedarbietung zunächst relativ gut zu funktionieren scheint, zeigen sich mit der Zeit doch erste Abnutzungserscheinungen: Relativ „true“ gehalten, fehlt es hier an der für NEGURÂ BUNGET typischen Abwechslung und Vielseitigkeit – wohl nicht zuletzt einer der Gründe, warum sich die Halle in der zweiten Hälfte des Auftritts zwar nur langsam, jedoch merklich leert.
Band wie Fans lassen sich hiervon nicht beirren – so dass die Rumänen nach ihrem regulären Set zu einer weiteren Zugabe zurück auf die Bühne geholt werden. Insgesamt also ein Auftritt, der für die Band durchaus als Erfolg gewertet werden kann, jedoch nicht in allen Punkten voll zu überzeugen wusste und die Erwartungen auf den kommenden Release der Band doch ein wenig zurückschraubt. Man darf gespannt sein… [MG]

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